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Arbeitshandschuhe: Alles im Griff

40 Prozent der Arbeitsunfälle betreffen laut Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Verletzungen an Händen und Handgelenken. Hinzu kommen viele kleine Unfälle, die nicht gemeldet werden. Um Unfälle zu verhindern, braucht es einen effektiven Handschutz.

Zum Malern, Lackieren oder Arbeiten an öligen Maschinenteilen sind Handschuhe aus Nitril geeignet. Ein Baumwollstrick-Innenhandschuh sorgt für Langzeittragekomfort (MAPA, Dextram 375).
Zum Malern, Lackieren oder Arbeiten an öligen Maschinenteilen sind Handschuhe aus Nitril geeignet. Ein Baumwollstrick-Innenhandschuh sorgt für Langzeittragekomfort (MAPA, Dextram 375).

Unsere Hände sind das wertvollste Werkzeug. Bei der täglichen Arbeit sollte daher ein effizienter Schutz gegen Verletzungen selbstverständlich sein. Betrachtet man die Risiken, denen Hände in der Kfz-Werkstatt ausgesetzt sind, wie Anstoßen, Einklemmen, Schneiden, Verbrennen, Verätzen, aber auch Vibrationen und giftigen Chemikalien, wundert einen oft der sorglose Umgang mit ihnen.

Sollen Sicherheitshandschuhe wirkungsvoll schützen, muss man die Gefahren am Arbeitsplatz gut kennen. Oftmals müssen Handschuhe vor mehreren Gefahren gleichzeitig schützen. Dann ist die Auswahl immer nach der besten Schutzleistung in allen Bereichen vorzunehmen. Zu beachten ist aber: Die Konstruktion des Schutzhandschuhs ist abhängig von seinem Haupteinsatzbereich. Universal-Schutzhandschuhe gibt es nicht! Daneben ist auch der Tragekomfort wichtig. Hier spielen Kriterien, wie Innenklima, Tastgefühl und Griff- bzw. Rutschfestigkeit eine wichtige Rolle.

Beim Umgang mit kleinen Maschinen- und Mechanikteilen bietet Polyamid-Strick gutes Tastempfinden durch den Handschuh. Eine Beschichtung mit Nitril gewährleistet gute Schutz vor Fetten und Ölen (MAPA, Ultrane 553).
Beim Umgang mit kleinen Maschinen- und Mechanikteilen bietet Polyamid-Strick gutes Tastempfinden durch den Handschuh. Eine Beschichtung mit Nitril gewährleistet gute Schutz vor Fetten und Ölen (MAPA, Ultrane 553).

Schutzhandschuhe müssen zur Normerfüllung unterschiedliche Tests bestehen. Das jeweilige Testergebnis wird mit einem Leistungsindikator in Form einer Kennziffer (0 bis 4 bzw. bis 5 für Schnittfestigkeit) gekennzeichnet. Die Kennziffer 0 besagt, dass keine Tests durchgeführt bzw. die Mindestanforderungen an die Sicherheit nicht erreicht wurden. Die höheren Ziffern stehen dabei für die bessere Leistungsfähigkeit.

Allgemeines

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Die allgemeinen Anforderungen für Schutzhandschuhe wie Bauart, Design, Dimensionierung, elektrostatische Eigenschaften, Fertigkeit, Pflegehinweise, Unschädlichkeit, Wasserdampf, Transmission und Absorption fasst die Norm EN 420: 2003 + A1 2009 zusammen. Sie schreibt u.a. vor, dass die Größe der Schutzhandschuhe für Erwachsene durch Zahlen von 6 bis 12 angegeben werden muss (Handschuhgröße 6 entspricht einer Handschuhlänge von 220 mm, die der Größe 12 von 280 mm).

Auch die Kennzeichnung des Schutzhandschuhs ist genau geregelt. So müssen der Name des Herstellers, die Größe, eine CE-Kennzeichnung und entsprechende Piktogramme für den Einsatzbereich mit Leistungsindikatoren und Referenz der EN-Norm am Handschuh angegeben sein. Darüber hinaus müssen auf der Verpackung zusätzlich Informationen zum Gebrauch, zu Informationsstellen und Einschränkungen der Sicherheitswirkung (z.B. „nur Handflächenschutz“) gemacht werden. Daneben braucht es noch eine Gebrauchsanleitung. Sie informiert über erhältliche Größen, Pflege, den sachgemäßen Gebrauch und Einsatzbeschränkungen. Darüber hinaus muss sie eine Liste der im Material erkannten Allergene bzw. eine Kontaktadresse enthalten, wo eine solche Liste erhältlich ist.

Schutzhandschuhe für Montage- und Schweißarbeiten bestehen meist aus Rindsleder. Die lange Stulpe schützt den Unterarm vor Schweißspritzer (Penkert, Schweißer).
Schutzhandschuhe für Montage- und Schweißarbeiten bestehen meist aus Rindsleder. Die lange Stulpe schützt den Unterarm vor Schweißspritzer (Penkert, Schweißer).

