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Foto: Waeco
Sauberkeit gibt ein Gefühl von Sicherheit und ist einem positiven Verkaufserlebnis zuträglich. Diese Lektion wurde nach einem Jahr Pandemie verinnerlicht.

Betriebspraxis

Sauberes Zusatzgeschäft

Die Pandemie hat die Mobilität verändert. Sie hat auch das Verständnis der Fahrzeugnutzer hinsichtlich Sicherheit und Komfort im Auto verändert. Wir zeigen, warum hier auch Chancen für Werkstätten liegen.

Die Liebe zum Auto geht auch durch die Nase: Gemäß einer von Heycar Deutschland veröffentlichten Studie soll ein angenehmer Duft im Innenraum für 47 Prozent kaufentscheidend sein. Gleichzeitig würde fast jeder Zweite das eigene Gefährt am Geruch des Innenraums erkennen. In die Studienergebnisse bettete das Unternehmen übrigens die Botschaft, einen eigenen Autoduft in petto zu haben: Dieser enthalte Aromen von Thymian, Safran und Wildleder, Himbeeren sowie eine Prise grünen Apfel, Zitrone und Pfefferminze, hieß es.

Ob die Antwortgeber ihr Fahrzeug auch nach einer Innenreinigung unter den aktuellen anti-virologischen Gesichtspunkten wiedererkennen würden, dazu gibt es in der Mitteilung keine Informationen. Denn es ist ja so: Eine gründliche Fahrzeuginnenreinigung hat an Gewicht zugenommen. Seit der Verbreitung des Coronavirus gewinnt zudem die Desinfektion an Bedeutung. Auch aus Perspektive der Servicebetriebe: So kann es zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden je nach individuellem Schutzkonzept der Werkstatt notwendig sein, bei der Fahrzeugannahme und vor Rückgabe an den Kunden die chemische Keule zu schwingen. Die geht sinngemäß aus einer Meldung des Allianz Zentrum für Technik (AZT) von Oktober 2020 hervor.

Fahrzeugdesinfektion einpreisen

Laut Mitteilung trieb AZT, ZKF sowie die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL e.V.) die Frage um, welche Art der Desinfektion und welcher Zeit- und Materialaufwand sinnvoll sind. In der Untersuchung ging es einmal um Wischdesinfektion mit speziellen Tüchern und zum zweiten um eine Desinfektion des Fahrzeugs durch Kaltvernebelung von Natriumhypochlorid. Die zu reinigenden Fahrzeugteile umfassen den Studienautoren zufolge alle Innen- und Außenflächen, die beim Gebrauch durch den Kunden oder bei der Reparatur berührt werden können. Im Ergebnis wurde für beide Arten der Fahrzeugdesinfektion ein aufgerundeter Arbeitswert von 3 ermittelt, der sämtliche Desinfektionsarbeiten für Annahme und Rückgabe des Fahrzeugs inklusive aller vor- und nachbereitenden Tätigkeiten umfasst. Als Kosten für Verbrauchsmaterialien wurden maximal 7,50 Euro ermittelt – inklusive eines ausreichend dimensionierten Sicherheitsaufschlags von bis zu 130 Prozent. Beide Werte berücksichtigen den zeitlichen und monetären Aufwand bei zweimaliger Desinfektion im Zuge der Fahrzeugannahme und vor Fahrzeugrückgabe.

Hygieneprogramm für die Werkstatt

Auch die Geschäftsräume sollten rein sein: Sauberkeit steht nämlich auch für Sicherheit – und Sicherheit schafft Vertrauen. Diese psychologische Ebene der Reinigung wirkt sich direkt auf den Geschäftserfolg aus, ist man bei Nilfisk überzeugt. Das dänische Unternehmen sieht sich auf einer Mission: Neben einer ganz neu gewonnenen Wertschätzung für die Fachkräfte der Reinigungsbranche steche vor allem ein gestiegener Reinigungsumfang und ein wesentlich höheres Hygienebewusstsein in der Öffentlichkeit hervor, heißt es. Wo noch vor 18 Monaten oberflächliche Sauberkeit als ausreichend betrachtet wurde, gelten heute nahezu Reinigungsstandards wie in medizinischen Einrichtungen oder Produktionsanlagen für Lebensmittel. Nilfisk produziert und verkauft Reinigungsmaschinen auch für den Werkstatt und Lagerhausgebrauch und profitiert sicherlich von der beschriebenen Entwicklung.

