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Rückblick 29. Januar 2024

30 Jahre Opel Omega (B)

Ein Cadillac made in Rüsselsheim: Mit dem finalen Opel Omega präsentierte die Marke mit dem Blitz 1993 ein starkes Flaggschiffmodell, das auch in Amerika und Australien für Furore sorgte und fast eine Million Käufer fand.

Im April 1994 debütierte der Opel Omega B als Limousine und Kombi
Im April 1994 debütierte der Opel Omega B als Limousine und Kombi

Vor genau 30 Jahren – H-Kennzeichen-Fans werden hellhörig – wollte Opel noch einmal ganz hoch hinaus: Als letztes Rüsselsheimer Flaggschiff mit Hinterradantrieb trat der Omega (B) gegen legendäre Familientransporter wie Ford Scorpio oder Volvo 940/960 an, aber auch feine Businessliner wie BMW 5er und Audi A6 forderte er heraus. Und das durchaus erfolgreich, wie die Verkaufszahlen der über zehn Jahre lang produzierten hessischen Limousinen und Kombis verrieten.

Fast eine Million Einheiten des in rundlichen Linien gezeichneten Omega konnte Opel absetzen – und so den Erzrivalen Ford klar deklassieren, dessen Scorpio auf dem Heimatmarkt nicht einmal ein Viertel dieser Zahl erzielte. Aber auch gegen Premiumkonkurrenten punktete Opel, speziell mit der 4,82 Meter langen Kombiversion.

Der Omega (B) bot als schicker Laderiese rund 1.800 Liter Gepäckraum für Golfbags, Bikes oder Koffer. So viel Volumen bot damals nicht einmal Volvo, und Edellaster wie den Audi A6 Avant toppte der Omega um 40 Prozent. Zusätzlich überraschte er als MV6 mit 115 kW/210 PS starkem 3,0-Liter-V6, ein V8-Modell mit 5,7 Liter Hemi war geplant, wurde jedoch kurz vor Marktstart zurückgezogen.

Allerdings gab es auch Probleme, die den damals noch fast sprichwörtlichen Nimbus „Opel – der Zuverlässige“ nachhaltig beschädigten: Die teils mangelhafte Verarbeitungsqualität beim Omega wurde zur Belastung fürs Markenimage. Erst als im Jahr 1993 der berühmt-berüchtigte Opel-Einkaufschef und Kostenkiller José Ignazio Lopez zu VW wechselte, hofften die Opelaner auf ein Ende des Qualitätsdesasters bei der deutschen GM-Dependenz.

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Die Erwartungen der Kunden an den 1994 eingeführten Omega (B) waren entsprechend hochgesteckt. „Der beste Omega aller Zeiten“, stellte Omega-Projektmanager Willem F. Kohl gegenüber Fachmedien fest, schließlich mussten Opel-Mitarbeiter gut 2.000 Vorserienfahrzeuge im Alltag ausgiebig testen. Ein in dieser Art beispielloser und erfolgreicher Qualitätscheck. Gewiss, kleine Defizite blieben, aber diese plagten damals alle, so die Beständigkeit neuer, umweltfreundlicher Wasserlacke. Tatsächlich machte dieser letzte große Opel, der dazu passend den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets im Modellnamen trug, seine Sache so souverän, dass ihm zum Abschied viele treue Opel-Fans nachweinten – oder sich noch einen finalen fünftürigen Caravan sicherten. Dies, obwohl Kombi-Fans von Opel auch künftig adäquat versorgt wurden, denn der 2003 lancierte Vectra C Caravan bot auf 4,84 Meter Länge vergleichbar viel Platz wie der Omega.

Ob dem Omega ein V8 fehlte, um den Blitz heller strahlen zu lassen als den Mercedes-Stern? Opel probierte es, nutzte das Facelift zum Modelljahr 2000, um sein Flaggschiff mit einem 228 kW/310 PS starkem 5,7-Liter-V8-Benziner aus der Corvette zu befeuern. Auf dem Genfer Salon 2000 gab es Broschüren, die den Marktstart des Omega V8 konkret ankündigten. Und dann der überraschende Rückzug des bärenstarken US-Kraftwerks, ob es am nicht standfesten Getriebe lag oder daran, dass sich Opel auf GM-Geheiß aus dem Segment zurückzog? Statt des V8 kam 2003 das Aus für den Omega zugunsten des kleineren Vectra.

Wolfram Nickel/SP-X

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