Eigentlich sollten M254 und OM656 die letzten Verbrenner aus dem eigenen Hause sein – so ließ man es zumindest verlauten und pausierte die Entwicklung neuer Antriebe. Seit Geely mit 10% bei Daimler eingestiegen ist, fordern die Chinesen eine engere Kooperation ein, die so bisher nicht stattgefunden hat. Nun machten Gerüchte die Runde, dass Mercedes und Geely gemeinsam einen neuen Vierzylindermotor entwickeln würden - jetzt ist die Bestätigung seitens Mercedes da:
Die neuen Vierzylindermotoren werden von einer neu gegründeten Organisation namens Mercedes-Benz Drive Systems in Deutschland konstruiert und erdacht, ein Großteil der Fertigung der Aggregate soll später in China stattfinden, Europa wird nur Produktionsort Nummer zwei – gegenüber dem Handelsblatt wurden „hunderttausende Motoren aus China“ genannt. Dass die Motoren auch aus China in andere Märkte exportiert werden sollen, bestätigt Daimler kurz darauf.
Ziel des gemeinsamen Projektes sei es „Kosteneffizienz zu schaffen“, so Markus Schäfer, Mitglied des Vorstandes der Daimler AG und Mercedes-Benz-AG. Im Klartext bedeutet Kosteneffizienz: möglichst viele Teile und Motoren an einem einzigen Ort herstellen und in vielen Fahrzeugen verbauen. „Skaleneffekte nutzen“ heißt dieser Vorgang in der Produktionsbranche – die Fixkosten eines Werks steigen nicht linear mit der Stückzahl, sodass große Mengen an Teilen sehr viel kostengünstiger an einem Ort hergestellt und gegebenenfalls verschickt werden, statt diese an zwei Standorten zu fertigen. Neben Geely und Mercedes Fahrzeugen könnten die Vierzylinder auch bei Volvo Einzug halten, gehören die Schweden ebenfalls schon länger zu dem chinesischen Konzern. Die neuen Motoren hätten damit das Potenzial zum Weltmotor: Über viele Segemente, Fahrzeuge und Länder könnten überall die gleichen Aggregate eingesetzt werden, was die Kosten deutlich drücken dürfte.
Leistungsmäßig werden die Motoren die bisherigen Sechszylinder noch weiter verdrängen: Bis zu 272 PS liefert der aktuelle M254 mit ISG, 265 PS drückt die größte Ausbaustufe des derzeitigen OM 654 – diese Leistungswerte werden wohl als Benchmark gelten und noch eher übertroffen werden. Damit eigenen sich die Triebwerke für einen breitflächigen Einsatz von der C-Klasse über das Volvo-SUV bis hin zu teuren S-Klasse – für die Sechszylinder wird die Luft zunehmend dünner.
An Conghhui, Präsident der Geely Holding Group und CEO der Geely Auto Group: „Dieses Projekt spiegelt die Wichtigkeit von Skaleneffekten und gezielten Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in saubere, hocheffiziente Antriebsstränge und Hybridantriebssysteme sowie deren Anwendungen wider. Gemeinsam mit unserem Partner werden wir die nächste Generation innovativer Technologien weiterentwickeln, um in Zeiten weitreichender Veränderungen an der Spitze der Branche zu bleiben.“