Image
Erst Ikarus, dann Solaris und aktuell Hess: Die Spezialisierung auf Omnibus-Marken ist im Wandel begriffen. Die Lex & Hesse GmbH mit Standorten in Dresden und Berlin beliefert insbesondere Verkehrsgesellschaften mit Ersatzteilen.
Foto: Martin Schachtner
Erst Ikarus, dann Solaris und aktuell Hess: Die Spezialisierung auf Omnibus-Marken ist im Wandel begriffen. Die Lex & Hesse GmbH mit Standorten in Dresden und Berlin beliefert insbesondere Verkehrsgesellschaften mit Ersatzteilen.

Teilehandel

Lex & Hesse: Vom Klassiker zur Flotte der Zukunft

Lex & Hesse beliefert ÖPNV-Gesellschaften mit Ersatzteilen. Neben einer Zugehörigkeit zu Carat kommt den sächsischen Omnibus-Spezialisten auch eine enge Verbindung zum Hersteller Carosserie Hess zugute.

Die Lex & Hesse GmbH kennt sich mit Omnibussen aus. Besuchern des Unternehmenssitzes im Dresdener Stadtteil Löbtau wird das auf den ersten Blick klar: An der Außenfassade des Lagergebäudes prangt die Front eines Ikarus-Oldtimers. Noch mehr Details offenbart die Betrachtung des Verwaltungsgebäudes. Das Unternehmen beschäftigt sich laut Zeichensetzung auch mit Schienenfahrzeugen, Autos sowie mit dem Thema Elektromobilität. Zwei überkreuzte Schraubenzieher bzw. -schlüssel lassen keinen weiteren Interpretationsspielraum: Es geht bei den Sachsen um Fahrzeugtechnik und Reparaturbedarf. Der weiße Schriftzug „Lex & Hesse“ auf blauem Grund samt rotem, weiß gerändertem Dreieck erlaubt eine genauere Einordnung und steht für die Zugehörigkeit zur Carat-Gruppe. Laut Geschäftsführer Hans-Jörg Hänggi war Lex & Hesse seinerzeit sogar Gründungsmitglied der Teilehandelskooperation.

Unter der aktuellen Firmierung gibt es Lex & Hesse seit Anfang der 1990er Jahre, die Wurzeln des Ersatzteilspezialisten reichen aber viel weiter zurück. Bereits zu DDR-Zeiten war der Betrieb für die Versorgung der Dresdener Omnibus-Flotte zuständig. Die einstige lokale Ausrichtung hat der Teilehändler längst hinter sich gelassen: Neben einer Niederlassung in Berlin werden ÖPNV-Gesellschaften überregional in Deutschland und Österreich beliefert.

Auch Ersatzteile für Schiffe und Bahnen

So hält das sächsische Unternehmen sowohl gelbe BVG-Doppeldecker, Anhänger-Fahrzeuge in München als auch Trolleybusse in Salzburg oder Solingen mobil. Die Fokussierung auf Bus-Teile ist ebenfalls passé: Lex & Hesse ist auch auf den Schienenverkehr spezialisiert und bevorratet Ersatzteile für Schiffe – in den Zuständigkeitsbereich des Stammkunden Dresdener Verkehrsbetriebe (DVB) fallen immerhin drei Fährrouten. Bei Reparatur und Wartung der Elbfähren setzt die ÖPNV-Gesellschaft ebenfalls auf Lex & Hesse.

Hans-Jörg Hänggi ist neben seiner Leitungsfunktion in Dresden auch Vorstandsmitglied der Carrosserie Hess AG. Der Bushersteller aus Bellach in der Schweiz ist alleiniger Gesellschafter von Lex & Hesse. Bei der Bus-Manufaktur verantwortet Hänggi den Teilebereich mit Fokus auf die Märkte Deutschland, Frankreich und Österreich.

Der aus Basel stammende Manager versteht sich auch als Vermittler zwischen zwei durchaus unterschiedlichen Mentalitäten. Er kennt sich sowohl mit deutschen als auch den eidgenössischen Befindlichkeiten aus: Hans-Jörg Hänggi studierte in Zürich und begann seine Karriere bei General Motors Schweiz. Anschließend wechselte er zu Opel nach Rüsselsheim und übernahm später die Leitung des deutschen Marktes für die GM-Marke Saab. Zwischendurch machte er auch bei Porsche in Stuttgart Station. Nach dem Ende der Marke Saab zog es ihn als Geschäftsführer zu Nissan Schweiz und anschließend in die Europazentrale der Japaner, die sich vor dem Umzug nach Paris in Genf befand.

Image
Hans-Jörg Hänggi ist Geschäftsführer der Lex & Hesse GmbH und gleichzeitig Vorstandsmitglied beim eidgenössischen Bus-Hersteller Hess.
Foto: Martin Schachtner
Hans-Jörg Hänggi ist Geschäftsführer der Lex & Hesse GmbH und gleichzeitig Vorstandsmitglied beim eidgenössischen Bus-Hersteller Hess.

