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Foto: Alcar
Verkaufsleiter Sven Müller erklärt die neue RDKS-Richtlinie für Nutzfahrzeuge. Alcar bietet neben Universalsensoren auch ein Programmiertool für Pkw- und Kfz-Werkstätten.

RDKS-Pflicht für Nutzfahrzeuge

„Komplexer im Service“

Autos müssen seit 2014 Systeme zur Prüfung des Reifendrucks an Bord haben. Jetzt zieht das Nfz-Segment nach: Sven Müller von Alcar erklärt im amz-Interview, auf was Betriebe achten müssen.

amz: Was müssen Werkstätten bezüglich der ab Juli in Kraft getretenen Reifendruckkontroll-Pflicht bei Lkw, Bussen und Trailern wissen?

Sven Müller: Mit der aktualisierten EU-Richtlinie ECE 2144/2019 (ECER141) müssen alle neu homologierten Nutzfahrzeuge der Klassen N1 bis N3, O3 und O4 sowie M2 und M3 verpflichtend mit einem Reifendruckkontrollsystem ausgestattet sein. Damit alle Nfz-Werkstattfachbetriebe bestens vorbereitet sind, sorgt Alcar vor und hat bereits im Frühjahr 2022 den neuen und 100 Prozent universell einsetzbaren Alcar Sensor Heavy Duty auf den Markt gebracht.

Das Gesetz hat eine zweijährige Einführungszeit von Juli 2022 bis Juli 2024. Ab Juli 2024 müssen in der Folge alle Neuzulassungen, egal wann diese homologiert wurden, mit einem RDKS-System und Sensoren ausgestattet sein. Aus rein technischer Sicht gehen wir davon aus, dass es bei Nutzfahrzeugen kein indirektes RDKS-System geben wird. Das bedeutet auch, dass alle neuen Lkw, Busse und Trailer spätestens ab Juli 2024 mit Sensoren in den Reifen ausgestattet sein werden.

amz: Was ändert sich für den Aftermarket gegenüber der Pkw-RDKS-Pflicht?

Sven Müller: Es wird definitiv komplexer, jedoch nicht, weil die Systeme komplizierter oder größer werden, dass wäre ein Trugschluss. Die Systeme sind ähnlich, wenn nicht sogar gleich und somit gut verständlich. Aber der Markt bzw. das Angebot an verschiedenen Systemen wird deutlich fragmentierter und somit undurchsichtiger und komplexer im Service. Es wird beim Lkw-RDKS nicht nur eine Art von „OE Sensor“ geben, den man im Service warten und ersetzen muss, wie es beim Pkw der Fall ist. Beim Pkw muss man nur die Fahrzeugdaten wie Marke, Modell und Baujahr wissen und ein geeignetes Aftermarket-Produkt besorgen. Job erledigt.

Bei Nutzfahrzeugen können Sie neben den verschiedenen OE-Systemen mit OE-Sensoren auch Nachrüstlösungen mit eigenen Sensoren finden. Bei älteren Modellen beispielsweise, können diese mit einem extra Display im Fahrerhaus ausgestattet sein. Fazit: Sie können als Mechaniker vor einem Nutzfahrzeug stehen und bei der Demontage des Reifens mit über 30 verschiedenen Sensoren, wie Ventilsensoren, Bandsensoren, Reifensensoren, etc. und zusätzlich verschiedenen Befestigungssystemen konfrontiert werden. All das können Sie von außen mit Blick auf den Reifen nicht erkennen. Vor diesem Hintergrund hat Alcar bei der Entwicklung der RDKS-Lösungen immer sehr einfache und technisch ausgereifte Systeme im Fokus.

amz: Haben die Fuhrparks das Thema im Blick?

Sven Müller: Aktuell sehen wir eine wachsende Identifikation mit diesem Thema, vor allem durch die bereits sehr hohen Ausrüstungsquoten der OEM mit RDKS-Sensoren. Bei Daimler als Beispiel, werden bereits circa 80 Pronzent aller Lkw mit Sensoren ausgeliefert. Im Nachrüstmarkt dagegen ist noch viel Informations- und Schulungsbedarf vorhanden. Speziell um die komplexe Herausforderung aller unterschiedlichen Systeme und Mix-Fuhrparks zu bedienen. Als Beispiel sei hier der mobile Pannenservice aber auch grundsätzlich der Wartungsalltag in den Werkstätten genannt.

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RDKS für Brummis: Alcar zeigte zur Messe „The Tire Cologne“ einen flexibel montierfähigen Universalsensor samt Programmiergerät bzw. -upgrade.
Foto: Martin Schachtner
RDKS für Brummis: Alcar zeigte zur Messe „The Tire Cologne“ einen flexibel montierfähigen Universalsensor samt Programmiergerät bzw. -upgrade.

amz: Welche Produkte, Hilfestellungen und Lösungen bietet Alcar im Bereich NFZ-RDKS?

