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Motor und Antrieb 2. Januar 2017

Wasser statt Benzin!

Nein, heute ist nicht der 1. April – auch wenn die neueste Innovation von Bosch vielleicht nach einem Scherz klingen mag. Mit einer Wassereinspritzung will der Zulieferer die Verbrennung optimieren. Hintergrund: Selbst bei modernen Motoren dient ein Teil des Benzins der Kühlung.

Im zukünftigen Verbrauchstest (WLTC) soll sich eine Ersparnis von bis zu vier Prozent erreichen lassen. Weitaus höher wird das Einspar-Potenzial bei flotterem Beschleunigen oder Autobahnfahrten beziffert: Durch das zusätzliche Einspritzen von Wasser sollen sich bis zu 13 Prozent Kraftstoff sparen lassen. „Mit der Wassereinspritzung zeigen wir, dass der Verbrennungsmotor noch einiges auf der Pfanne hat“, sagt Dr. Rolf Bulander, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions und Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Insbesondere bei Downsizing-Motoren mit drei oder vier Zylindern soll die Bosch-Technik ihre Sparsamkeit ausspielen können. Also bei jenen Motoren, die heute jedes gängige Mittelklasse-Auto unter der Haube hat.

Die Innovation von Bosch soll Autos nicht nur sparsamer, sondern auch leistungsstärker machen. „Die Wassereinspritzung kann jedem Turbomotor noch mal einen Extrakick verpassen“, sagt Stefan Seiberth, Vorsitzender des Bereichsvorstands Gasoline Systems bei Bosch. Der Motor wird durch frühere Zündwinkel noch effizienter betrieben. Damit können Entwickler selbst aus kraftvollen Sportmotoren zusätzliche Leistung kitzeln.

Der innovativen Motortechnik liegt technisch eine einfache Erkenntnis zugrunde: Ein Motor darf nicht überhitzen. Um das zu verhindern, wird bis heute bei so gut wie allen Benzinmotoren zusätzlicher Kraftstoff eingespritzt. Dieser verdampft und kühlt somit Teile des Aggregats herunter. Dieses physikalische Prinzip machen sich die Bosch-Ingenieure mit der Wassereinspritzung zunutze: Noch vor der Zündung des Kraftstoffs wird ein feiner Wassernebel in den Ansaugtrakt eingespritzt, der durch die hohe Verdampfungseigenschaft des Wassers effektiv kühlt.

Deshalb bedarf es auch nur einer kleinen zusätzlichen Wassermenge: Pro gefahrenen hundert Kilometern liegt der Verbrauch bei wenigen hundert Millilitern. Der kompakte Wassertank, der die Einspritzung mit destilliertem Wasser versorgt, muss somit höchstens alle paar tausend Kilometer aufgefüllt werden. Sollte der Tank doch einmal leer sein, funktioniert der Motor trotzdem problemlos, versprechen die Entwickler – allerdings ohne das höhere Drehmoment oder den geringeren Verbrauch der Wasser-Einspritzung.

Als erstes in Serie gefertigtes Straßenfahrzeug verfügt der BMW M4 GTS über ein innovatives und wegweisendes Wassereinspritzsystem, das Leistung und Verbrauch des aufgeladenen Sechszylinder-Reihenmotors bei Volllast weiter optimiert. Für dieses Modell hat Bosch die Teile der Wassereinspritzung zugeliefert. Die Gefahr der Rostbildung im Motor soll es übrigens nicht geben, da kein Wasser im Brennraum bleibt. Das Wasser verdampft vor der Verbrennung im Motor und gelangt vollständig mit dem Abgas in die Umgebung. Tiefe Temperaturen im Winter sollen auch kein Problem darstellen: Beim Abstellen des Motors wird das Wasser zurück in den Tank befördert, wo es durchaus gefrieren kann. Nach dem Neustart des Motors taut es aber schnell auf. (jg)

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