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Foto: ZDK
Nicht erst bevor die Reisesaison losgeht, sondern immer, sollte die Bremsanlage an den Kundenfahrzeugen auf Herz und Nieren geprft werden.

Fahrwerk

So werden die Bremsen wieder fit

Die Bremsanlage am Kundenfahrzeugen sollte nicht erst zur Reisesaison auf Herz und Nieren geprüft werden. Vielfach sind es bei der Bremsenreparatur die kleinen Dinge, die große Auswirkungen haben. Wir zeigen hier, worauf es bei der fachgerechten Instandsetzung ankommt.

Die Bremse erbringt ihre Leistung im Verborgenen, denn fr viele Autofahrer beginnt und endet die Bremse am Bremspedal.Foto: TRW

In der warmen, sprich heißen Jahreszeit ist das Auto im Fahrbetrieb wieder hohen Belastungen ausgesetzt. Das gilt vor allem für das Bremssystem. Damit die Kunden auch bei strapaziösen Fahrbedingungen sicher ans Ziel kommen, sollte das Bremssystem der Kundenfahrzeuge rechtzeitig auf Herz und Nieren geprüft und bei Bedarf instandgesetzt werden. In erster Linie spielt hier sicher der regelmäßige Wechsel der Bremsflüssigkeit eine Rolle. Aber auch den Bremsbelägen und Bremsscheiben sollte in der Werkstattpraxis die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Denn eines steht fest, die Bremsbeläge und -scheiben sind die unscheinbaren Schwerathleten im Bremssystem. Bei einem Fahrzeug mit 19kw (25PS) Antriebsleistung muss die Bremsanlage 246kw (330PS) Bremsleistung aufbringen. Wenn der Fahrer dabei mit 294 N auf das Bremspedal tritt, werden die Bremsbeläge mit rund 2,3 Tonnen auf die Bremsscheibe gedrückt. Deshalb muss gerade im Reparaturbereich sauber und präzise gearbeitet werden.

Für den Wirkungsgrad aller übrigen Komponenten des Bremssystems ist in erster Linie die einwandfreie Funktion der Bremsbeläge entscheidend. Denn Bremsbeläge zählen zu den am stärksten beanspruchten Teilen des gesamten Bremssystems. Selbst bei Temperaturen von 600° bis 650° C, beispielsweise nach langen Abfahrten im Gebirge oder Kolonnenverkehr auf Autobahnen, müssen sie Kräfte von mehreren Tonnen zur Verzögerung des Fahrzeuges übertragen.

Mängel beim Bremsen, wie Quietschen und Rattern, pulsierendes Bremspedal, ungenügende Bremswirkung sowie eine Lenkung, die beim Abbremsen flattert oder schräg abgefahrene Bremsbeläge, können ihre Ursache in defekten, falsch oder fehlerhaft montierten Bremsbelägen haben. Im Prinzip gelten für Bremsbeläge Verschleißerscheinungen wie Korrosion, Riefen, Risse und Verzug. Damit der Kunde bei allen Wetterbedingungen sicher ans Ziel, sprich an den Urlaubsort kommt, sollte das Bremssystem des Kundenfahrzeugs beim Werkstattaufenthalt geprüft werden. Hierzu gilt es, in Erfahrung zu bringen, von wem und wie das Auto eingesetzt, wie es beansprucht wird.

Dann erfolgt die Diagnose: Eine Probefahrt im Vorfeld deckt bereits bestehende Mängel im Bereich Bremse und Fahrwerk auf, die nach erfolgter Reparatur ohne Vorab-Check zu Problemen führen können, wie etwa vorhandene Lenkraddrehschwingungen, pulsierendes Bremspedal, einseitiges Ziehen der Bremse, Unwucht der Räder, polterndes Fahrwerk, verstellte Spur, oder das Fahrzeug zieht beim Beschleunigen zu einer Seite. Wenn diese Fakten feststehen und es dann in den Bereich der Demontage übergeht, gilt es, sich mit den Altteilen auseinander zu setzen, statt einfach alt gegen neu zu tauschen. Ein Blick auf die Bremsklötze verrät zum Beispiel vielfach die Ursache für Bremsenquietschen, Vibrationen oder zu weichem Bremspedal.

