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Während Werkstätten Arbeiten am Chassis problemlos durchführen können, fordert der Umgang mit dem Aufbau eine besondere Sorgfaltspflicht.
Foto: Pössl Freizeit und Sport GmbH
Während Werkstätten Arbeiten am Chassis problemlos durchführen können, fordert der Umgang mit dem Aufbau eine besondere Sorgfaltspflicht.

Zusatzgeschäfte

Reisemobilbesitzer im Blick

Bei Besitzern von Wohnmobilen handelt es sich zumeist um eine solvente Kundengruppe. Im Umgang und bei der Instandsetzung braucht es aber ein besonderes Fingerspitzengefühl.

Wer ein neues Geschäftsfeld wagt, der startet mit einer zumeist regionalen Marktforschung und der Frage nach der potenziellen Kundschaft. Bei der Entscheidung einer Kfz-Werkstatt, die Serviceleistungen auf Wohnmobilbesitzer auszudehnen, hilft eine Auswertung der KBA-Datenbank: Das hat die Firma Goldenstein Rechtsanwälte gemacht und Deutschlands Wohnmobil-Hochburgen identifiziert. Im Verhältnis zum Pkw-Bestand ist laut der Studie in Freiburg und Kiel die Camper-Dichte am größten. Perspektivisch lohnt sich der Caravan-Service auch in der Mitte von Deutschland: Den höchsten Anstieg an Wohnmobil-Zulassungen gab es der Analyse zufolge nämlich in Wiesbaden – die hessische Landeshauptstadt beherbergt aktuell 3.470 Wohnmobile und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (1365) gemeldet, heißt es.

Auch in anderen Ländern lohnt sich übrigens eine betriebliche Leistungserweiterung: Die European Caravan Federation (ECF) registrierte im vergangenen Jahr europaweit 218.301 neu zugelassene Reisemobile und Caravans. Deutschland war auch 2022 anteilsmäßig mit 90.985 Freizeitfahrzeugen der größte Markt, auf Rang zwei und drei folgten Frankreich (31.941 Fahrzeuge) sowie das Vereinigte Königreich mit 25.638 Neuzulassungen. Deutschland war ebenfalls der wichtigste Produzent: 2022 wurden hierzulande laut Caravaning Industrie Verband (CIVD) fast 130.000 Freizeitfahrzeuge hergestellt. Davon gingen 54.601 Einheiten in den Export.

Spezielle Kundschaft

Solvente Besitzer von Freizeitfahrzeugen sind eine lohnenswerte Zielgruppe für Zusatzgeschäfte oder sogar für den Einstieg in ein neues Geschäftsfeld. Nur so erklärt sich, dass immer mehr Werkstätten mit entsprechenden Services experimentieren – die sich anbietenden Servicebetriebe entstammen sowohl dem Pkw- als auch dem Nfz-Segment. Die Max Wild GmbH aus Berkheim bei Memmingen beispielsweise bedient nach dem Neubau ihrer Werkstatt neben Pkw- und Nutzfahrzeug-Kunden auch Besitzer eines Caravans. Für die Arbeit und den Kontakt mit dieser besonderen Kundengruppe braucht es nach Aussage von Werkstattleiter Daniel Wild jedoch ein gewisses Gespür. Instandsetzung und Wartung von Wohnmobilen sind deshalb bei der Max Wild GmbH den Pkw-Technikern vorbehalten. Eine mögliche Interpretation: Nfz-Mechatronikern, die sich nach der Generalüberholung eines abgehalfterten Tiefladers oder Kranwagens einem gepflegten Wohnmobil zuwenden, könnte es gegebenenfalls am Feingefühl bzw. der nötigen Sorgfalt mangeln.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine Qualitätssicherung, auch von Verbandseite: Seit dem Jahr 2015 vergibt der ZKF daher die Auszeichnung „Caravan-Fachbetrieb“. Die Kriterien zur Auszeichnung für besonders qualifizierte Caravan-Werkstätten wurden laut Mitteilung gemeinsam mit der Dekra festgelegt. Mittlerweile sind durch ZKF und die Stuttgarter Prüfgesellschaft bundesweit über 100 Mitgliedsbetriebe mit diesem Zusatzzeichen zertifiziert, heißt es. Eine wichtige Voraussetzung für die Auszeichnung ist neben der Erfahrung des Betriebes in der Reparatur von Wohnwagen und Reisemobilen sowie einer Investition in entsprechende Werkstatteinrichtung und -ausstattung auch das geschulte Personal. Der Wohnmobilservice birgt schließlich besondere Anforderungen für den Techniker: Einerseits gibt es Gasprüfungen, Dichtigkeitsinspektion und besondere Fallstricke bei der Unfallinstandsetzung. Die Werksstoffe und Materialien der Aufbauten unterscheiden sich doch stark vom Pkw-Segment oder der Transporterklasse. Darüber hinaus kommen bei Freizeitmobilen der Einbau und die Nachrüstung von Zubehörartikeln wie Markisen, Klima- und SAT-Anlagen hinzu. Bei Premium-Mobilen stellen besondere Assistenzsysteme, etwa mit einer Seitenwindsensorik, extravagante Möbel, Elektronik-Verkabelungen sowie die Wasserleitungen im Aufbau besondere Anforderungen.

