Wiederbelebung von Hard- und Software

Seit Ende der 1980er Jahre sind elektronische Steuergeräte im Fahrzeugbau Standard. Anfangs nur für das Motormanagement zuständig, kamen im Laufe der Zeit weitere Steuerungsfunktionen wie ABS oder ESP hinzu. Heute werden diverse Funktionen und Systeme, vom Ladestrom für die Batterie bis hin zum automatischen Fernlicht, elektronisch gesteuert. In Folge ist die Hard- und Software in modernen Fahrzeugen sehr komplex aufgebaut. Da die Steuergeräte zudem untereinander vernetzt sind, hat ein Defekt oft auch Einfluss auf die Funktionen anderer Steuergeräte.

Bei einem Fehler war es in den vergangenen Jahren Usus, das komplette Steuergerät zu tauschen. Die alten Komponenten landeten meist ohne nähere Untersuchung auf dem Müll beziehungsweise beim Recycling. Diese Praxis ist für den Kunden allerdings sehr ärgerlich, da ein neues Steuergerät sehr teuer ist. Vierstellige Beträge sind hier keine Seltenheit. So mancher Fahrzeug-Besitzer hat daher in der Vergangenheit den Reparaturauftrag storniert und versucht, auf dem Gebrauchtmarkt passenden Ersatz zu ergattern. Gelang das nicht, ging das eine oder andere ältere Fahrzeug als wirtschaftlicher Totalschaden in den Schrott.

Seit dem Auftreten der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Schwierigkeiten und Verzögerungen bei der Ersatzteilversorgung haben sich die Ansichten zur Reparatur von Steuergeräten, aber auch von anderen elektronischen Fahrzeugkomponenten wie Tachometer oder Klimasteuerungen, völlig geändert. Anstatt einfach gegen ein Neuteil zu tauschen werden defekte Elektronikkomponenten zunehmend von darauf spezialisierten Instandsetzungsfirmen repariert.

Doch wo viel Licht ist, dort ist auch Schatten. „Im Internet tummelt sich eine Fülle von Soft- und Hardware-Firmen, die Reparaturdienstleistungen rund um Kfz-Steuergeräte anbieten. Hier das richtige Unternehmen herauszufinden, ist nicht leicht“, warnt Stefan Rößner, Geschäftsführer bei der R&R Kraftfahrzeug-Reparatur GmbH in Maisach/Überacker, westlich von München. „Wer hier nicht aufpasst, hat hinterher einen größeren Schaden, als vorher“, so Rößner.

Im Netz finden sich beispielsweise Firmen, die lediglich Aufträge sammeln, um die Geräte anschließend zur Instandsetzung irgendwohin ins Ausland zu schicken. „Das wäre an sich noch nicht verwerflich“, so Rößner. „Wir mussten aber die Erfahrung machen, dass es hier häufig an Know-how fehlt.“ Besonders ärgerlich sei es, wenn im Anschluss an eine nicht fachgerechte Reparatur Gewährleistungsansprüche und Nachbesserungsforderungen im Paragrafendschungel der nationalen Gesetzgebungen ins Leere laufen.

Um nicht einem unseriösen Anbieter aufzusitzen, empfiehlt der Kfz-Profi, sich zunächst auf der entsprechenden Homepage das Impressum und die Firmenstruktur sehr genau anzusehen. „Stellt sich heraus, dass es sich um eine Internetplattform eines ‘Handelsunternehmens’ handelt und kein ausgewiesener Handwerksbetrieb dahinter steckt, sollte man keinen Auftrag erteilen. Seriöse Instandsetzer werden Steuergeräte immer im eigenen Haus oder zusammen mit Partnerbetrieben, die sie vorab benennen, reparieren“, betont Rößner. Auch werde eine vertrauenswürdige Firma immer über ihr Leistungsspektrum informieren und aufzeigen, welche Geräte repariert werden können und welche Dienstleistungen und Services ebenfalls angeboten werden.

