Von der Paketdrone über Seecontainer und Telematik-Anwendungen bis zur elektrifizierten Trailerachse: Die „transport logistic“ in München ist ein Sammelbecken für Informationen, Innovationen und Inspirationen aus der Transportbranche. Zu den Ausstellern der am 12. Mai beendeten Logistikschau gehörten sowohl Vertreter globaler Handelshubs wie Schiffs- und Flughäfen, Spezialisten des Schienengüterverkehrs als auch Speditionen mit Lkw-Fuhrpark. Die Veranstalter der Messe München zählten mehr als 75.000 Besucher aus über 120 Ländern und damit mehr als zur letzten Ausstellung im Jahr 2019.
Dr. Volker Wissing eröffnete die Messe am 9. Mai und zeigte sich beeindruckt: „Was Sie hier sehen, zeigt wieder einmal: Die Transport- und Logistikbranche ist ganz vorne dran, wenn es um Innovationen geht, um Fortschritt und moderne Technologien“, wurde der Bundesminister für Digitales und Verkehr in einer Mitteilung zitiert. Ein nicht unerheblicher Lieferant dieser Innovationsbeiträge ist traditionell die Nutzfahrzeugindustrie: Während zur „transport logistic“ 2019 bei DB Schenker noch ein autonomer E-Pod von Einride zu sehen war, parkte aktuell der Volta Zero auf dem Messestand des Logistikriesen. Der Wandel der Logistik auf der „letzten Meile“ soll nicht zuletzt mit dem vollelektrischen 16-Tonner und seinem 220-Grad-Sichtfeld gelingen, heißt es in einer Meldung der DB-Tochter.
Gute Geschäfte: Willkommen zurück!
„Nichts geht über eine gutes ‚Face-to-Face‘-Gespräch – Willkommen zurück!“ Mit diesem Spruch begrüßte die Messe München die Besucher wieder in Präsenz. Nutzfahrzeug-Hersteller ließen sich ebenso von diesem Motto leiten. In Halle A6 und auf dem Freigelände baten unter anderen Krone, Schmitz Cargobull, Fliegl und Berger Ecotrail zum Austausch. Bei den traditionellen Truckbauern hielten Scania und Volvo Trucks die Fahne hoch – beide mit den jeweiligen elektrischen Zugmaschinen „25 P“ sowie „FH Electric“. Von Seiten der neuen Herausforderer leisteten sich Quantron und Keyrou eigene Messepräsenzen. Keyrou aus München nutzte die Messe offenkundig erfolgreich, um für sein alternatives Modell zu werben: Einer Mitteilung zufolge unterzeichnete das Start-up zur Messe einen Vertrag über die Lieferung von zwei 18-Tonnen-Lkw mit der EP Group aus Regensburg. Keyrou setzt bei der Fahrzeugumrüstung weder auf einen Elektromotor noch auf die Brennstoffzelle, sondern baut einen Wasserstoffmotor ein.
Krone rückte zwei Kooperationen ins Rampenlicht: Zum einen verbessert die Zusammenarbeit mit Liebherr den elektrischen Kühltransport. Zur „transport logistic“ präsentierten die Partner ein e-Celsineo-Kühlaggregat, das in Kombination mit einem elektrifizierten Trailer vollelektrisch betreibbar sein soll, heißt es. In diesem Kontext hilft die Kooperation mit Trailer Dynamics: Die Ausgründung der RWTH Aachen steuert eine elektrifizierte Achse bei, um bei Bedarf das Kühlaggregat im Krone e-Trailer mit Strom zu versorgen. Alternativ könne die Achse die Reichweite eines elektrischen Gespanns verlängern bzw. helfen, Kraftstoff einer Diesel-Zugmaschine zu sparen.
