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Foto: Simon Bäumer
Die Fahrkultur GmbH aus Bonn hat dem Trockeneisstrahlgerät auf den Zahn gefühlt.

Werkstatt-Ausrüstung

Praxistest: Kärcher 10/8 L2P Trockeneisstrahlgerät

Kärcher geht mit dem L2P 10/8 neue Wege – das Trockeneis wird direkt im Gerät aus flüssigem Gas gewonnen. So entfällt die Lagerproblematik. Wir haben uns das Gerät mit einer Partnerwerkstatt im Praxistest näher angeschaut.

Technisch betrachtet ist Trockeneis nichts anderes als gefrorenes Kohlendioxid oder kurz CO2. Das Gas, welches bei minus 78,5 Grad gefriert, bildet schneeähnliche Kristalle aus. Es hat seinen Namen erhalten, da es bei Raumtemperatur restlos verdampft und keinerlei Spuren hinterlässt. Normalerweise wird das Kühlmittel in industriellen Verfahren gewonnen und dient hauptsächlich der Kühlung – etwa von Lebensmitteln, in der Medizin oder beim Aufschrumpfen von Bauteilen im Maschinenbau. Neben seiner „Hauptanwendung“ ist Trockeneis vor allem aus der Veranstaltungstechnik bekannt, wo es deckenden Bodennebel erzeugt und so ganze Bühnen im Nebel verschwinden lässt.

Da der Stoff bei Temperaturen über minus 74,5 Grad zu schmelzen beginnt, sind Isolierung und Kühlung wichtige Themen: Trockeneis ist nur begrenzt lagerfähig und muss, sobald beim Kunden eingetroffen, verarbeitet werden – bevor es sich im wahrste Sinne des Wortes in Luft aufgelöst hat. Dafür wird der Stoff im Bedarfsfall tagesaktuell geliefert und sollte innerhalb weniger Tage verbraucht werden. In der Aufbereitungsbranche ist das Thema durchaus bekannt: Für Anbieter, die professionell und regelmäßig  Fahrzeuge oder deren Innenräume mit CO2 strahlen, gab es daher bislang zwei gängige Verfahren: den Kauf bei Bedarf oder die regelmäßige Lieferung. Wer – wie unsere Partnerwerkstatt Fahrkultur GmbH aus Bonn – regelmäßig ganze Unterböden und Motorräume strahlt, der kauft zumeist die benötigte Menge Trockeneis nach Bedarf und lässt anliefern. Was sich bei einer Fahrzeugrestauration gut planen lässt, ist für Aufbereiter, die Kundenfahrzeuge im Tagesgeschäft bearbeiten, deutlich schwieriger umzusetzen. Ein paar dutzend oder hundert Kilo Trockeneis zu kaufen, ohne zu wissen, wofür man diese in den kommenden zwei bis drei Tagen einsetzen wird, ist unrentabel. Hier bieten Industrie und Handel regelmäßige Lieferungen mit kleinen Verbrauchsmengen an, etwa zweimal die Woche je fünf Kilogramm. Montags und mittwochs frisch angeliefert, hat der Betrieb die ganze Arbeitswoche ausreichend Material – allerdings nur im Mittel: Ist Dienstag noch etwas übrig, ist der Rest bis Mittwochmorgen schon verdampft – wenn aber am Donnerstag ein weiterer Auftrag reinkommt, kann es sein, dass die Menge an Trockeneis nicht ausreicht.

Trockeneis aus der Flasche

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Foto: Simon Bäumer
Eine „T“-Flasche muss es sein – das T steht für Tauchrohr und ermöglicht die Entnahme des flüssigen Gases 

Neben der großtechnischen Erzeugung kann Trockeneis auch direkt aus gasförmigem CO2, wie es als technisches Gas erhältlich ist, gewonnen werden. Denn in den Gasflaschen, die im Handel üblich sind, wird das Gas in flüssiger Form aufbewahrt und verdampft erst nach dem Druckabfall wieder. Der Trockeneisstrahler von Kärcher setzt daher Gasflaschen mit Tauchrohr voraus: Hier wird das CO2 nicht oben, im gasförmigen Zustand, sondern an der tiefsten Stelle der Flasche flüssig entnommen und in das Gerät geleitet. Im Gerät angekommen, wird mittels Expansion aus dem bislang flüssigen Gas Trockeneis – die Verdunstungskälte kühlt das Kohlendioxid soweit ab, dass es gefriert. So wird das zum Strahlen benötigte Trockeneis stets „frisch“ gewonnen – nach Abschluss der Arbeiten wird die Flasche zugedreht, es entstehen keine weiteren Verluste wie bei kristallinem Trockeneis.

