Der Einladung des GVA waren mehr als 250 Spitzenvertreter aus Kfz-Teilehandel und Kfz-Teileindustrie gefolgt. Im Rahmen der Veranstaltung tauschten sich die Branchenvertreter über aktuelle Themen der Automobilwirtschaft aus und diskutierten wettbewerbspolitische Herausforderungen an die Unternehmen im Kfz-Ersatzeil- und Servicemarkt.
Großer Diskussionspunkt war die Telematik. Alexander Haid von CARUSO stellte in Hannover eine mögliche Datenplattform für die Branche vor, die von seinem Unternehmen entwickelt wird. Die Plattform soll allen interessierten Akteuren offenstehen und ein standardisiertes technisches „Ökosystem“ für Anwendungen rund um die Fahrzeugvernetzung schaffen. GVA-Präsident Hartmut Röhl betonte in seinem anschließenden Fazit, dass eine geeignete Lösung aus Sicht des freien Marktes nur auf einer offenen, interoperablen Telematikplattform basieren kann, die allen Akteuren gleichermaßen Zugriff auf die Daten im Fahrzeug ermöglicht und das genau in dem Umfang, den der Autofahrer festlegt. Die unabhängigen Marktteilnehmer sollten den in der eCall-Verordnung definierten Rahmen vollumfänglich nutzen. Nur so würde verhindert, dass die Autofahrer zu Gefangenen der Fahrzeughersteller werden.
Dr. Uwe Thomas von der Robert Bosch GmbH, einem der weltweit führenden Anbieter im Bereich Telematik, referierte auf dem GVA-Kongress über die tiefgreifenden Veränderungen im Kfz-Aftermarket durch fahrzeugintegrierte Telematiksysteme.
Durch die Fahrzeugvernetzung haben die Hersteller erstmals direkten, permanenten Zugang zum Fahrzeug und zum Autofahrer. Wie der Kampf um diese begehrte Schnittstelle zum Kunden geführt wird und welche Auswirkungen das auf den Kfz-Ersatzteil- und Servicemarkt heute und in der Zukunft haben wird, erläuterte Philipp Grosse Kleimann (Roland Berger GmbH) in seinem Beitrag. In zwei Bereichen hat der GVA aktuell besondere Gefahren in Folge der Digitalisierung identifiziert: in der Telematik und bei elektronischen Barrieren beim Einbau von Ersatzteilen des freien Marktes.
Bereits heute nutzen viele Autokonzerne Anwendungen im Bereich Fahrzeugvernetzung zur gezielten Steuerung der Autofahrer in das an sie gebundene Ersatzteil- und Servicenetz. Die OEM erhalten von modernen Fahrzeugen in Echtzeit Informationen über den „Gesundheitszustands“ des Automobils und können dem Fahrer oder dem Halter darauf basierend gezielt Angebote für anstehende Wartungen oder notwendige Reparaturen unterbreiten. Hartmut Röhl weist auf potentielle Folgen hin: „Zum einen wird so Wettbewerb ausgebremst und zum anderen ist zu befürchten, dass möglicherweise Risiken im Straßenverkehr erwachsen können.“
Der Mehrzahl der GVA-Betriebe geht es derzeit gut. So konnten 76,6 Prozent der Unternehmen aus Kfz-Teilehandel und Kfz-Teileindustrie steigende Umsätze verbuchen, fast jeder dritte Betrieb konnte gar deutliche Zuwächse von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum melden. 81,8 Prozent der GVA-Industriemitglieder konstatierten ein Umsatzplus, bei den GVA-Handelsmitgliedern waren es immerhin noch 72 Prozent. Rund 13 Prozent der Befragten berichteten von gleichbleibenden Umsätzen. Die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr 2016 gestalten sich erfreulich: So rechnen 72 Prozent der Kfz-Teilehändler sowie 86,4 Prozent der Kfz-Teilehersteller mit Zuwächsen (gesamt: 78,7 Prozent). Damit trauen die GVA-Mitgliedsunternehmen der Branche einmal mehr eine bessere wirtschaftliche Performance als der Gesamtwirtschaft in Deutschland zu. (aha)