Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat Volkswagen einen eigenen App-Store vorgestellt. Fahrzeuge des Konzerns sollen sich eigenem Bekunden zufolge zum „smarten Begleiter für Fahrer und Passagiere“ entwickeln. Im ersten Schritt geht es laut der VW-Tochtergesellschaft Cariad um Infotainment-Dienste, die ab Sommer 2023 zuerst in ausgewählten Audi-Modellen ausgespielt werden. Kooperationspartner ist Harman – der Cariad App-Store basiert auf dem Harman Ignite-Store, heißt es. „Wir freuen uns, gemeinsam mit Cariad eine Lösung zu entwickeln, die eine neue Ära von Drittanbieter-Innovationen im Automobilbereich einläutet“, lässt sich Huibert Verhoeven, Senior President Digital Cockpit bei Harman, zitieren.
Dank eines skalierbaren Plattformansatzes würden Entwickler in die Lage versetzt, eine große Anzahl von Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns über den Application-Store zu erreichen. Die Programme für den neuen Web-Shop werden laut Mitteilung kontinuierlich erweitert. Zu den ersten Partnern gehören unter anderem Streaming-Dienste, Social-Media-Kanäle, Lade-Apps oder Webkonferenz-Anbieter.
Wie sich die Bezahlung von unterwegs bewerkstelligen lässt, dazu hat man sich auch bei Daimler Gedanken gemacht: Neben Infotainment-Diensten haben Mercedes-Benz-Halter auch Zugriff auf Komfort-Funktionen oder vorinstallierte Hardware-Features, wie eine Parkfernsteuerung (Remote Parking Assist), Assistenzsysteme (beispielsweise einen adaptiven Fernlichtassistenten) bzw. die Hinterachslenkung.
Kostenpflichtige Upgrades können Kunden im „Mercedes me“-Shop buchen und per integriertem Mobilfunk-Chip im Fahrzeug freischalten (Over-the-Air-Transfer, kurz OTA). Die Bezahlung erfolgt einer aktuellen Mitteilung zufolge noch direkt im Fahrzeug: Der Automobilhersteller nennt das „natives In-Car-Payment“ mit „Mercedes pay+“. Grundlage sei eine unternehmenseigene Plattform zur technischen Anbindung von Zahlungsdiensten, die Zahlungsprozesse für „Mercedes me“-Funktionen, Aftersales sowie den Onlineshop erleichtern. Die Authentifizierung geschieht neuerdings in Verbindung mit einem Fingerabdrucksensor. Bisher mussten Kunden ihre PIN über das MBUX-Informationssystem eingeben oder die Bestellung über ihr Smartphone freigeben. Für 2023 plant Mercedes-Benz den Marktstart von „Mercedes pay+“ in weiteren europäischen Märkten.
Digitale Kundenbeziehung der OEM
Wie andere Autohersteller auch, erweitert Daimler das Angebot an digitalen Diensten und On-Demand-Funktionen kontinuierlich. Dahinter steht die Strategie, Kunden länger an das Unternehmen zu binden und das Aftersales-Geschäft anzukurbeln. Eigenen Worten zufolge nimmt Daimler damit ganz bewusst eine Klientel ins Visier, die bislang schlecht erreichbar und den freien Werkstätten vorbehalten war: Die Personalisierung sei auch für Zweit- oder Drittbesitzer interessant, um Gebrauchtfahrzeuge auf persönliche Belange und Wünsche anzupassen, heißt es in der Meldung. „Wir schaffen so ein völlig neues, noch besseres Kundenerlebnis. Mit der Einführung von native E-Commerce im Auto sind wir einmal mehr Vorreiter und stehen damit am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung“, blickt Franz Reiner, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz Mobility, in die nahe, automobile Zukunft.
Das Potenzial für Zahlungsvorgänge im Fahrzeug beziffert Mercedes-Benz auf über 4,7 Milliarden Euro pro Jahr bis 2026. Dabei beruft sich der Autobauer auf eine Studie von Juniper Research. Die Zahl ist aber mit Vorsicht zu genießen, schließlich beziehen die Studienautoren für die Prognose auch die Themen Tanken und Laden mit ein. Das Bezahlen an Tankstellen werde der häufigste Anwendungszweck sein (48 Prozent), heißt es.
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