Ambitionierte Teilestrategie

Seit Ende 2020 gestaltet der Manager bei der Hess AG den Ersatzteilvertrieb für die Märkte außerhalb der Schweiz mit. Der Hersteller wächst und die Hess-Flotte nimmt europaweit zu: In Westeuropa sind Hess-Busse unter anderem in den französischen Städten Nantes, Nancy und Lyon unterwegs bzw. deren baldige Auslieferung ist ausgemacht. Auch im niederländischen Arnheim kommen Elektrobusse der Marke zum Einsatz. Dazu muss man wissen: Hess beliefert die Verkehrsgesellschaften in der Schweiz bereits seit den späten 1940er Jahren mit E-Bussen. Diese ziehen ihre Energie in erster Linie aus einer Oberleitung (Trolleybusse). Bei der Belieferung mit Ersatzteilen kommt der Lex & Hesse GmbH eine tragende Rolle zu. Um das gegenwärtige und künftige Wachstum zu stemmen, ist den Angaben zufolge mindestens ein zusätzlicher Hub in Süddeutschland geplant.

Das Sortiment an Ersatzteilen umfasst gemäß Eigenaussagen rund 160.000 Artikel im eigenen Online-Shop. Insgesamt haben Werkstattkunden einen Zugriff auf rund eine Million Teile: Von der Standheizung bzw. Klimaanlage für alle Fahrzeuggruppen über Motorlager für Nutzfahrzeuge bis zu Kleinteilen wie Türöffnungsknöpfen von Linienbussen. Über das Joint Venture SFT vertreibt Lex & Hesse mit der Fahrzeug-Technik Hattingen GmbH auch Ersatzteile für Straßenbahnen. Der aktuelle Umsatzanteil des Geschäftsbereichs Schiene beläuft sich auf 45 Prozent. Der Vertrieb von Bus-Komponenten hat laut Hans-Jörg Hänggi ungefähr die gleiche Größenordnung, die restlichen zehn Prozent verteilen sich auf die Bereiche Schiff bzw. Pkw.

Wissenstransfer

Im Moment verfügt das Lex & Hesse-Team über 30 Mitarbeiter in Dresden und zehn Beschäftigte in Berlin. In der Bundeshauptstadt sorgt ein Auslieferungsfahrzeug für die tägliche Belieferung u.a. von sieben BVG-Betriebshöfen, von Dresden aus starten drei Transporter. Die Nähe zur Hess AG verschafft den Vertriebs- und Technikprofis an den Standorten einen Wissensvorteil: „Der Austausch innerhalb unserer Organisation hat einen besseren Zugang zu Know-how zur Folge“, konstatiert Hans-Jörg Hänggi.

Doch auch der Kontakt zu weiteren Industriepartnern werde gepflegt, zum Vorteil auch der eigenen Werkstattkunden: Über die eigene Weiterbildungsmarke Omnilex organisiere man beispielsweise Fachseminare und sogenannte Industrietouren. Nach der pandemiebedingten Pause führte der letzte Austausch Kunden und Mitarbeiter ins Produktionswerk von Valeo nach Neubrandenburg.

Image
Neben dem Standort Dresden (im Bild) verfügt der Carat-Gesellschafter Lex & Hesse über einen Standort in Berlin. 
Foto: Martin Schachtner
Neben dem Standort Dresden (im Bild) verfügt der Carat-Gesellschafter Lex & Hesse über einen Standort in Berlin. 
Image
Das neue Daimler Buses Service Center in Berlin zählt eigenen Aussagen zufolge zu den modernsten Bus-Werkstätten Europas.

Markenservice

Daimler: Neuer Bus-Standort geht ans Netz

Das Omnibus-Servicenetz umfasst laut Hersteller 600 Standorte in Europa. In Berlin baute Daimler Buses jetzt die modernste Werkstatt in Eigenregie. Dort wagen sich die Techniker auch an die Reparatur der Energiespeicher.

    • Batterie, Fahrzeughersteller, Lkw + Bus, Nutzfahrzeuge
Image
21C0282_004.jpeg

dezentrale Ersatzteilfertigung

Daimler Buses: Mobiles 3D-Druckcenter fertigt Ersatzteile direkt vor Ort

Kleine Ersatzteile entstehen künftig vor Ort: Mit einem mobilen 3D-Druck-Center bieten Daimler und Omniplus die Möglichkeit, Teile direkt beim Kunden zu drucken – 40.000 Ersatzteile sind schon heute 3D-druckfähig.

    • Lkw + Bus
Image
Jedes von Alanko aufbereitete Turbolader erhält ein Zertifikat, welches die Qualität dokumentiert.

Alanko

Aufbereitung nach DIN-Standard

Aufbereitete Ersatzteile sind heute keine Seltenheit mehr. Erstaunlich ist, dass es für die Arbeitsprozesse bisher keinen Standard gab. Doch das hat sich kürzlich mit der Einführung der DIN SPEC-Norm geändert. Turbospezialist Alanko arbeitet bereits nach diesen Vorgaben

    • Turbolader
Image
Die im SLM-Verfahren hergestellten Bronze-Kühlwasserflansche vor der Auslieferung an den Kunden.

Ersatzteilmanagement

MAN nutzt 3D-Druck zur Nachfertigung von Ersatzteilen

Wenn einem Motorenhersteller trotz Endbevorratung die Ersatzteile ausgehen, aber auch die Werkzeuge zur Nachfertigung nicht mehr greifbar sind, sind neue Fertigungsmethoden gefragt. MAN hat Bronze-Kühlwasserflansche im Laser-3D-Druck Verfahren nachgefertigt.