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Fahrzeughandel 24. Juni 2020

Vorsichtig optimistisch

Obwohl die Zahl der Neuzulassungen und Besitzumschreibungen deutlich unter Vorjahresniveau liegt, erwarten 40 Prozent der Händler im zweiten Halbjahr bessere Geschäfte. Diese und viele weitere Zahlen zum Fahrzeughandel zeigt das aktuelle DAT-Barometer.

Nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) sind die Pkw-Neuzulassungen im Vergleich zum Lockdown-Monat April im Mai um 39,1% auf 168.148 Einheiten gestiegen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wechselten mit 549.050 Fahrzeugen ebenfalls deutlich mehr Pkw den Besitzer als im Vormonat (+55,8%). Trotz dieser positiven Entwicklung liegen die Zahlen weiterhin deutlich unter den Vorjahreswerten: Im Vergleich zum Mai 2019 ging die Zahl der Neuwagen um 49,5% zurück. Bei den Gebrauchtwagen waren es 13,7% weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Im Zeitraum Januar bis Mai kamen 35,0% weniger neue Fahrzeuge auf den Markt. Bei den Gebrauchtwagen lag das Minus in den ersten fünf Monaten bei 16,1%.

Angesichts dieser kritischen Zahlen fällt das Ergebnis des aktuellen DAT-Barometers recht milde aus. Die Deutsche Automobil Treuhand hat Automobilhändler nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Geschäft befragt. Während 34% der Händler im zweiten Halbjahr ein etwas besseres Geschäft erwarten, sehen 6% sogar deutlich bessere Aussichten. Damit sind 40% der befragten Autohändler positiv eingestellt, 27% glauben, es bleibe auf dem aktuellen Niveau. Allerdings sehen immerhin 20% – und damit jeder Fünfte – das zweite Halbjahr deutlich rückläufig. An einen leichten Rückgang glauben 12%.

Die Detailergebnisse im Überblick:

Diskussion um Kaufprämie wurde zur Hängepartie

Trotz des regen Kundenzulaufs und Beratungsbedarfs zögerten wegen der Diskussionen um eine Kaufprämie 57% der Kauf-Interessenten beim Handel bis Ende Mai ihren geplanten Autokauf hinaus.

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Händler wurden häufiger mit Nachlassforderungen konfrontiert

67% der Händler bestätigten, dass seitens privater Interessenten vermehrt Nachlässe gefordert wurden. Ein Viertel der Autohändler registrierten keine gestiegene Zahl an Nachlassforderungen.

Probleme bei der Beschaffung individuell konfigurierbarer Neuwagen

59% der Händler gaben an, Schwierigkeiten bei der Beschaffung individuell konfigurierbarer Neufahrzeuge und auch beim Zukauf von Werksdienstwagen zu haben. Immerhin werden über die Hälfte aller privat erworbenen Neuwagen laut DAT-Report erst nach der Bestellung gebaut. Je nach Marke liegen die Anteile deutlich höher. Die stockende Versorgung des Handels mit Werksdienstwagen liegt darin begründet, dass Mitarbeiter von Automobilherstellern und Importeuren ihre Fahrzeuge nicht im gewohnten Turnus erneuern konnten, weil in den Zeiten des Lockdowns keine oder nur sehr wenige Fahrzeug produziert wurden. Diese Fahrzeuge fehlten in der Weitervermarktung.

Wenig Entlassungen wegen Corona

Trotz der für den Autohandel schwierigen Situation gab es wenige Entlassungen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Aufgrund der vielfach im Automobilhandel realisierten Kurzarbeit mussten nur 16% der Händler Mitarbeiter entlassen. 78% konnten ihre Mannschaft vollzählig über die Monate des Lockdowns bringen.

Forderung nach Pkw-Zulassung in den Autohäusern

85% der Händler würden es begrüßen, die Zulassung von Fahrzeugen ohne Zutun einer Behörde/Zulassungsstelle vornehmen zu können. Besonders die Situation während und nach dem Lockdown hat bewirkt, dass sich die große Mehrheit des Handels eine Veränderung des Zulassungswesens wünscht. Immerhin 59% gaben zu Protokoll, dass zum Zeitpunkt der Befragung im Juni die Situation an den Zulassungsstellen den Prozess der Fahrzeugzulassung in erheblichem Maße beeinflusst hat, 30% sehen eine Behinderung in geringem Maße. Nur 9% gaben an, der Zulassungsprozess laufe wie bisher.

Gebrauchtwagen-Risikobestand beim Handel gewachsen

Bezogen auf die Gesamtmenge aller Gebrauchtwagen im Bestand eines Händlers stehen einige Fahrzeuge deutlich länger, als dies betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Aktuell stehen im Schnitt 38% aller Gebrauchtwagen beim Handel länger als 90 Tage – sie zählen damit zum sogenannten Risikobestand. Diese Zahl ist von 29% im November 2019 somit deutlich angestiegen. Die durchschnittliche Standzeit aller Gebrauchtfahrzeuge ist insgesamt ebenfalls angestiegen und liegt bei aktuell 104 Tage für Diesel- und bei 103 Tagen für Benzin-Pkw. Die monatliche Analyse der Gebrauchtwagen-Standzeiten wurde im März und April 2020 wegen des Lockdowns ausgesetzt.

Gebrauchtfahrzeugwerte nur leicht gesunken

Die Analyse der Wertentwicklung für dreijährige Gebrauchtwagen wurde im März und April 2020 wegen des Lockdowns ausgesetzt. Die im Mai 2020 verkauften Pkw erzielten noch einen Wert von 55,4% (Benzin-Gebrauchtwagen) bzw. 51,3% (Diesel-Gebrauchtwagen). Somit kann nicht von einer außergewöhnlichen Abwertung von Fahrzeugen gesprochen werden.

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