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Julius Fabian Roberg, Geschäftsführer der Alliance Automotive Germany GmbH
Foto: amz – Ingo Jagels
Julius Fabian Roberg, Geschäftsführer der Alliance Automotive Germany GmbH

Teilegroßhandel

„Man muss immer nach Lösungen suchen“

Das neue Konzept NexDrive, der Ausbau der Eigenmarke Napa oder die Übernahme des süddeutschen Teilehändlers Knoll – bei der Alliance Automotive Germany ist derzeit viel in Bewegung. Geschäftsführer Julius Fabian Roberg erläutert im amz-Interview die Hintergründe.

Herr Roberg, mit NexDrive bieten Sie den Konzeptpartnern der AAG ein neues Modul für die E-Mobilität. Was steckt dahinter?

Julius Fabian Roberg: Die neuen Antriebstechnologien werden von der Elektromobilität dominiert. Dieser Markt liegt allerdings klar in der Hand der Fahrzeughersteller und der Vertragswerkstätten. Der freie Kfz-Markt ist bei dieser Entwicklung bislang weitgehend außen vor. Mit NexDrive positionieren wir uns als AAG gemeinsam mit unseren Werkstattpartnern dafür, diesen Markt zu bedienen.

Letztlich müssen die Werkstätten ihren Kunden beibringen, dass sie die notwendigen Kompetenzen für die E-Mobilität haben. Sollte der Kunde darüber nachdenken, sich ein E-Fahrzeug zu kaufen, muss er erstens wissen, dass wir es ihm ebenfalls beschaffen können und zweitens, dass wir ihm alle benötigten Services auch anbieten können. Von daher ist NexDrive eine Art Heranführungskonzept. Das ist die Idee dahinter.

Welche Leistungen werden den Werkstätten geboten?

Julius Fabian Roberg: Der Partner bekommt von uns alle Leistungen, die er für die Arbeit an E-Fahrzeugen benötigt. Anfangen von der notwendigen Ausstattung über die Qualifizierung der Mitarbeiter bis hin zum Marketingmaterial. Um die Kosten möglichst gering zu halten, können die Werkstätten übrigens teure Spezialwerkzeuge und Prüfkabel von uns mieten.

Wie groß ist aus Ihrer Sicht die Bereitschaft der Werkstätten, sich diesen Themen zu öffnen?

Julius Fabian Roberg: Wie immer gibt es das ganze Spektrum. Die Konzeptwerkstätten, die sich sowieso sehr systematisch mit ihrem Geschäftsmodell beschäftigen, stehen neuen Entwicklungen eigentlich immer aufgeschlossen gegenüber. Die wollen aber natürlich einen Partner haben, der Impulse gibt und bestimmte Voraussetzungen mitbringt. Auf der anderen Seite ist es auch klar, dass die E-Mobilität für manche Werkstätten ein Generationsthema ist. Es wird keine Werkstatt aus dem Markt verschwinden, nur weil sie nächstes Jahr noch kein Konzept für E-Fahrzeuge hat.

Wie gehen Sie bei der Einführung in der Gruppe vor? Ist NexDrive international ausgelegt?  

Julius Fabian Roberg: NexDrive ist im Ursprung ein europäisches Konzept, wird jetzt aber auch in den USA eingeführt. Unter diesem einheitlichen Namen ist es daher mittlerweile ein Konzept auf GPC-Ebene. Innerhalb der AAG sind die  Benelux-Länder etwas weiter als wir. Dort sind schon gut 300 Werkstätten mit dabei. Auf dem deutschen Markt haben wir auf der AAGtechnika im Oktober den offiziellen „Startschuss“ gegeben. Auf der Messe wurden die ersten 150 Vereinbarungen mit Werkstätten unterschrieben.

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Die Sortiment der Eigenmarke Napa wurde deutlich ausgebaut. Die Produkte werden ausschließlich über den Großhandel vertrieben. 
Foto: amz – Ingo Jagels
Die Sortiment der Eigenmarke Napa wurde deutlich ausgebaut. Die Produkte werden ausschließlich über den Großhandel vertrieben. 