Damit die Kunden auch bei strapazisen Fahrbedingungen sicher ans Ziel kommen, sollte das Bremssystem auf Herz und Nieren geprft und bei Bedarf instandgesetzt werden.Foto: ZDK

Vielfach zu wenig auf Sauberkeit und Leichtgängigkeit der Komponenten geachtet. Um eine gute Bremsleistung zu erreichen, gilt es daher, bei der Bremsenreparatur auf saubere Führungen und leichtgängige Bolzen zu achten. Wenn die Bremsbeläge gewechselt werden, sind immer die Federn und Zubehörteile zu erneuern, und wenn notwendig, auch die Schrauben. Von übermäßigen Fetten ist abzuraten, um keine Staubfänger zu bekommen.

Dass die Radnaben gesäubert werden müssen und darauf geachtet wird, dass die Kolben ohne Schmutz oder Korrosion und die Staubkappen unbeschädigt sind, dürfte jedem einleuchten. Ein Blick auf die Belagoberfläche zeigt aber auch, welchem Temperaturbereich dieser ausgesetzt war. Ein kurzfristig überhitzter Belag zeigt Verfärbungen neben der Reibfläche. Hier sollte man auf jeden Fall die Funktion der Bremssättel prüfen.

Hier wäre auch ein Kundengespräch angebracht, denn auch Überladung, extremer Fahrstil oder längere Bergabfahrten im falschen Gang könnten hier als Verursacher auftreten. Diese Beläge können meist noch verwendet werden. Anders sieht es bei dauerhaft überhitzen Belägen aus, die eine Verfärbung auf der gesamten Reibfläche anzeigen. Auch hier gilt es, die Funktion der Bremse zu prüfen.

Generell sollte man immer die komplette Bremse in die Untersuchung einbeziehen. Der Bremssattel ist sicher ein Hauptpunkt aber Bremskraftverstärker und Hauptzylinder sollten nicht vergessen werden. Der Belag kann zwar auch weiter verwendet werden, es besteht aber die Gefahr von Bremsgeräuschen, also lieber erneuern. Ein verbrannter Belag hingegen weist ein verschmiertes Aussehen auf.

Diese Beläge müssen, wie auch die Scheiben, in jedem Fall erneuert werden. Ein weiteres Indiz für überhitzte Bremsen, erhöhtem Verschleiß, Schleifgeräuschen am Rad sowie Bremsenquietschen oder –rubbeln sind verrostete und verschmutzte Träger. Auch hier gilt es, die Träger im Zuge der Reparatur zu säubern und neues Zubehör wie Federn, Schrauben und Warnkabel zu verwenden. Und wenn Radnaben einen Schlag haben oder nicht sauber sind, besteht die Gefahr, das sich die Bremsscheiben verziehen, die Bremsscheibe einseitig belastet wird und erhöhter Verschleiß bei Kugelgelenken und Radlager eintritt.

Zudem wird noch Bremsenrubbeln entstehen, was sofort zu Ärger mit dem Kunden führt. Es empfiehlt sich demnach auch, die gesäuberte Radnabe auf Planlaufabweichung zu prüfen. Der erhöhte Schlag an der Nabe potenziert sich auf den Durchmesser der Bremsscheibe und führt über Laufleistung zu Rubbelerscheinungen. Ein unzulässiger Schlag kann nur durch Austausch der Radnabe zuverlässig beseitigt werden.

Neben der optischen und akustischen Wahrnehmung kommt auch der haptischen bei der Bremsenreparatur eine besondere Bedeutung zu. Falsche Fahrweise kann das gleiche Phänomen erzeugen, langes, nur leichtes und wiederholtes Bremsen kann auch zum Rubbeln führen. Beim Bremsenrubbeln liegen die Bremsbeläge dauerhaft an. Ursache hierfür können schwergängige Führung, klemmende Kolben sowie Beläge, verschmutze oder verrostete Führungsbolzen, falsch eingestelltes Bremspedal sein, oder wenn der Fuß immer leicht auf dem Bremspedal gehalten wird.

