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Die Zeiten des Verbrennungsmotors gehen nach dem Votum des EU-Parlaments dem Ende entgegen – zumindest innerhalb der EU.  
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Die Zeiten des Verbrennungsmotors gehen nach dem Votum des EU-Parlaments dem Ende entgegen – zumindest innerhalb der EU.  

Beschluss des EU-Parlaments

Scharfe Kritik am Verbrenner-Verbot

Ab 2035 dürfen innerhalb der EU nur noch Fahrzeuge mit E-Motor neu zugelassen werden. Das hat das EU-Parlament am Dienstag beschlossen. In der Automotive-Branche ist diese Entscheidung Anlass für teils heftige Kritik. Auch der Vorschlag zur CO2-Reduktion von Nutzfahrzeugen wird sehr kritisch gesehen.

Das vom EU-Parlament am vergangenen Dienstag beschlossene Verbot für die Neuzulassung von Pkw und Transportern mit Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2035 schlägt hohe Wellen. Sogar die „Bild“-Zeitung war besorgt und hat sich beim GVA-Präsidenten Thomas Vollmar nach einer potentiellen Knappheit von Kfz-Ersatzteilen erkundigt, die sich im Zusammenhang mit dem Verbrenner-Aus ergeben könnte. Was natürlich ziemlicher Unsinn ist: „Es werden weiterhin Ersatzteile verfügbar sein“, stellte Vollmar gegenüber „Bild“ klipp und klar fest. Schließlich seien auch weiterhin viele Millionen Verbrenner-Autos auf den Straßen unterwegs. Die Mitglieder des GVA würden die Nachfrage bei den Ersatzteilen sehr genau beobachten und ihr Angebot dementsprechend anpassen.

Im Gespräch mit der amz bezeichnete Vollmar den aktuellen Beschluss des EU-Parlaments als „ein Stück weit realitätsfremd“. In Deutschland sei die verpflichtende Einführung der E-Mobilität bis 2035 vielleicht noch umsetzbar. „Wenn man aber weniger weit entwickelte EU-Länder betrachtet, fragt man sich schon, wie das funktionieren soll“, so Vollmar. So könne man sich schwer vorstellen, wie in Ländern wie Rumänien oder Griechenland bis zum Jahr 2035 eine flächendeckende Infrastruktur für Elektromobilität aufgebaut werden soll.

Darüber hinaus bemängelte der GVA-Präsident das fehlende Bekenntnis der Politik zu synthetischen Kraftstoffen: „Wir sind immer noch überzeugt davon, dass es sinnvoll ist, den bestehenden Fahrzeugbestand klimaneutral fahren zu lassen. Wir sehen e-Fuels daher als sinnvolle Ergänzung zur weiteren Einführung der Elektromobilität und unterstützen voll und ganz den technologieoffenen Ansatz, bei dem alle verfügbaren Möglichkeiten ausgeschöpft werden.“

„Der Automobilindustrie in Deutschland wird erheblich geschadet“

Auch Elmar Kühn, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen (UNITI) fand deutliche Worte: „Mit diesem de facto Verbot wird der Automobilindustrie in Deutschland erheblich geschadet!“ Die von der Politik ausgerufene Transformation führe bereits heute zu einem signifikanten Arbeitsplatzabbau sowie zu Wertschöpfungsverlusten etwa durch Standortverlagerungen der deutschen Hersteller und der Zuliefererindustrie. „Deutschland droht, seinen Technologievorsprung im Automobilbereich zu verlieren, der bislang erheblich zum Wohlstand im Land beiträgt“, warnte Kühn. Zudem werde mit dem Neuzulassungsverbot gleichzeitig ausgeschlossen, dass Pkw im Bestand, die in Europa derzeit zu rund 99 Prozent über einen Verbrennungsmotor verfügen, in die Klimaschutzbemühungen einbezogen werden können. Seiner Ansicht nach solle Europa Vorbild für die Welt bei der Nutzung CO2-neutraler Kraftstoffe werden, anstatt diese regulatorisch unattraktiv zu machen.

Das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) schlug gleich am Dienstag in die gleiche Kerbe: „Wer schnelle Erfolge bei der CO2-Reduktion erzielen will, muss den aktuellen Fahrzeugbestand in den Blick nehmen“, betonte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Das seien in Deutschland rund 46 Millionen Pkw und weltweit 1,2 Milliarden Pkw mit Verbrennungsmotoren. Mit E-Fuels, erzeugt aus erneuerbaren Energiequellen, könnten alle diese Fahrzeuge klimaneutral angetrieben werden. Die dafür notwendige Infrastruktur sei mit dem bestehenden Tankstellennetz vorhanden. „Dieser Weg wird durch das Parlaments-Votum verbaut“, unterstrich Karpinski.

„Wir brauchen den innovativen Wettbewerb“

Besonders kritisch gesehen wird von verschiedenen Branchenvertretern darüber hinaus der ebenfalls am Dienstag vorgelegte Vorschlag der EU-Kommission zur CO2-Flottenregulierung von schweren Nutzfahrzeugen. Dieser sieht eine CO2-Emissionsreduktion um 90 Prozent bis zum Jahr 2040 vor. Als Zwischenziele wurden 45 Prozent Minderung bis 2030 und eine Absenkung um 65 Prozent bis 2035 definiert.

„Nutzfahrzeuge sind ein elementares Standbein für unseren Wohlstand“, sagte Mahle-CEO Arnd Franz. Die Vielfalt der Einsatzgebiete erfordere individuelle technische Lösungen auf dem Weg zur CO2-Neutralität. „Dafür brauchen wir innovativen Wettbewerb und keine ideologisch geprägten Technik-Vorgaben“, so Franz. Mit Sorge sehe Mahle, dass die EU-Kommission erneuerbare synthetische Kraftstoffe als Lösung nicht berücksichtigt. Insbesondere mit Blick auf die Bestandsflotte werde hier Potential zur beschleunigten Reduzierung von CO2-Emissionen verschenkt.

Als „ausgesprochen ambitioniert“ bezeichnete Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), angesichts der bislang nur unzureichend vorhandenen Lade- und Wasserstoffinfrastruktur den Gesetzesentwurf zur Flottenregulierung für schwere Nutzfahrzeuge. Die EU verschärfe die CO2-Grenzwerte deutlich, ohne dabei notwendige flankierende Maßnahmen zu verabschieden und damit einen tatsächlich realisierbaren Hochlauf alternativer Antriebe sicherzustellen, bemängelt der VDA. „Im Klartext: Ohne Tempo und Entschlossenheit bei den notwendigen Rahmenbedingungen, insbesondere die entsprechenden Investitionen in die Infrastruktur, wird das Ziel kaum erreichbar sein“, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

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