Das Testgerät

Für unseren Praxischeck stellte Kärcher als Testobjekt das Trockeneisstrahlgerät IB 10/8 L2P zur Verfügung. Die Endung „L2P“ steht bei für „Liquid to Pellet“, zu Deutsch also „Flüssigkeit zu Pellets“ und beschreibt das Gewinnungsverfahren. Das Gerät bringt gut 90 Kilogramm auf die Waage und wird auf Palette angeliefert. Nach dem Anschließen der passenden CO2-Flasche sowie dem Einstecken von Druckluftschlauch und Schukostecker ist das Gerät einsatzbereit. Sven Bieber, einer der beiden Inhaber der Fahrkultur, sagt dazu: „Es ist schon faszinierend, wie leicht man so an Trockeneis kommt – wir kaufen bisher immer bei einem Hersteller vor Ort und nach tagesaktuellem Bedarf.“ Nach einer kurzen Einweisung durch die Außendienstmitarbeiter von Kärcher geht es auch schon los: Auf Knopfdruck schießen die frisch erzeugten Trockeneiskristalle aus der Strahlpistole und säubern die Oberfläche, auf die sie gerichtet werden.

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Foto: Simon Bäumer
Ein Wahlrad mit vier Stufen, sechs Status-LEDs, die bei Bedarf rot leuchten und ein LC-Display – mehr braucht es für den Betrieb nicht,

Direkt nach dem Start signalisiert das Gerät über ein beleuchtetes LC-Display seine Einsatzbereitschaft. Ein integrierter Betriebsstundenzähler bietet zudem die Möglichkeit, die Reinigungsleistung entsprechend genau an den Kunden verrechnen zu können und gibt zudem Hinweise auf anstehende Gerätewartungen – die jedoch nur selten notwendig sind: 500 Betriebsstunden dauert es, bis das Gerät für eine Überprüfung zurück zum Fachhändler muss. Gedacht ist das Gerät vor allem für kleinere Einsätze mit Strahlzeiten um die 15 Minuten – dies sind meist ungeplante Einsätze, bei denen das Gerät seine Flexibilität durch die Eigenerzeugung des Trockeneises voll ausspielen kann. Aus einer handelsüblichen 50 Kilo-CO2-Flasche mit Steigrohr (T-Flasche) lassen sich mit dem Gerät etwa 37,5 Kilo Trockeneis erzeugen – beim „Dauerstrahlen“ reichen 25 Kilo Trockeneis etwa für eine halbe Stunde. Der Kilopreis bei der Gewinnung aus Gas liegt etwa bei einem Euro pro Kilogramm Trockeneis.

Der Praxistest

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Foto: Simon Bäumer
Arbeiten direkt am Motorblock wären mit abrasiven Strahlmitteln wie Korund oder Walnussschalen ohne Abklebearbeiten undenkbar

Um ein aufwendiges Gerät zu beurteilen, reichen wenige Stunden nicht aus. Daher durfte die Fahrkultur dem IB 10/8 L2P zwei Wochen lang auf den Zahn fühlen. „Normalerweise setzen wir das Trockeneisstrahlen ein, um bei unseren Kundenfahrzeugen den Motorraum oder Unterboden aufzubereiten – dafür sind natürlich ganz andere Volumina von Trockeneis und Druckluft notwendig“ erklärt Sven Bieber.

Vor allem dort, wo sonst aufwendige Abklebearbeiten anfallen, etwa beim Strahlen verrußter und zugesetzter Ansaugbrücken oder von Dichtflächen an ansonsten fitten Motoren, fiel das Gerät positiv auf. „Wenn wir bei einem Motor sehen, dass Dichtungen nach dem Entfernen Reste auf der Dichtfläche hinterlassen haben, war das bislang immer mühsam und nur mit dem Einsatz von scharfer Chemie zu entfernen. Mit dem mobilen Trockeneisgerät ist so eine Dichtfläche in wenigen Minuten gereinigt“ so Bieber. Auch für die Demontage von Bauteilen wie eines Vergasers in einem noch nicht gereinigten Motorraum biete sich das Gerät an, auch ohne direkt den Dampfstrahler anzusetzen. Ebenfalls bei Reinigungsarbeiten im Innenraum von Fußmatten oder Türpappen kam das Gerät zum Einsatz.

Bieber: „Wir sind kein klassischer Aufbereitungsbetrieb, sondern restaurieren ganze Klassiker. Entsprechend größer ist unsere Trockeneisstrahlanlage ausgelegt. Das Testgerät von Kärcher ist definitiv innovativ: Gasflasche aufdrehen und direkt strahlen. Weiter erklärt der Trockeneisprofi: „Von der Reinigungsleistung ist  das Gerät ganz klar für das Spotcleaning kleiner Stellen gedacht – wer große Flächen reinigen will, wird damit nicht glücklich. Wenn die Anwendung aber zum Gerät passt, ist das Trockeneis aus der Flasche eine tolle Lösung“. Die Arbeit mit dem Gerät beschreibt der Kfz-Profi als einfach: „Wie bei einem Schweißgerät – einschalten und loslegen“.

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