BPW gibt es laut eigener Zeitrechnung seit 125 Jahren. Im Jubiläumsjahr blickt der Nutzfahrzeugzulieferer nicht nur zurück, sondern mit zwei Ausstellungsstücken, der Achse „ePower“ und dem Fahrwerk „IC Plus“, auch in eine mögliche Zukunft der Mobilität. Das Achsmodul gewinnt während der Fahrt des Trailers Energie und könnte wie im Krone-Beispiel temperaturgeführte Transporte mit Energie versorgen. Das Unternehmen aus Wiehl bietet Speditionen seit neustem auch einen Wartungsvertrag: Kunden nehmen dafür die Dienste eines der „260 BPW-Servicepartner“ in Anspruch. Die Abrechnung erfolgt laut BPW zwischen Werkstatt und Zulieferer. Die Continental-Marke VDO feiert aktuell ebenfalls einen besonderen Geburtstag: Unter dem Motto „100 Jahre VDO“ zeigte der Elektronikspezialist einen Tachographen der zweiten Version. Ein Gerät wie der „DTCO 4.1“ muss „gemäß EU-Mobilitätspaket 1 ab August 2023 in neu zugelassenen Fahrzeugen über 3,5 Tonnen verbaut sein“, lässt das Unternehmen wissen.
Datenservices
Die Real-Time-Visibility-Plattformen (RTVP) verändern die Logistikbranche. Mittels mobiler Datenerfassung und Vernetzung beschleunigen die Lösungen den digitalen Wandel in der Logistik. Interessant sind neben für Speditionen und deren Kunden wichtigen Positions- oder gegebenenfalls Temperaturdaten sowie der geplanten Ankunftszeit auch Fahrzeugdaten. Mit der Übernahme von Wabco sicherte sich auch die ZF Friedrichshafen AG ein Flottenmanagementsystem für Nutzfahrzeuge. Auf dem Stand von ZF Transics, einer Marke der ZF-Division Commercial Vehicle Control Systems, stand TX-Trailerpulse im Vordergrund. Das Telematik-Angebot kombiniere „Track & Trace“ in Echtzeit mit Funktionen für Trailer-Diagnose und -Zustandsinformationen aus der Ferne, hieß es. So generierte Daten könnten außerdem in Softwaresysteme von Drittanbietern, etwa Werkstattpartner, integriert werden.
Auch Bosch versucht sich an dem Thema: Gemeinsam mit Partnern hob das Unternehmen die digitale Service-Plattform „Bosch L.OS - Logistics Operating System“ aus der Taufe. Standbesucher erhielten Eindrücke zu den Anwendungen im Bereich Track and Trace, SmartTrailer, Secure Truck Parking, digitale Lade- und Betriebsservices für E-Flotten, CO2-Emissionsvorhersage, intelligente Geschwindigkeitssteuerung Remodul sowie das digitale Fahrzeugzugangssystem „Fleet Management Xtended Access“. Außerdem teilten sich die Stuttgarter ihren Stand mit den Softwareanbietern Shippeo, Tiramizoo und Truckoo – die Lösungen der Start-ups in den Bereichen Lieferplanung der „Letzten Meile“, Transportinformation in Echtzeit und Fahrzeughandel sind Teil von „Bosch L.OS“.
Schmitz Cargobull reiste ebenfalls mit einer Telematiklösung nach Süddeutschland. Die Münsterländer präsentierten neben aerodynamischen Curtainsidern der EcoGeneration sowie neuen Features des Tiefkühlsattelaufliegers „S.KO Cool“ auch das Telematiktool „TrailerConnect“. Letzteres analysiert durch die verbaute Sensorik gesammelte Daten und liefert Informationen zu Position, Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Türstatus. Diese Daten werden an das TrailerConnect-Portal sowie Apps übermittelt und dienen zur Überwachung des Zustands des Aufliegers.
TIPP: Sie interessieren sich für automobile Events, Messenews und Trends der Mobilitätswelt? Der amz.de-Newsletter informiert Sie zweimal wöchentlich. Jetzt gleich anmelden!