Für Betriebe können die Hygienemaßnahmen dagegen herausfordernd sein, wie man auch beim Karosserie & Lack-Konzept Identica feststellt. Laut Karsten Stöcker bleiben die Hygienevorgaben auch im Jahr zwei der Pandemie maßgeblich. Er stelle eine hohe Sensibilität der Kunden sowie der Ordnungsämter für das Thema fest. „Darum unterstützt Identica seine Partner in Hinblick auf die aktuelle Gesetzgebung und auf effiziente Technologien. Dazu gehören zum Beispiel die betriebsspezifische Hygieneberatung, hygienesteigernde Produkte und passende Organisationshilfen“, erklärte der Konzeptleiter gegenüber amz. Auch beim TÜV Rheinland hat man sich des Themas angenommen: Ein entsprechendes Pilotprojekt für Infektionsschutzmanagement wurde in Kooperation mit Renault Deutschland in Angriff genommen. Die herstellereigene Werkstatt in der Brühler Deutschlandzentrale erhielt als erste das Zertifikat für die erfolgreiche Umsetzung eines wirksamen Hygienekonzepts, heißt es in einer Meldung. Der Autohersteller lege viel Wert auf die Gesundheit und investiere daher freiwillig in die Überprüfung der Standards, meint Uwe Hochgeschurtz, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG. Gleichzeitig wolle man mit der Maßnahme aber auch „Erfahrungen sammeln“, um diese den rund 1.000 Vertragspartnern und Markenbetrieben in Deutschland zur Verfügung zu stellen. Der Prüfdienstleister bietet die Zertifizierung in der Folge weiteren Werkstätten in Deutschland an. Laut Olaf Seiche, Fachmann für Qualitätsmanagement beim TÜV Rheinland, soll mit der Initiative mehr Sicherheit, ein besserer Gesundheitsschutz und damit einhergehend mehr Vertrauen bei Kunden wie Mitarbeitern geschaffen werden.

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Foto: Martin Schachtner
Verschiedene Anbieter setzen bei der Fahrzeugreinigung auf Ozongeräte.

Proaktiv nutzen

Doch sind Unternehmen in Sachen Infektionsschutz nicht nur Getriebene, sondern können das Thema auch verkaufsförderlich nutzen. Vor einiger Zeit kündigte etwa der Autovermieter Star Car das Hygienekonzept „Starprotect 360-Grad“ an. Zur Einordnung: Während Werkstätten während der bisherigen Pandemie nur einen „milden Verlauf“ durchlebten, wurden Mobilitätshelfer wie Sixt & Co. insbesondere im Zuge der strikten Ausgangsbeschränkungen arg gebeutelt.  Starcar machte aber aus der Not eine Tugend und positionierte sich als Sicherheitspartner der Kunden. Einen Teil von Starprotect verdanken die Hamburger der Kooperation mit einem Biotech-Start-up. Eigenem Bekunden zufolge eliminiert ein für Kliniken und Forschungseinrichtungen entwickelter und zertifizierter Langzeit-Oberflächenschutz nach einmaliger Anwendung alle behüllten Viren und Bakterien – ein Jahr lang. Außerdem bot Starcar „Shop-in-Shop Testzentren“ in den eigenen Stationen – zu einer Zeit, als man das beglaubigte Corona-Testergebnis noch nicht überall erhielt.