Geht es um die Software, deckt das Spektrum der Reparaturmöglichkeiten heute nahezu jedes Steuergerät ab. Bei der Hardware zeigen sich jedoch Grenzen, vor allem wenn größere Wasserschäden oder Beschädigungen der Hauptplatine durch Kurzschlüsse vorliegen. Ähnliches gilt bei mechanischen Beschädigungen, wie sie oft in Folge von Unfällen vorkommen. Liegen Platinenbrüche vor, sind Reparaturen oft nicht mehr durchführbar. Doch selbst in solchen Fällen bieten sich manchmal noch Möglichkeiten. Instandsetzungsfirmen empfehlen daher, dass eine Kfz-Werkstatt immer zuerst nachfragen soll, bevor sie ein Steuergerät als Totalschaden entsorgt.

Bei sehr alten Steuergeräten (Ende 1980er und Beginn 1990er Jahre) kommen manche Instandsetzer an ihre Grenzen, da Ersatz-Hardware oft nicht mehr lieferbar ist. Spezial-Firmen, wie zum Beispiel Bosch Car Service Küppers, oder die Firma EPS Elektronik GmbH und Co KG aus Langelsheim haben aber noch zahlreiche, regulär nicht mehr lieferbare Elektronikkomponenten und Komplettgeräte auf Lager.

Neben der Hardware setzt auch die Software Grenzen bei der Instandsetzung. Kam es bei einem Software-Update des Herstellers in der Werkstatt zu einem Stromausfall oder zu einer Netzunterbrechung (Internet), kann die Software des Steuergeräts gelöscht oder fehlerhaft sein. „Meist lässt sich das Steuergerät dann nicht mehr bespielen und wird damit unbrauchbar“, sagt Rößner. Auch nach langen Standzeiten des Fahrzeugs, wenn die Batterie abgeklemmt oder schon lange tiefentladen ist, löschen sich Steuergeräte selbst. „Der Batterieladestatus muss daher regelmäßig geprüft werden. Dabei ist die Zündung ein paar Minuten lang zu aktivieren, damit das Steuergerät hochfährt“, empfiehlt Rößner.

„Das gilt auch für eingelagerte Steuergeräte. Damit deren Software erhalten bleibt, heißt das, die Geräte alle paar Monate durch den Einbau in ein Fahrzeug zu aktivieren. Das funktioniert aber meist nur, wenn das entsprechende Diagnosegerät mit passender Software zur Aktivierung vorhanden ist.“

Daneben gibt es auch typische modell- und herstellerspezifische Hardware-Gerätefehler. Die Probleme liegen hier primär im Bereich der Motorsteuerung. „Hier sind es oft Kontaktprobleme an den Steckern, die sich gelegentlich mit Elektronik-Spray lösen lassen“, so Rößner. „Gleiches gilt für ältere ABS-, ASR-, und ESP-Steuergeräte, die oft korrodierte Sensoren-Anschlüsse haben.“ Die Fehler gehen auf mangelnden Korrosionsschutz oder auf falsche Platzierung im Fahrzeug (Erschütterungen, Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeit) zurück. Diesen Problemen begegnen Firmen wie Glaubitz, EPS oder RH Electronics mit qualitativ höherwertigeren Ersatzteilen.

Beinahe alle Steuergeräte leiden auch an ihrem Material-Mix. So bestehen Steuergeräte aus bis zu einhundert verschiedenen Materialien, die alle miteinander chemisch regieren können. Vor allem das beim Löten eingesetzte Flussmittel zersetzt langsam aber stetig das Steuergerät. Da keine Methode bekannt ist, wie der chemische Verfall gestoppt werden kann, hilft es nur, die Steuergeräte vor Feuchtigkeit, zu viel Wärme, übermäßiger Sonneneinstrahlung und bei der Lagerung vor dem Luftsauerstoff zu schützen. „So lässt sich der Zerfallsprozess rauszögern“, so Rößner.

Wer ein Steuergerät reparieren lässt, spart zwischen 30 und 90 Prozent. Nähern sich die Reparaturkosten dem Preis eines Ersatzgerätes an, wird dem Kunden für gewöhnlich von einer Reparatur abgeraten. Dann werden oft geprüfte Gebrauchtgeräte angeboten. Bei der Reparaturdauer muss mit durchschnittlichen Reparaturzeiten von ein bis zwei Tagen, in schwierigen Fällen, bei schlechter Ersatzteillage, bis zu fünf Tagen gerechnet werden.

www.abs-steuergeraete.de

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