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Das Werkstattportal Fairgarage erweitert das eigene Angebot in Kooperation mit dem ZKF auf Caravans.
Foto: DAT/ Fairgarage
Das Werkstattportal Fairgarage erweitert das eigene Angebot in Kooperation mit dem ZKF auf Caravans.

Premiumanspruch im Netzwerk

Hymer überlässt bei der Qualitätssicherung naheliegenderweise nichts dem Zufall: Schließlich bezeichnet sich das Unternehmen als Anbieter von „Freizeitfahrzeugen in Premiumqualität“. Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche weitere Marken über alle Preiskategorien hinweg, von Bürstner über Eriba und Laika zu den gehobenen Anbietern LMC sowie Niesmann+Bischoff. Auch die Vermietgesellschaften Crossrent, McRent und „rent easy“ sowie der Zubehörspezialist Movera sind Teil von Hymer. Um den Kundendienst darzustellen, verfügt der Anbieter „über ein gut organisiertes und strukturiertes Handels- und Servicepartnernetz mit etwa 1.100 Betrieben“, wie eine Unternehmenssprecherin auf amz-Anfrage erklärte. Der Anspruch am Unternehmenssitz in Bad Waldsee: „Positive Service-Erlebnisse spiegeln sich sowohl in der Kundenzufriedenheit als auch in einer hohen Kundenbindung wider.“

Aus diesem Grund legt das Unternehmen großen Wert auf die qualitative Weiterentwicklung der Service-Standorte: So wurde den Angaben zufolge im Frühjahr 2018 eine neue Serviceauditierung aufgesetzt. Diese werde in Kooperation mit einer Prüforganisation durchgeführt und regelmäßig nachgehalten. „Die Zertifizierung ist für alle Marken der Erwin Hymer Group nahezu identisch und gilt als Benchmark für die gesamte Branche“, verlautbarte das Unternehmen. Der Ersatzteilvertrieb ist im Service integriert, wodurch nur zertifizierte Vertragspartner mit Ersatzteilen versorgt werden. Der Großhandel werde nicht beliefert, heißt es. Der Fokus bei den Ersatzteilen liegt auf den Aufbauersatzteilen. Chassis-Komponenten können bei den jeweiligen Vertragspartnern der Chassishersteller bezogen werden.

Wesentlich bei der Weiterentwicklung im Hymer-Netz ist der Baustein Weiterbildung: So biete man exklusive Fortbildungen für die Marken und Händler der Erwin Hymer Group in einer eigenen Service Academy. „Das Lehrgangsangebot erstreckt sich von betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Kompetenzen, über fachliche bis hin zu methodischen und technischen Kompetenzen. Diese Lehrangebote helfen unseren Handels- und Servicepartnern, neben dem Aufbau von fachlichen und organisatorischen Kompetenzen, auch die rechtlichen Anforderungen im Service vollständig und professionell zu erfüllen.“

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