Das Jahr 2022 war in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmejahr. Das gilt auch für das Kfz-Gewerbe. So war das Geschäft von einer multiplen Mangellage, hohen Preisen und sonstigen schwierigen Umständen auf dem Automobilmarkt gekennzeichnet. Umso spannender sind daher die Informationen aus dem DAT-Report 2023, die die Deutsche Automobil Treuhand GmbH in Berlin präsentierte. Im Detail betrachtet betrachtet die Studie die Beziehung der Pkw-Halter zu ihrem Fahrzeug, den Autokaufprozess, die Beurteilung der Händler und die Sicht der Kunden auf die Werkstätten.
Gemischte Ergebnisse bei Wartungsund Reparaturverhalten
Das Wartungs- und Reparaturverhalten zeigt, wie wichtig den Pkw-Haltern nach wie vor das eigene Fahrzeug ist. Im ersten Corona-Jahr 2020 wurde mehr als eine Wartung pro Pkw ermittelt, damals waren die Menschen mehr denn je auf ihr eigenes Auto angewiesen. Und da man zu Beginn der Pandemie kaum Autos kaufen konnte, wurde deutlich stärker in Wartung und Reparatur investiert. Knapp 80% aller Pkw-Halter hatten damals eine Wartung durchführen lassen. Dieses hohe Niveau konnte auch 2022 nahezu gehalten werden (vgl. Grafik W2).
Was die Reparaturarbeiten betrifft, so geht der Trend seit vielen Jahren zurück. Das liegt nicht nur an der gesunkenen Laufleistung, sondern auch an der immer besseren Qualität der Fahrzeuge. 2022 hatten nur noch knapp ein Drittel aller Pkw-Halter eine Verschleißreparatur durchgeführt (vgl. Grafik W6). Auffällig in den letzten Jahren ist zudem die gestiegene Stammkundenquote. Vor der Pandemie lag diese bei knapp 80%, nun ist sie auf 89% gestiegen.
Allerdings fühlen sich immerhin 25% der Pkw-Halter in der Werkstatt nicht optimal beraten – das kann daran liegen, dass in der Werkstatt meist Amateure auf Profis treffen. Vorinformiert wie beim Autokauf sind die Kunden in der Regel nicht. Es ist aber dennoch so, dass die Kunden an ihrer Werkstatt neben dem Preis-Leistungsverhältnis und der Lage/Erreichbarkeit ihrer Werkstatt vor allem auch die Soft Facts, also die Betreuungs- und Beratungsqualität schätzen. Hinzu kommt der Faktor „Meisterbetrieb des Deutschen Kfz-Gewerbes“, der für Pkw-Halter weiterhin wichtig bei der Werkstattwahl bleibt.
Händler hatten zu wenig Fahrzeuge im Angebot
Der Fahrzeughandel war im vergangenen Jahr insbesondere von steigenden Preisen und einer zum Teil erheblichen Angebotsknappheit geprägt. Bei Gebrauchtwagen hatte der Markenhandel zu seinen besten Zeiten einen Marktanteil von über 50%, z. B. 2017 und 2018, als viel über den Diesel gesprochen wurde. 2022 entfielen nur noch 38% aller Besitzumschreibungen auf den Markenhandel, 36% auf den Privatmarkt und 26% auf den freien Handel. Grund für das knappe Angebot und diese damit verbundenen Verschiebungen war u. a. die Unterbrechung der Lieferketten und die hohen Preise. 2022 wechselten nur noch 5,6 Mio. Pkw den Besitzer. Trotz der schwierigen Beschaffungssituation für den Handel, hat sich dieser zum Krisenmanager entwickelt und wurde dafür von den Käufern gelobt: 34% haben wieder beim gleichen Händler gekauft, fast 90% bestätigten, dass sie mit Herz und Leidenschaft beraten wurden. Und 94% würden ihren Händler weiterempfehlen (vgl. Grafik P19).
Wenig Angebot + hohe Nachfrage = hohe Preise
Durch das geringe Angebot und die hohe Nachfrage haben sich die Neu- und Gebrauchtwagen enorm verteuert. Zum Vergleich: Vor Corona im Jahr 2019 wurden noch 44% aller Gebrauchtwagen im Preissegment bis 10.000 Euro gehandelt. Zwischen 10.000 und 17.500 Euro waren es 32%. Die verbleibenden 24% und damit jeder vierte Gebrauchtwagen kostete mehr als 17.500 Euro. 2022 war die Situation umgekehrt: Unter 10.000 Euro wurden nur noch 23% aller Gebrauchtwagen gehandelt.
Zwischen 10.000 und 17.500 Euro waren es fast wie vor Corona 31%. Und in den Bereich über 17.500 Euro fielen 46% aller Gebrauchtwagen. Daraus erklärt sich auch, dass der Durchschnittspreis deutlich gestiegen ist. Er lag 2022 bei 18.800 Euro. Das ist (nicht-inflationsbereinigt) das Doppelte von 2013 (vgl. Grafik P25). Wichtig: Im DAT-Report wird stets der Transaktionspreis abgefragt, d. h. der Preis, der tatsächlich bezahlt wurde. Das ist nicht zu verwechseln mit (teils deutlich höheren) Angebotspreisen in Online-Fahrzeugbörsen.
Bei den Neuwagen lag 2022 der durchschnittliche Anschaffungspreis, den ein privater Endverbraucher beim Neuwagenkauf bezahlte, bei 42.790 Euro (vgl. Grafik P43). Das ist ebenfalls ein Allzeithoch. Auch hier gilt: Das sind nicht die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller für ihre Neuwagen, sondern die tatsächlichen Transaktionspreise.
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