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Praxistipps 13. Januar 2024

Rost am Fahrzeug: Wehret den Anfängen!

Nichts bereitet dem Autofahrer mehr Verdruss als Rost. Betroffen sind nicht nur ältere Fahrzeuge. Deshalb heißt das Motto: Wehret den Anfängen. Was ist aber zu tun, wenn die braune Pest sich festsetzen will?

Diese Kotflügelkante ist bereits völlig von Rost zerfressen – hier hilft nur noch der Austausch des Blechs.
Diese Kotflügelkante ist bereits völlig von Rost zerfressen – hier hilft nur noch der Austausch des Blechs.

Rost lässt sich am Auto leider nicht vollständig vermeiden, sondern nur verzögern. Selbst, wenn ein Fahrzeug neu ist oder frisch restauriert worden ist, beginnt es schnell irgendwo zu rosten. Das liegt am Luftsauerstoff, der zusammen mit Feuchtigkeit blankes Metall korrodieren lässt. Und die Voraussetzungen hierfür sind einfach, denn meist reicht bereits ein winziger Riss oder Fehlstelle im Lack beziehungsweise dem Rostschutz, damit die Korrosion ihren Lauf nimmt.

Umso wichtiger ist es daher, das Fahrzeug regelmäßig auf Rost zu untersuchen. Dazu muss man wissen, wo Rost am häufigsten am Fahrzeug entsteht. Die „Klassiker“ sind exponierte Stellen wie der Unterboden (mit Schweller), die Frontpartie und die Fahrerseite. Hier sind es die Folgen von Steinschlägen, die das Metall an winzigen Stellen frei legt. Aber auch alter rissiger Unterbodenschutz und Lack schützt das darunterliegende Metall nicht mehr. Dann greift der Rost unmerklich an, um sich anschließend immer weiter auszubreiten.

Dabei unterwandert er sowohl den Unterbodenschutz als auch den Lack großflächig. Das Fatale daran: Die Rostunterwanderung ist anfangs kaum zu erkennen. Erst wenn der Lack oder der Unterbodenschutz wellig wird, sich abhebt und die Oberfläche an einen Blumenkohl erinnert, wird der Schaden sichtbar. Dann ist es aber schon zu spät, weil das Metall darunter bereits „blättrig“ verrostet ist.

Rostvorsorge bei Restaurierungen

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Probleme in den Hohlräumen

Korrosionsnester finden sich auch in Falzen und Hohlräumen. Hier sammelt sich über lange Zeit Wasser und Schmutz an. Selbst wenn eine Hohlraumversiegelung oder Lackschicht vorhanden ist, kann das Wasser zusammen mit dem Schmutz diese auf Dauer „aufweichen“. Beschleunigt wird dies noch durch Säuren, die über die Luft als Aerosole in die Hohlräume eindringen und dort zusammen mit Wasser, das dort durch Kondensation an den kalten Oberflächen entsteht, aggressive flüssige Säuren bildet. Sind dann im Schmutz noch Salze (z.B. Streusalz) enthalten, zerstört dieser Chemikalien-Cocktail mit der Zeit jede Hohlraumversiegelung und greift schließlich das Metall an.

Verstärkt wird dies noch durch in Ecken und Falzen über die Jahre angesammelten Straßenstaub, der wie ein Schwamm den flüssigen Chemikaliencocktail bindet. So gibt es Stellen in Hohlräumen und Falzen, die quasi niemals abtrocknen, wobei gleichzeitig die Konzentration der Säuren steigt. Dies erklärt auch, warum die meisten Fahrzeuge von innen nach außen durchrosten. Es braucht daher eine sehr gute Hohlraumversiegelung, wenn das Metall dauerhaft geschützt werden soll.

Wäsche gegen Rost

Bevor die Hohlraumversiegelung aufgebracht wird, empfiehlt es sich bei älteren Fahrzeugen, alle Hohlräume gründlich mit Wasser zu spülen. Es klingt paradox, doch das Wasser hilft, dem Rost vorzubeugen, da Staub und die darin gebundenen Säuren aus den Hohlräumen gespült werden. Bevor eine Versiegelung aufgebracht werden kann, müssen die Hohlräume gut abtrocknen – idealerweise in einer gut beheizten und belüfteten Garage oder Werkstatt. Dafür ist Zeit einzuplanen, kann das Trocknen doch bis zu zwei Wochen dauern. Idealerweise wird die Hohlraumwäsche daher im Sommer durchgeführt.

