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Gesetzesänderung 26. April 2024

XTL und HVO100 – jetzt kommen die neuen Kraftstoffsorten

Mit einer Änderung der Bundesimmissionsschutzverordnung dürfen ab Ende April neue synthetische Kraftstoffe hierzulande verkauft werden. Alles Wichtige finden Sie hier!

Mit einer Gesetzesnovelle werden nun auch hierzulande zwei neue Kraftstoffsorten an die Tankstellen kommen.
Mit einer Gesetzesnovelle werden nun auch hierzulande zwei neue Kraftstoffsorten an die Tankstellen kommen.

Synthetische Kraftstoffe haben großes Potenzial, die Emissionen im Straßenverkehr zu senken. Denn vor allem die große Bestandsflotte von aktuell 48 Millionen Fahrzeugen ist tagtäglich auf Benzin und Diesel angewiesen. Also auf Kraftstoffe, die aus Erdöl gewonnen werden. Mit den neuen Sorten werden synthetische Alternativen angeboten, die einerseits die Abhängigkeit vom Erdöl verringern, andererseits auch CO2 einsparen sollen.

Was ist XTL?

XTL steht für X-to-Liquid, ein beliebiges, kohlenstoffhaltiges Ausgangsmaterial wird zu einem flüssigen Energieträger umgewandelt. Aktuell wird vor allem aus Gasen neues Syntheseöl gewonnen. Branchenriese Shell etwa betreibt in Qatar und Malaysia große XTL-Raffinieren, die bisher unter dem Begriff GTL (Gas-to-Liquid) standen. In den Werken wird aus Erdgas neues „Rohöl“ gewonnen, welches unter anderem für die Herstellung besonders hochwertiger Schmierstoffe verwendet wird. Die Kapazitäten der Anlage in Qatar liegt bei 260.000 Barrel Rohölequivalent am Tag beziehungsweise acht Prozent der Gesamtproduktionsmenge von Shell. Der GTL-Kraftstoff von Shell ist für Unternehmen mit eigenen Flotten außerhalb des öffentlichen Tankstellennetzes bereits seit längerem verfügbar. Das Unternehmen spricht von sechs Prozent CO2-Einsparungen und bis zu 20 Proent Einsparungen an Partikelemissionen (Feinstaub), da das GTL-Öl besonders sauber ist.

Künftig soll nicht mehr Erdgas, ein Nebenprodukt der Ölförderung, sondern CO2 die Ausgangsbasis für die Gewinnen von synthetischen Ölen liefern. Damit würde sich die Klimabilanz noch einmal deutlich verbessern, bis hin zum bilanziell klimaneutralem Kraftstoff, der bei seiner Verbrennung nur die Menge an CO2 freisetzen würde, die bei seiner Produktion gebunden wurde.

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Was ist HVO 100?

HVO 100 ist ebenfalls ein erneuerbarer Kraftstoff, der auf Basis ölhaltiger Biomasse hergestellt wird und zu den paraffinischen Dieselkraftstoffen zählt. Die Abkürzung steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“. Derzeit kommen überwiegend nachhaltige Rest- und Abfallstoffe wie zum Beispiel Altspeisefette oder auch tierische Fette zum Einsatz. Nach Bundesimmissionsschutzgesetz ist Palmöl als Ausgangsstoff von Biokraftstoffen für die Anrechnung auf die Treibhausgasminderungsquote ausgeschlossen. Das derzeit am Markt verfügbare HVO wird vor allem aus Altspeiseöl und tierischen Fetten hergestellt, aber auch Rapsöl wird zum Teil für die Herstellung des paraffinen Diesels verwendet. In einem Raffinationsprozess werden die Ausgangsstoffe mit Wasserstoff zu HVO verarbeitet.

Beimischung „B10“

Neben den beiden Kraftstoffen in Reinform wird HVO100 auch als Beimischung zu konventionellem Diesel verkauft. Bislang ist an den Tankstellen normaler Diesel erhältlich, der als „B7“ bis zu sieben Prozent Biodieselanteil enthält. Entsprechend liegt der Anteil bei der neuen Sorte „B10“ bei rund 10 Prozent des paraffinen Dieselkraftstoffes.

Welche Fahrzeuge können XTL und HVO100 tanken?

Rein technisch können XTL und HVO Diesel-Kraftstoffe von jedem Fahrzeug getankt und verbraucht werden. Allerdings behalten sich die Motoren- und Fahrzeughersteller spezifische Freigaben vor, wenn es um Verträglichkeiten von Bauteilen geht, die mit Kraftstoff in Berührung kommen (Dichtungen, Schläuche usw). Bereits bei der Einführung von E10 waren die meisten Hersteller eher zaghaft, da hohe Haftungs- und Garantieansprüche drohen, sollte ein Motor den Sprit auf Dauer doch nicht vertragen. Auch müssen alle Komponenten der Kraftstoffanlage auf ihre chemische Beständigkeit überprüft werden, was Zeit in Anspruch nimmt.

Der DAT hat gemeinsam mit den Fahrzeugherstellern bereits eine Liste erstellt, in der freigegebene Fahrzeuge aufgeführt werden. Diese ist hier zu finden und wird laufend aktualisiert

Mehrpreis für den Klimaschutz

Deutschland ist bei der Umsetzung der Freigabe – eine Vorgabe aus Brüssel – einmal mehr das Schlusslicht. Im europäischen Ausland, darunter Österreich, Italien, den Niederlanden aber besonders in Skandinavien, sind die klimafreundlicheren Treibstoffe sowohl als Beimischung B10 (über 11.000 Tankstellen)  als auch in Reinform (2.250 Tankstellen) bereits erhältlich. Der Mehrpreis liegt für Endverbraucher gegenüber dem konventionellen Diesel bei etwa 5 bis 20 Cent pro Liter, wie der ADAC ermittelt hat. 

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