Auch Werkstätten sollten das Thema aufgreifen. Die Fahrzeugdesinfektion könnte mit anhaltender Pandemie bald zu den häufigsten Wartungsaufgaben zählen, heißt es beispielsweise bei Waeco. In diesem Kontext bietet sich auch der Klimaanlagenservice an: Einmal gelingt mit dem Reiniger Waeco AirCon Ready Refresh die Desinfektion der Klimaanlage auf probiotischer Basis, erklärte das Unternehmen. Der Klimaanlagenreiniger hat übrigens in einem Labortest gemäß EN 14476 bewiesen, dass er behüllte Viren effektiv beseitigt. Weitere Reinigungslösungen aus Emsdetten setzen auch auf Ozon: Beim Waeco Act-Ozgen handelt es sich beispielsweise um einen Ozongenerator, der starke und hartnäckige Gerüche im Fahrzeuginneren neutralisiert und Bakterien, Schimmel, Viren und andere Mikroorganismen eliminiert, so der O-Ton.

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Foto: Martin Schachtner
Die Ozonbehandlung des Fahrzeuginnenraums geschieht im Zuge einer Reinigung der Klimaanlage.

Wissenschaftliche Unterstützung hat sich auch Mahle für OzonePRO geholt. Das Ergebnis: Das Ozongerät wirkt gegen Coronaviren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des vom italienischen Gesundheitsministeriums zertifizierten Labors Eurofins Biolab Srl. Im Rahmen der durchgeführten Versuche konnte nachgewiesen werden, dass das Gerät innerhalb von 35 Minuten die Anzahl Boviner Coronaviren (BCoV) um rund 99,7 Prozent reduziert Auch Airtune sorgt für eine frische Brise im Fahrzeuginneren und rückt behüllten Viren, Bakterien und Schimmel auf die Pelle. Die Wirksamkeit einer Desinfektion gegenüber Bakterien und Schimmel wurde durch das Institut für Biochemie der Universität Mannheim bestätigt, heißt es von Seiten des Vertriebspartners Koch Chemie GmbH. Im Gegensatz zu gesundheitsschädlichem Ozon setzt der Anbieter auf eine benutzer- und umweltfreundliche Lösung. „Wir haben schon längere Zeit nach einer sinnvollen Alternative zu unseren Ozon-Geräten zur Geruchsbeseitigung gesucht. Doch leider bislang ohne zufriedenstellendes Ergebnis. Das war bei Airtune von Beginn an anders. Hier konnten sowohl Technologie als auch Wirkung von Anfang an überzeugen“, so Matthias Roth, Marketingleiter der Koch Chemie GmbH.

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Foto: Mahle Aftermarket
Mahle vermarktet das OzonePRO für einen erweiterten Klimaservice.

Auch im Nfz-Segment spielt Infektionsschutz eine Rolle. Als Reaktion auf leere ÖPNV-Busse und die Flaute im Reisebus-Bereich positionieren sich beispielsweise Eberspächer und Valeo mit Lösungen: Letztere haben den Angaben zufolge 250 Pendler-Shuttles für eigene Mitarbeiter mit dem UV-Purifier ausgestattet: Bakterien und Viren hätten keine Chance, so die Franzosen. Das Reinigungstool ist ein Luftentkeimungssystem für Busse und Reisebusse. Mehr als 95 Prozent der Viren könnten durch den Einsatz eliminiert werden, heißt es. Auch der Eberspächer verfolgt das Ziel, die Luft in Linien- und Reisebussen zu verbessern. Der Experte für Thermomanagement will mit drei Lösungen, die einzeln oder in Kombination wirken, die von der Busklimaanlage umgewälzte Luft filtern bzw. reinigen. Verunreinigte Wasser Tröpfchen werden erstens durch Partikelfilter und zweitens über elektronische Luftreiniger (Polarised Media Electronic Air Cleaner) in der Klimaanlage des Busses abgefangen. Darüber hinaus gibt es UV-C-LED-Module für den Kampf gegen Viren. Damit kommt Eberspächer nicht nur dem Sicherheitsbedürfnis der Fahrgäste, sondern auch von Busfahrer und Wartungspersonal entgegen.

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Foto: Valeo
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