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Werkstattwelt im Wandel

Kfz-Techniker müssen sich ausdifferenzieren und neues Wissen aneignen, um beruflich zu überleben: Laut einer Studie herrscht 2040 weniger Bedarf an Mechatronikern alter Schule. Gründe sind u.a. „Over-the-Air“-Updates oder Ferndiagnose.

Die Zahl der Werkstattmitarbeiter soll bis 2040 abnehmen. Die Spezialisierung der Kfz-Profis beispielsweise hinsichtlich Elektrik-, Software- und Diagnose-Know-how dürfte zunehmen, heißt es in der Untersuchung.
Die Zahl der Werkstattmitarbeiter soll bis 2040 abnehmen. Die Spezialisierung der Kfz-Profis beispielsweise hinsichtlich Elektrik-, Software- und Diagnose-Know-how dürfte zunehmen, heißt es in der Untersuchung.

Welche Auswirkungen haben die großen Veränderungstreiber auf die Kraftfahrzeugbranche? In der Studie „Beschäftigungseffekte im Kfz-­Gewerbe 2030/2040“ befassen sich die Herausgeber von E-Mobil BW und die Autoren vom Fraunhofer- und IFA-Institut mit dieser Frage. Die Untersuchung bezieht sich auf die Situation im Herausgeberland Baden-Württemberg, aber auch auf das gesamte Bundesgebiet. Mit Unterstützung u.a. des Kfz-Gewerbes und des Wirtschaftsministerums im Ländle instrumentalisieren die Autoren mögliche Faktoren wie Fahrzeugdigitalisierung, Veränderung von Geschäftsprozessen und Vertriebsmodellen sowie die Elektrifizierung des Antriebstrangs und leiten daraus Beschäftigungseffekte ab.

Die Ergebnisse sind bemerkenswert und besorgniserregend zugleich: Bis zum Jahr 2030 gehen die Mitarbeiterzahlen in Werkstätten und Autohäusern den Berechnungen zufolge um etwa 18 Prozent von 2021 435.000 (Baden-Württemberg, BW: 78.300) auf 356.000 (BW: 64.000) zurück. Bis 2040 sollen in den Betrieben sogar rund 28 Prozent weniger Personen Beschäftigung finden (Deutschland: 312.000; BW: 55.000). Neben den Zentralabteilungen mit verwaltungsorganisatorischen Aufgaben lassen insbesondere die Bereiche Handel und Werkstatt Federn: In der Kfz-Technik seien demnach bis 2040 bis zu 24 Prozent weniger Mechatroniker und Meister nötig: Als Gründe werden in der Studie der zunehmende Vernetzungsgrad der Fahrzeuge genannt. Bis 2040 sollen 90 Prozent der Autos digital verknüpft sein. Daraus resultierende Möglichkeiten von „Over-the-Air“-Updates (OTA), prädikativer Instandhaltung und Ferndiagnose sorgen dafür, dass in den Werkstätten weniger Kundenfahrzeuge zu betreuen sind.

Diagnosekompetenzen entscheidend

Desweiteren folgern die Studienautoren: Fabrikatsunabhängige Betriebe haben es künftig noch schwerer im Wettbewerb gegen Autobauer sowie fabrikatsgebundene Betriebe. Michael Ziegler, Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg e.V.: „Die Transformation im Kraftfahrzeuggewerbe greift tiefer und weiter als alles bisher Dagewesene.“

Der Zuwachs des Anteils an Software und Elektronik im Fahrzeug zusammen mit der Reduktion des Anteils an mechanischen Bauteilen wird innerhalb der Fahrzeugmechatronik zu einer Verschiebung der Schwerpunkte im operativen Werkstattbetrieb führen, heißt es in der Studie. Durch die zunehmende Digitalisierung müssten sich Mechatroniker Software- und Elektronikkenntnisse aneignen, lautet demnach eine Handlungsempfehlung. Die Autoren geben aber gleichzeitig Entwarnung: Es gehe weniger um Eigenentwicklung beziehungsweise Programmierung von Komponenten in den Werkstätten. Vielmehr rücken Diagnose und Fehlerbehebung noch mehr in den Fokus. Unter Umständen wandelt sich das Jobprofil Mechatroniker durch eine Spezialisierung zu dem neuen Jobprofil Diagnosetechniker. Auch die Teiletheke sowie das Werkstattlager kommen unter Druck: In der Studie ist im Bereich „Teile und Zubehör“ bis  2040 von einem Rückgang der Beschäftigtenzahl um bis zu 80 Prozent zu lesen.

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