Bei der Hohlraumversiegelung ist auf Qualität zu achten. Viele Versiegelungen werden mit der Zeit steinhart und brüchig. Das darunterliegende Metall kommt dann mit Sauerstoff und Wasser in Berührung und beginnt zu korrodieren. Deshalb muss eine Versiegelung in der Lage sein, die Bewegungen der Karosserie, thermische Ausdehnungen und leichte „Verletzungen“ auszugleichen. Wie ein Kriechöl muss sie zudem in engste Falze eindringen können. Auch darf sie nie völlig aushärten und alterungsbeständig sein.

Die wichtigste Eigenschaft ist jedoch die „Selbstheilungskraft“. Das bedeutet, dass die Konservierung, wenn sie zum Beispiel durch Steinschlag beschädigt wird,  sich durch allmähliches Zusammenfließen wieder schließt. Nur wenige Konservierungsmittel haben diese Eigenschaft. Hierzu zählen solche auf Bienenwachs-Basis oder reines Bienenwachs. Um sie aufzutragen, werden sie erwärmt und dann mit dem Pinsel oder Pressluft aufgesprüht. Das Aufbringen von Versiegelungen macht aber nur Sinn, wenn das Metall noch nicht rostig ist. Daher gilt es bei Rostbefall, den Rostgrad abzuschätzen.

Behandlung einer flächigen Unterrostung

Unterschiedliche Roststufen

Die erste Stufe ist harmloser Flugrost. Er kann noch leicht vom blanken Metall abgewischt werden. Um weiteren Flugrostbefall zu verhindern genügt Konservierungsöl, das in regelmäßigen Abständen aufgesprüht wird. Wer bei lackierten Flächen die Anfänge des Rostbefalls verhindern will, muss regelmäßig die Karosserie und den Unterboden checken. Verändert sich die Lackoberfläche oder es sind kleine Risse oder raue picklige Lackflächen sichtbar, kann dies bereits ein Zeichen für Rost sein. Weiterer Rostbefall lässt sich jetzt noch durch Schleifen der Stelle und Neulackierung verhindern.

Bei der zweiten Stufe des Rostbefalls hat die Korrosion bereits die Oberfläche des Metalls zersetzt. Es haben sich aber noch keine Rostschichten gebildet. Um den Rost zu bekämpfen, muss die befallene Stelle zunächst vom alten Lack befreit werden. Das geht leicht mit einer in die Bohrmaschine eingespannten Tellerbürste. Nach der Rostentfernung darf das Metall keine Rostnarben mehr zeigen. Erkennbar sind diese an kraterförmigen dunklen Vertiefungen in der Metalloberfläche.

Entfernung von „Einschüssen“

Werden diese „Rostnester“ nicht entfernt, fängt es bald wieder an zu rosten. Der eine oder andere Kfz-Profi greift deshalb hier zu Rostumwandler. Doch ist es besser, den Rost mechanisch vollständig zu entfernen, da Rostumwandler nicht immer allen Rost eliminiert. Neben Spezialdrahtbürsten (so genannter „Turbo-Igel“) sind hier kleine Sandstrahlpistolen sehr effektiv. Ist das Blech völlig blank, kann mit dem Lackaufbau begonnen werden. Lack-Profis tragen als erstes auf das blanke Blech eine Epoxy-Grundierung auf. Aber auch anderer Rostschutz, wie Zinkstaubgrundierungen, kann angewendet werden.

Die dritte Stufe ist der so genannte Blattrost. Hier sitzt der Rost schichtartig auf dem Blech und kann mechanisch in kleinen blattartigen Schichten vom Metallgrund abgehoben werden. Der Rostschaden ist bereits so groß, dass eine Reparatur bzw. Erhalt des verbliebenen Blechs sich nicht mehr lohnen. Das befallene Metallstück muss großflächig ausgeschnitten und durch ein neues ersetzt werden.

In der vierten Stufe des Rostbefalls hat sich das Metall vollständig in Rost umgewandelt. Meist ist nur noch ein großes Loch in der Karosserie übrig.

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