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GVA 14. März 2024

NKW-Ausschuss fordert Technologieoffenheit

Die unterschiedlichen Antriebstechnologien für Nutzfahrzeuge standen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des NKW-Ausschusses im Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA). Die Mitglieder bekennen sich zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors – diese darf aber nicht zur Deindustrialisierung führen.

Die Mitglieder des NKW-Ausschusses im GVA diskutierten in Kassel ausführlich über die Möglichkeiten der weiteren Dekarbonisierung. 
Die Mitglieder des NKW-Ausschusses im GVA diskutierten in Kassel ausführlich über die Möglichkeiten der weiteren Dekarbonisierung. 

Das Ziel ist klar, nur über den Weg dorthin streiten sich die Geister. Der NKW-Ausschuss im GVA diskutierte in Kassel ausführlich über die unterschiedlichen Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors weiter zu reduzieren. Ein möglicher Ansatz, dieses Ziel zu erreichen, ist der Einsatz von E-Fuels. Lars Hummel von der „eFuel Alliance“ nahm den Ausschuss in seinem Vortrag mit in die Welt der E-Fuels und erläuterte, inwieweit diese klimaneutralen Kraftstoffe zur Dekarbonisierung beitragen können. Einer der besonderen Vorteile dieses synthetischen Kraftstoffs sei, dass dieser das Problem der Energie-Speicherung löse. Um ein Hochlaufen der Produktion von klimaneutralen E-Fuels zu gewährleisten, bräuchten die Unternehmen aber Planungssicherheit.

Die Beimischung von E-Fuels hätte nach den Worten von Lars Hummel einen positiven Einfluss auf die Emissionsbilanz des großen Bestandes an Lkw mit Verbrennungsmotoren. Durch Skalen-Effekte könnten E-Fuels zudem immer günstiger hergestellt werden. Der größte Vorteil bestehe darin, dass die vorhandene Verkehrs- und Tankinfrastruktur weiter genutzt werden könne. Viele namhafte Konzerne und Verbände seien bereits Mitglied in der eFuel Alliance. Ein Problem sei es aber immer noch, dass das E-Fuel-Konzept im Gegensatz zur E-Mobilität in weiten Teilen der Bevölkerung nicht bekannt sei. „Hier ist von allen Beteiligten dringend Informations- und Aufklärungsarbeit zu leisten“, forderte Hummel.

Elektrifizierung des Transportes

Der zweite Vortrag drehte sich um ein Praxisbeispiel. Kristin Kahl, Prokuristin bei Contargo GmbH & Co. KG, beschrieb dem NKW-Ausschuss, wie das Unternehmen die eigene Dekarbonisierungsstrategie im Rahmen des kombinierten Verkehrs (Bahn, Schiff, Verladung auf Lkw) umsetzt. Seit 2019 hat der Logistikspezialist 32 rein elektrische Lkw (Gesamtflotte ca. 1.000 Lkw) im Bestand. Ziel sei es laut Kristin Kahl, diesen Anteil weiter auszubauen. Zum Einsatz kommen die E-Lkw vor allem im Bereich der „letzten Meile“. Es sei wichtig, dass durch ein kluges Energiemanagement alle Lademöglichkeiten genutzt werden und der verwendete Ökostrom bezahlbar sei.

Technologieoffenheit ist der Weg

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Mit Blick auf den kürzlich veröffentlichten Bericht des Bundesrechnungshofes zur Energieversorgung in Deutschland fand GVA-Geschäftsführer Dirk Scharmer klare Worte: „Die Bundesregierung geht bei ihrer Wirtschaftspolitik von falschen Prämissen aus. Bei unsicherer Versorgung mit grünem Strom – die Grundlastfähigkeit von Solar- und Wind-Strom ist nicht gegeben – und weiter steigenden Strompreisen kann der Umstieg auf E-Mobilität nicht gelingen. Die Dekarbonisierung darf nicht zur Deindustrialisierung führen.“

Der Sprecher des Ausschusses, Mathias Oßwald, fordert die Bundesregierung und die EU-Spitzen auf, sich der Technologieoffenheit anzunehmen: „Wir als Unternehmer sind bereit, den Umweltschutz sozialverträglich und nachhaltig zu unterstützen. Das geht aber nur mit geeigneten Rahmenbedingungen, die die Wirtschaft und speziell den Transportsektor wettbewerbsfähig halten.“ Umweltschutz funktioniere nach seinen Worten nicht ohne, sondern nur mit einer leistungsfähigen Wirtschaft. „Wir brauchen verschiedene Technologien, die sich gegenseitig ergänzen. Nur so kann der Klimaschutz gelingen“, unterstrich Oßwald.

E-Mobilität, aber auch die moderne Verbrennertechnologie hätten im Mobilitätsmix ihre Daseinsberechtigung, führte der Ausschusssprecher weiter aus. „Weltweit sehen wir keine andere Region als die EU, die sich ausschließlich auf eine Antriebstechnologie reduziert. China, wie die USA, haben parallel zur E-Mobilität eine starke Verbrenner-Strategie. Als Deutsche und Europäer sollten wir industriepolitisch nicht den Fehler begehen, uns das ‚Verbrenner-Pfund‘, das wir uns über Jahrzehnte erarbeitet haben, nehmen zu lassen.“

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