Auf der AAGtechnika hat auch die Eigenmarke Napa eine wichtige Rolle gespielt. Welche Bedeutung haben diese Produkte für das Geschäft?

Julius Fabian Roberg: Private Label ist in Deutschland ein Thema, das eher im Hintergrund steht. Bei Napa haben wir ein komplettes Verschleißteilsortiment neu aufgelegt. Insofern war das sicherlich eines unserer Messehighlights. Wir wollen mit Napa ein attraktives Angebot für Wartung und zeitwertgerechte Reparatur bieten, was ja gerade im Moment ein wichtiges Thema ist. Ein bedeutender Aspekt ist, dass wir in den Vertriebswegen sehr konsequent sind. Napa-Produkte werden ausschließlich über den Großhandel vertrieben und nicht über das Internet verramscht. Die Werkstatt soll sich auf die Qualität verlassen und gut kalkulieren können – und natürlich auch eine gute Marge erzielen.

Vor einem halben Jahr haben Sie den Bayreuther Teilehändler Knoll übernommen. Welche strategischen Überlegungen steckten dahinter?

Julius Fabian Roberg: Man kann bei verschiedenen Themen nur dann ein leistungsfähiger Partner sein, wenn man Flächendeckung hat. Wenn man sich die Landkarte in der Zeit vor der Knoll-Übernahme angesehen hat, konnte man sehen, dass wir als AAG in Sachsen, Thüringen und Bayern nicht vertreten waren. Insofern war Knoll schon seit längerer Zeit ein interessantes Target für uns. Auch strukturell passt Knoll als Bosch-Vertragsgroßhändler gut zu uns. Das Unternehmen ist bei den Vertriebswegen, der Kundenstruktur und den Konzepten vergleichbar mit der Firma Coler, was die Integration in unsere Gruppe natürlich sehr vereinfacht hat.

Wie geht es im Knoll-Marktgebiet weiter?

Julius Fabian Roberg: Mit den übernommenen Standorten können wir die wesentlichen Ballungszentren bedienen. Ausreichend ist das aber sicherlich noch nicht, es gibt schon noch weiße Flecken auf der Landkarte. Von daher beabsichtigen wir durchaus, das weiter zu verdichten.

Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage im Kfz-Gewerbe?

Julius Fabian Roberg: In der Historie war es immer so, wenn es der Wirtschaft schlecht geht, geht es unserer Branche gut. Und auch aktuell können wir als Branche sicherlich nicht klagen. Die Inflation schadet Handel und Werkstatt bislang noch nicht allzu sehr, weil wir Preise und Stundensätze angepasst haben und die Kunden das auch bezahlen. Man muss aber auch sehen, dass die Belastbarkeit des Autofahrers Grenzen hat und schon durch andere Themen maximal strapaziert wird. Die allgemeine Preisentwicklung ist immens – daher gehen wir davon aus, dass wir im kommenden Jahr eine deutliche Konsumzurückhaltung sehen werden. Obwohl sich das eigentlich viel zu harmlos anhört. Wir werden wahrscheinlich ordentlich „einen auf den Deckel“ kriegen. Aber immerhin, vom Grundsatz her ist unser Business stabil. Der Fuhrpark wächst und die Autos werden immer älter. Das ist gut für freie Werkstätten. Auf alles andere müssen wir uns einstellen.

Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist aktuell ein weiteres schwieriges Thema. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Julius Fabian Roberg: Meine Meinung wird Sie vielleicht wundern. Wenn wir keine IAM-Produkte haben, verkaufen wir eben OE-Produkte! Insofern haben wir weiterhin eine gute Lieferperformance. Selbstverständlich gibt es nachvollziehbare und manchmal vielleicht auch nicht nachvollziehbare Schwierigkeiten unserer Lieferanten. Aber ich neige da zur Gelassenheit. In solchen Zeiten bringt es nichts, aufeinander einzuprügeln. Letztlich muss man nach Lösungen suchen. In manchen Fällen können mit einer besseren Planung helfen, um die Prozesse einfacher zu machen und die Lieferfähigkeit abzusichern. Wir suchen da immer einen kooperativen Ansatz.

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