Sven Müller: Natürlich bieten wir in erster Linie unseren Universal-Sensor an. Mit diesem Produkt lassen sich die genannten Herausforderungen einwandfrei meistern. Der HD-Sensor von Alcar ist tatsächlich ein hundertprozentig universelles Produkt. Der Sensor ist auf alle OE Sensoren, Nachrüstsensoren wie auch diegenannten Telematik-Sensoren komplett frei programmierbar beziehungsweise klonbar – auch nach der Montage durch den Reifen. Des Weiteren ist der Sensor ebenfalls mechanisch universell, denn wir arbeiten mit einem Universal-Felgen-Band das mit Klettverschluss flexibel auf alle Raddimensionen zwischen 17.5 bis 24.5 Zoll montierbar ist – und das komplett ohne Werkzeug. All das wird durch unser TECH600 Diagnose- und Programmiergerät aus dem Hause Bartec begleitet.

Hiermit können Kunden Alcar-Sensoren programmieren oder noch viel besser – einen Sensor klonen. Somit wird die ID des aktuell eingebauten Sensors kopiert, die dazugehörige Software im Gerät ausgewählt, zum Beispiel Daimler, DAF, Goodyear oder Haldex, und auf den Alcar Sensor transferiert. Somit können Anwender schnell und einfach einen Klon des aktuell verbauten Sensors herstellen. Ein weiteres Anlernverfahren entfällt somit und spart sehr viel Zeit, Stress und Geld. Des Weiteren stellen wir unseren Kunden sehr gerne professionelle Schulungen zur Verfügung mit Equipment und Know-how und dies auch am liebsten beim Kunden vor Ort.

Zu guter Letzt stellen wir aber auch viele Informationen und Hilfestellungen in Form von unserem Nfz-RDKS-Konfigurator zur Verfügung, wo der Kunde alle OE- und AFM-Informationen wie Teilenummern, Fahrzeugzuordnung, Montagehinweise finden kann. Zusätzlich bietet Alcar Tipps, Tricks, Videos und weitere Anleitungen für die Nfz-RDKS-Welt – und das alles kostenlos – an.

amz: Was kostet beispielsweise der Alcar Sensor HD?

Sven Müller: Der Alcar Sensor HD mit der Teilenummer S8A301 hat einen Bruttopreis von 69 Euro für den Endkunden. Das umfasst einen Sensor inklusive Felgenband. Der Preis liegt im unteren Mittelfeld der verschiedenen OE-Sensoren und garantiert aber einen perfekten Einstieg in das Nfz-RDKS-Geschäft mit sehr rentablen Margen für den Handel und der Einfachheit eines einheitlichen Preises zur kalkulatorischen Sicherheit.

amz: Welche Wartung ist notwendig, wie lange halten beispielsweise die Sensor-Batterien?

Sven Müller: Die genaue Batterielaufzeit unterscheidet sich von Produkt zu Produkt. Dies hängt davon ab, wie viele Software-Pakete die Sensoren übertragen. Die durchschnittliche Lebensdauer, auch des Alcar Sensors beträgt fünf bis sieben Jahre. Wenn man bedenkt, dass bereits 2012 der erste Mercedes Actros mit RDKS-Sensoren ausgeliefert wurde, ist auch klar, dass wir uns aktuell bereits in einem Ersatzmarkt mit einem gewissen Bedarf befinden und das Thema nicht erst ab 2027 starten wird.

amz: Was muss man zum Nutzfahrzeug-Upgrade für das Alcar TECH600-Gerät wissen?

Sven Müller: Für die Programmierung des Sensors bieten wir ein Nutzfahrzeug-Upgrade für das bestehende Alcar TECH600-Gerät an. Dieses ermöglicht das Programmieren oder auch das Erstellen eines OE-Klons des bestehenden Sensors. Das Upgrade ist ein kostengünstiger Einstieg für alle bestehenden TECH600-User. Mit nur einmalig 199 Euro netto, können die bestehenden Geräte für Nutzfahrzeuge erweitert und der Service sofort gestartet werden. Die Anschaffung eines neuen Geräts, rein für Nutzfahrzeuge, für noch einmal rund 600 bis 900 Euro entfällt somit. Besonders in der Anfangs- und Übergangszeit ist das für viele Fachwerkstätten und Servicebetriebe ein attraktives und praktisches Angebot.

amz: Gibt es eine Sensor-Obergrenze am Fahrzeug – oder anders gefragt, ab wie vielen Achsen bzw. sensierten Reifen verliert das System den Überblick?

Sven Müller: Die Anzahl der Sensoren wird durch das Steuergerät festgelegt, praktisch gesehen gibt es dort keine wirkliche ‘Obergrenze’, es müssen einfach mehr Steuergeräte ausgerüstet werden. Speziell das Beispiel des Schwertransports zeigt deutlich, wie wichtig das Thema Reifendruckkontrollsysteme ist.

amz: Herr Müller, besten Dank für die Antworten!

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