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"Schwarze Null oder leichtes Umsatzplus"

Die Geschäfte im Kfz-Teilehandel laufen gut, aber nicht mehr so gut wie zu Jahresbeginn. Nach einer Umfrage des Gesamtverbands Autoteile-Handel e.V. (GVA) verzeichneten 63 Prozent der Mitgliedsunternehmen in den ersten drei Quartalen gestiegene Umsätze.

Die Ergebnisse der Befragung gab GVA-Präsident Hartmut Röhl auf der Jahresmitgliederversammlung des Verbands in Hannover bekannt. An dem Spitzentreffen der Branche nahmen rund 250 Vertreter aus dem Kfz-Teilegroßhandel, der Kfz-Teileindustrie und von Anbietern technischer Informationen teil. Nach einem wirtschaftlich recht guten Start in das Jahr habe sich die Stimmung im Kfz-Teilegroßhandel zuletzt allerdings etwas eingetrübt, fasste Röhl den allgemeinen Tenor vieler Teilnehmerstimmen der GVA-Jahresmitgliederversammlung zum Geschäftsklima zusammen. Für das Gesamtjahr erwartet er eine "schwarze Null" oder ein leichtes Umsatzplus seiner Branche.

"Auch in diesem Jahr lassen sich im freien Markt ausgeprägte individuelle Unternehmenskonjunkturen beobachten, die auf eine intensive Wettbewerbssituation zwischen den freien Teilehändlern schließen lassen und auf generell viel Bewegung in der Branche hindeuten", so Röhl. Gleichzeitig erlebe die Branche einen anhaltenden Konzentrationsprozess. „Das Karussell mit Unternehmensübernahmen und -zusammenschlüssen dreht sich weiter. Dadurch, dass zuletzt zunehmend ausländische Investoren das Potential des von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägten freien Kfz-Teilegroßhandels entdeckt haben, hat sich diese Entwicklung noch einmal beschleunigt. "

Die wachsenden Herausforderungen an die Unternehmen etwa aus der fortschreitenden Digitalisierung und die ebenfalls steigenden Risiken durch zum Teil fragwürdiges Agieren von Fahrzeugherstellern in ihren Bestrebungen, den Kfz-Aftermarket für sich zu monopolisieren, würden laut Röhl dazu führen, dass manche Teilehändler auf „Größe“ setzen, um auch zukünftig noch erfolgreich am Markt zu bestehen. "Das ist eine Entwicklung, die sicherlich noch nicht abgeschlossen ist“, betonte der Verbandspräsident.

Nicht weniger als ein Umdenken in wirtschafts- und wettbewerbspolitischen Fragen forderte Röhl im Rahmen von der neu zu konstituierenden Bundesregierung: „In der Vergangenheit wurde bei Themen mit Bezug zum Automobil allzu oft Industriepolitik betrieben, wobei die Interessen der Automobilwirtschaft auch noch fälschlicherweise allein mit denen der Fahrzeughersteller gleichgesetzt wurden .Eine neue Bundesregierung sollte die Chance nutzen, hier andere Prioritäten zu setzen und geeignete rechtliche Rahmenbedingungen für freien und fairen Wettbewerb im Kfz-Ersatzteil- und Servicemarkt schaffen.“

Im Blick hatte Röhl dabei drei Themen: die Liberalisierung des Marktes für sichtbare Kfz-Ersatzteile, die Reform der europäischen Typgenehmigung verbunden mit dem Zugang zu technischen Informationen und die Digitalisierung/Fahrzeugvernetzung. "Neben den zahlreichen Chancen, die diese Themenkomplexe für die Branche und für die Autofahrer bieten, können allerdings existenzbedrohende Risiken für die unabhängigen Marktteilnehmer mit ihren mehreren hunderttausend Mitarbeitern in Deutschland etwa aus der Kfz-Teileindustrie, dem freien Kfz-Teilegroßhandel, den Werkstätten oder von Datenpublishern entstehen, wenn die rechtlichen Weichen falsch gestellt sind", so der GVA-Präsident. (jg)

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