Falsche Fahrweise kann das gleiche Phänomen erzeugen, langes, nur leichtes und wiederholtes Bremsen kann auch zum Rubbeln führen

Bremsbelge zhlen zu den am strksten beanspruchten Teilen des gesamten Bremssystems. Sauberkeit ist hier in der Bremsenreparatur das A und O.Foto: TRW

Die einwandfreie Funktion der Bremsscheibe als Reibpartner der Bremsbeläge ist entscheidend für den Wirkungsgrad aller übrigen Komponenten des Bremssystems. Denn Bremsscheiben zählen zu den am stärksten beanspruchten Teilen des gesamten Bremssystems. Selbst bei Temperaturen von mehr als 600° bis 650° C, z.B. nach langen Abfahrten im Gebirge oder Kolonnenverkehr auf Autobahnen, müssen sie in rot glühendem Zustand Kräfte von mehreren Tonnen zur Verzögerung des Fahrzeuges übertragen.

Mängel beim Bremsen, wie Quietschen und Rattern, ein pulsierendes Bremspedal, eine ungenügende Bremswirkung, eine Lenkung, die beim Abbremsen flattert oder schräg abgefahrene Bremsbeläge können ihre Ursache in einer fehlerhaft montierten oder verschlissenen Bremsscheibe haben. Im Prinzip gelten für Bremsscheiben normale Verschleißerscheinungen wie Korrosion, Riefen, Risse und Verzug, die in erster Linie als Folge von Überhitzung auftreten.

Da die Bremsscheiben aber in hohem Maße auch von außen kommenden Einflüssen ausgesetzt sind, ergeben sich weitere Fehlermöglichkeiten wie Scheibenschlagen, Dicken- und Planlaufabweichungen. In der Praxis kommt es deshalb öfters vor, das Bremsscheiben reklamiert werden, die bei genauer Betrachtung durch Fehler im Umfeld verursacht wurden. Einer Bremsscheibe sieht man an, welchen Leidensweg sie gegangen ist. Sie erzählt dem Betrachter eine Geschichte, man muss sie nur verstehen.

Wenn die Bremsscheibe verschlissen ist, sprich ihr Mindestmaß erreicht hat, macht es keinen Sinn darauf neue Bremsbeläge zum Einsatz zu bringen. Auch der Versuch, die Beläge abzuschleifen, macht keinen Sinn, führt er doch nur zu höherer Temperatur des Belages und der Scheibe sowie höherem Verschleiß, niedrigerer Bremsleistung längerer Einlaufdauer, Rissbildung in der Scheibe und last but not least zu Geräuschen.

Bremsscheiben mit Rissbildung müssen sofort ausgetauscht werden. Eine einseitig blaue Bremsscheibe kann auftreten, wenn der Kolben oder die Gleitelemente des Bremssattels klemmen. Die einseitig auftretende partielle Überhitzung führt zu diesem Fehler. Die Ursachen sind meist in schwergängigen Bremsbelägen, korrodierten oder schmutzigen Führungen, schwergängigen Kolben im Bremssattel, verschlissenem Zubehör oder im Umgang mit dem Fahrzeug zu suchen.

Auch hier gilt wieder, erst den Fehler beheben, dann neue Scheiben und Beläge einbauen. Ist die Bremsscheibe verrostet, gilt es im Zuge der Reparatur, unbedingt die Kolben im Bremssattel sowie die Führungen sowie den Bremskraftregler zu prüfen. Apropos prüfen, auch die Bremsschläuche sind auf Riss- und Blasenbildung zu untersuchen. Diese treten verstärkt im Bereich von Führungen und Halterungen der Bremsschläuche auf. Gegebenenfalls müssen Bremsschläuche mit erkennbaren Beschädigungen ersetzt werden.

Bei Bremsenprfstnden rechnet der ASA-Verband mit einer weiterhin hohen Nachfrage. Zum 31.12.2019 endet die bergangsfrist fr die Prfstnde, die nicht der Richtlinie von 2011 entsprechen.Foto: MAHA

Hierbei ist auf niedrige Rollreibung, gleichmäßigen Bremskraftanstieg pro Achse, Rundlauf und Abbremsung des Fahrzeugs in Prozent zu achten. Bei genauer Betrachtung all dieser Aspekte kommt man zu dem Schluss, dass es die handwerklichen Basics sind, wie saubere Anlageflächen, richtiges Drehmoment, kein übermäßiges Fett, Prüfen des Bremssattes und der Bremsflüssigkeit, Verwendung hochwertiger Bremsbeläge, Belage an die Scheiben angelegt, Prüfung auf dem Bremsenprüfstand und anschließende Probefahrt, die den Unterschied in der fachgerechten Bremsenreparatur ausmachen.

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