Der Klassiker für den mechanischen Handschutz

Für den mechanischen Handschutz (EN 388, es gibt mehrere Versionen dieser Norm, die zueinander nicht vollständig kompatibel sind, z. B. EN 388:2003, EN 388:2016, EN 388:2017 oder EN 388:2019) eignen sich synthetisch beschichtete Baumwolltrikot- oder Strickhandschuhe. Die Beschichtungen können hier, je nach Anforderungen (z.B. Schnittfestigkeit) aus NBR (Nitril-Butadien-Rubber), PU (Polyurethan), Acryl, Kevlar, Nylon, Perlon u.a. bestehen. Der Klassiker ist hier jedoch der Leder-Handschuh. Vor allem Rindsleder hat sich bei mechanischen Belastungen aufgrund seiner Faserstruktur bewährt. Durch eine spezielle Gerbung können die Materialeigenschaften sogar noch verbessert werden. Damit eignen sich (Rinds-)Lederhandschuhe auch für Hitze und Schutz vor Öl- und Wasser.

Die Norm EN ISO 374-1:2016 beschreibt Handschuhe zum Schutz vor Chemikalien und Mikroorganismen. Entsprechend werden die Penetration (Eindringen eines Stoffes), die Permeation (Durchbruchszeit eines Stoffes) und die Degradation (Verschlechterung der physikalischen Eigenschaften des Materials) des Schutzhandschuhes jeweils anhand von 18 Prüfchemikalien (Kennbuchstaben A bis T) geprüft. Die Güte des Prüfergebnisses wird auch hier über eine Typisierung (Typ A, B oder C) angegeben.

Der klassische Lederhandschuh ist heute noch erste Wahl, wenn es um harte mechanische Arbeit geht.
Der klassische Lederhandschuh ist heute noch erste Wahl, wenn es um harte mechanische Arbeit geht.

Auf das Material achten

Chemikalien-Schutzhandschuhe bestehen heute aus Latex, Neopren, Nitril, PVC (Polyvinylchlorid) oder PVA (Polyvinylalkohol). Latex weist eine hohe Resistenz gegen anorganische Verbindungen auf, jedoch reagiert das Material sehr empfindlich auf Öle und Fette. Neopren ist ebenfalls sehr beständig gegenüber organischen und anorganischen Chemikalien. Aufgrund seiner hohen mechanischen Belastbarkeit ist es gut geeignet für Arbeiten in Werkstätten. PVC-Handschuhe sind für Säuren und Laugen ideal. Sollen sie bei organischen Verbindungen (Alkohole, Benzin, Lösungsmittel, Öle) eingesetzt werden, sind zwingend die Herstellerhinweise zu lesen, ob eine Beständigkeit vorliegt. Für chlorierte oder aromatisierte Kohlenwasserstoffe und andere aggressive Stoffe müssen Handschuhe aus PVA verwendet werden. Bei ihrer Verwendung ist darauf zu achten, dass sie nicht mit Wasser in Verbindung kommen, da sie wasserlöslich sind.

Handschuhe zum Schutz gegen Hitze sind nach EN 407: 2004 geprüft. Die Prüfung umfasst die Brand-, Kontakt-, Strahlungs- und Konvektionshitze-Festigkeit. Darüber hinaus wird die Festigkeit gegenüber Schmelzspritzern getestet („Schweißerhandschuh“ nach EN 12477: 2001, Typ A und B). Baumwoll-Frotteegewebe- und Leder-Schutzhandschuhe widerstehen Temperaturen von 100o bis 200o Celsius. Bis 350o Celsius sind Handschuhe aus Materialien wie Nomex, Kevlar oder aromatischen Polyamid bestens geeignet. Sie bieten auch ausreichend mechanischen Schutz. Für noch höhere Temperaturen (bis 1000o Celsius) werden Schutzhandschuhe aus Glasgewebe verwendet. Ihre mechanische Belastbarkeit ist jedoch sehr gering. Für den Kälte-Handschutz sind nur Handschuhe zu verwenden, die der EN 511: 2006 entsprechen. Sie sind auf Konvektions- und Kontaktkälte sowie auf Wasserbeständigkeit geprüft.

Über die Qualität der Handschuh-Materialien (Abrieb-, Reiß-, Schnitt- und Stichfestigkeit, thermisches Verhalten u.a.) geben die EN-Angaben zuverlässig Auskunft. Achten sollte man immer auch auf das CE-Zeichen und Verwendungs-Piktogramme. Zusammen mit dem Leistungsindikator lassen sich mit ihnen der Einsatzbereich und die Qualität des Schutzhandschuhs gut erkennen.

Der Mapa Krytech 576 besteht aus nahtlosem Stricktrikot (PEHD-Fasern). Die   Außenseite ist an Handfläche und Fingern mit Polyurethan beschichtet. Der Handschuh bietet höchsten Schnittfestigkeitsschutz und gutes Tastgefühl.
Der Mapa Krytech 576 besteht aus nahtlosem Stricktrikot (PEHD-Fasern). Die  Außenseite ist an Handfläche und Fingern mit Polyurethan beschichtet. Der Handschuh bietet höchsten Schnittfestigkeitsschutz und gutes Tastgefühl.

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