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Foto: TV Nord
Autonomes Fahren: Sicherheit ist auch eine Frage des Gefhls.

Autonomes Fahren

Trau, schau, wem!

Der TÜV hat seine Kunden gefragt: nur knapp einer von zehn Befragten würde einem vollständig autonom fahrenden Auto vertrauen. Das liegt vor allem an der Angst vor dem Fremden, sagt der Psychologe. Vorübergehend würden aber drei von vier das Auto selbstständig fahren lassen, etwa beim Einparken oder im Stop-and-Go.

So einig sind sich die Menschen hierzulande selten: Für 98 Prozent ist Sicherheit beim Autokauf ein wichtiges Kriterium, ergab eine repräsentative bundesweite Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands. Aber spricht das nun für oder gegen den Kauf eines selbstfahrenden Autos? Immerhin 60 Prozent der Deutschen glauben, dass selbstfahrende Autos für mehr Sicherheit sorgen. Noch mehr fürchten allerdings die Risiken: Rund zwei von drei haben Angst vor technischen Problemen und fast ebenso viele vor Hackern. Und es können sich zwar drei von vier Befragten vorstellen, ihr Auto in bestimmten Situationen autonom fahren zu lassen, vor allem beim Ein- und Ausparken sowie im Stau. Aber nur acht Prozent wollen die Kontrolle gleich über die gesamte Fahrt hinweg abgeben.

Der promovierte Psychologe Ralf Buchstaller von TÜV Nord hat dafür Verständnis: „Der Mensch ist es nicht gewohnt, sich auf einen Computer am Steuer zu verlassen.“ Über die Technik zu informieren könnte helfen, Vertrauen aufzubauen. Ein Forscherteam der University of Utah fand kürzlich heraus: Wer am wenigsten über selbstfahrende Autos weiß, hat am meisten Vorbehalte. Nur lasse sich daran womöglich nicht so einfach etwas ändern, denn trotz des fehlenden Wissens sei das Vertrauen in die eigene Meinung groß. Es wäre ja nicht das erste oder einzig Fremde hierzulande, dessen Akzeptanz an Unwissenheit scheitert.

Noch dazu sind die Ansprüche an die Technik höher als an den Menschen am Steuer, sagt der Psychologe. Autonomes Fahren müsste mindestens doppelt so sicher sein wie manuelles Fahren, um denselben Grad an Akzeptanz zu erreichen, stellten chinesische Wirtschaftsforscher fest. In einer Umfrage hatten sie untersucht, wie viele Unfallopfer pro 100.000 Einwohner bei selbstfahrenden und wie viele bei manuell gesteuerten Autos akzeptabel wären.

Bliebe die Frage, wo solche Unfallstatistiken überhaupt herkommen sollten. Die Informatikerin Nidhi Kalra und die Statistikerin Susan Paddock von der kalifornischen Denkfabrik RAND haben berechnet, dass vollautonome Fahrzeuge hunderte Millionen von Meilen zurücklegen müssten, um ihre Sicherheit in Hinblick auf Todesfälle oder Verletzungen zu demonstrieren. Selbst eine ganze Flotte von autonomen Testfahrzeugen bräuchte für die erforderliche Strecke mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte.

Und noch ein weiteres Problem gilt es zu lösen: „Die objektiven Zahlen sind nicht unbedingt entscheidend dafür, wie sicher oder unsicher wir uns fühlen“, gibt Ralf Buchstaller zu bedenken. Die gefühlte Sicherheit hängt beispielsweise auch von der Berichterstattung in den Medien ab. Ein einzelner Unfall eines autonomen Fahrzeugs bekommt dort häufig überproportional viel Aufmerksamkeit. „Ein konkretes Ereignis weckt mehr Emotionen und bleibt stärker im Gedächtnis als abstrakte Zahlen“, erläutert der Psychologe.

Um Vertrauen aufzubauen, braucht es daher mehr als nur rationale Argumente – die Gefühle wollen auch überzeugt werden. Autohersteller statten dazu ihre autonomen Bordsysteme mit einem Namen aus: Ein Auto erscheint vertrauenswürdiger, wenn es über menschliche Merkmale verfügt, wie unter anderem Psychologen um Adam Waytz von der Northwestern University demonstrierten. Der Puls ihrer Versuchspersonen stieg während eines Unfalls im autonom gesteuerten Fahrsimulator weniger an, wenn das System auf den Namen ‚Iris‘ hörte und mit menschlicher Stimme sprach. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam ein Experiment an der Universität im niederländischen Eindhoven mit einem Fahrsimulator namens ‚Bob‘ – Alexa und Siri lassen grüßen.

Solche Tricks könnten sicherlich helfen, Menschen an die Kommunikation mit einem Computer zu gewöhnen, glaubt der promovierte Psychologe Ralf Buchstaller. Doch auch für ihn wäre die technische Sicherheit das wichtigste Kriterium beim autonomen Fahren. „Wenn die Technik sicher ist, werden wir künftig nicht selbstfahrende Autos für ein unzumutbares Risiko halten, sondern selbstfahrende Menschen.“

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