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Zeitkritische Lieferungen per Nachtexpress haben in Deutschland ein Marktvolumen von rund 800 Millionen Euro.
Foto: Nox Nachtexpress/Joachim Rieger
Zeitkritische Lieferungen per Nachtexpress haben in Deutschland ein Marktvolumen von rund 800 Millionen Euro.

Just-in-time-Logistik

Nox: Früher ist alles besser

Lieferung per Nachtsprung lautet ein Erfolgsfaktor des Teilehandels. Spezialisten wie Nox Nachtexpress stellen eine Zustellung vor Arbeitsbeginn sicher und sorgen für Entlastung im Werkstatt-Lager.

Autohäuser und Werkstätten fahren seit Jahren ihre Lagerkapazitäten zurück. Die Entwicklung begann vor vielen Jahren und soll Betriebe dabei unterstützen, weniger Kapital zu binden. Eine Strategie, die auch Corona und den derzeit strapazierten Lieferketten zu trotzen scheint. Servicebetriebe lassen „just-in-time“ liefern und ordern für den Folgetag benötigte Ersatzteile teils erst am späten Nachmittag. Spezialisierte Logistikunternehmen sorgen bei vielen dieser Bestellungen auf den letzten Drücker für die Anlieferung per sogenanntem „Nachtsprung“: Die Innight Express Germany GmbH mit Hauptsitz im rheinländischen Langenfeld ist einer dieser Transporteure. Über den Geschäftsbereich Nox Nachtexpress lässt das Unternehmen eigenem Bekunden zufolge jede Nacht über 2.500 Fahrzeuge bis zu 150.000 Packstücke transportieren. Die Ladung umfasst neben dem Kfz-Ersatzteil auch Operationsbesteck, Mähdreschermesser oder auch Baggerschaufeln, heißt es. Die zeitkritische Lieferung in der Nacht wird insbesondere in den Branchen Automotive und Landtechnik genutzt.

Neben dem Teilehandel setzen auch Autohersteller und Importeure bei der Versorgung des eigenen Servicenetzes auf den Service: So fährt Nox mit Unterstützung von Dienstleistern beispielsweise täglich das belgische Honda-Zentrallager in Gent an, um Ersatzteile und Zubehör nach Deutschland zu transportieren, dort umzuschlagen und vor Arbeitsbeginn an die Vertragsbetriebe zu liefern. Maximilian Schneider ist Vertriebsleiter und für den Bereich Business Development bei Nox Nachtexpress zuständig. Er sieht einen signifikanten Wettbewerbsvorteil für Werkstätten: „Auf diese Weise haben Betriebe weniger Lagerhaltungskosten und gewinnen an Flexibilität“, erklärt der studierte Betriebswirt gegenüber amz. Man habe sich auf die etwas andere Warenphysik der Branche gut eingestellt. So gibt es bei Nox keine Gewichts- und Maßbeschränkungen – im Gegensatz zu KEP-Diensten. Der Transport von großen Motorhauben oder schweren Motorblöcken ist demnach kein Problem – laut Schneider ein weiteres Differenzierungsmerkmal von Nox: Neben der schnellen Lieferung, sei auch das Versenden sperriger Güter möglich. „Wir sind da anders aufgestellt und wissen, dass die Warenphysik unserer Versender nicht immer der Maßgabe ‚quadratisch, praktisch, gut‘ folgt.“

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Maximilian Schneider leitet den Vertrieb und den Geschäftsbereich Business Development bei Nox Nachtexpress
Foto: Nox Nachtexpress
Maximilian Schneider leitet den Vertrieb und den Geschäftsbereich Business Development bei Nox Nachtexpress

Nox verfügt neben der Zentrale in Langenfeld und einem IT-Standort in Mannheim über 22 eigene Depots in Deutschland. Der Warenaustausch zwischen den Niederlassungen und der Zustellung auf der letzten Meile erfolgt jedoch nicht über eine eigene Fahrzeugflotte. Die Ware wird in Zusammenarbeit mit anderen Speditionen bewegt. Der Lieferprozess laut Maximilian Schneider: Die Ware wird am späten Nachmittag bzw. frühen Abend beim Versender abgeholt und ins eigene Eingangsdepot gebracht. Dort erfolgt die Sortierung und anschließend die Verbringung in das Zustelldepot – wenn der Empfänger weiter entfernt ist. Nach einer erneuten spätabendlichen oder nächtlichen Sortierung vollzieht sich schließlich bis in die frühen Morgenstunden die Auslieferung auf der „Letzte Meile“.

Zugangsdaten müssen stimmen

Da die Anlieferung außerhalb der Öffnungszeiten erfolgt, benötigen die Nachtlogistik-Fahrer Zugangsmöglichkeiten und genaue Informationen zum Ablageort. Hier seien Versender und Empfänger gleichermaßen gefordert. Bei Nox Nachtexpress laufen die wesentlichen Informationen zusammen: Wo ist der Abstellraum? Wie kommen die Ausfahrer rein, gibt es einen Schlüssel oder einen Code? Die Zugangsdaten müssen gut dokumentiert und aktuell gehalten werden. Über das digitale Tool „Ready to Nox“ können Werkstätten die Angaben zum Abstellplatz updaten, wie Maximilian Schneider erklärt. Wird das versäumt, stehen die Lieferdienste vor verschlossenen Toren – wenn sich beispielsweise mit einer neuen Sicherheitstüre auch der Zugangscode ändert. Die wesentlichen Zustellinfos sind für den Fahrer über den Scanner, mit dem er die Packstücke einliest, abrufbar. Doch auch aktuelle Daten bringen nichts, wenn Betriebe mehr oder größere Teile bzw. Reifen als üblich bestellen – mit der Folge, dass der Abstellraum zu wenig Platz für alles bietet.

Die Unternehmensgeschichte geht auf Heinz Harry Kutzner zurück. Der Münchner Transportunternehmer bot seinen Kunden die Zustellung vor Arbeitsbeginn an und entwickelte damit ab 1964 die Idee des Nachtexpress weiter. 2006 erfolgte die Umfirmierung in TNT Innight. Zehn Jahre später wurde die Innight Express Germany GmbH gegründet, deren Flaggschiff-Marke die Nox Nachtexpress ist. Seit Februar 2022 sind Marke und Unternehmen im Besitz der Groupe Sterne, dem französischen Pendant in Sachen Nachtspedition. Seither profitiert der Nachtsprung-Spezialist eigenem Bekunden zufolge von der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: Mit der Groupe Sterne kommt die Unternehmensgruppe international auf insgesamt 80 Depots.

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2020 übernahm Nox mit dem PGG-Netzwerk einen Speziallogistiker für Windschutzscheiben. Die PGG-Gruppe wurde seit der Übernahme von vier auf 50 Standorte ausgebaut. „Pro Nacht werden in dem hochspezialisierten Scheiben- und Glasnetzwerk mehr als 8.000 Packstücke bewegt“, hieß es in einem Pressebericht zur Übernahme. 
Foto: Nox Nachtexpress/ Joachim Rieger
2020 übernahm Nox mit dem PGG-Netzwerk einen Speziallogistiker für Windschutzscheiben. Die PGG-Gruppe wuchs seit der Übernahme von vier auf 50 Standorte. „Pro Nacht werden in dem hochspezialisierten Scheiben- und Glasnetzwerk mehr als 8.000 Packstücke bewegt“, hieß es in einem Pressebericht zur Übernahme. 
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