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Foto: amz

Abgerissene Schweißbolzen

Notfall im Radkasten

Knack – und schon ist der Schweißbolzen im Radkasten abgerissen. Wir haben uns Reparaturlösungen für abgerissene Schweißbolzen angeschaut und getestet.

Die Stehbolzen werden im Werk punktgeschweißt – so lassen sie sich auch wieder ersetzen, jedoch verfügen nur die wenigsten Betriebe über ein Bolzenschweißgerät, dafür wird es zu selten gebraucht und ist in der Anschaffung zu teuer. Dieses Problem haben auch die Hersteller zum Teil erkannt, und bieten ihren Service- und Vertragspartnern entsprechende Reparaturlösungen an. Diese basieren auf Nietverbindungen, die sich schnell und mit handelsüblichem Werkzeug montieren lassen und weniger Fehlerquellen bieten als die Schweißbolzen.

Zunächst muss der abgerissene Bolzen so weit entfernt werden, dass direkt an dessen Stelle, oder minimal daneben, die neue Nietverbindung gesetzt werden kann. Hierfür ist es notwendig, auch einen Blick auf die Innenseite zu werfen – wird bei der Reparatur des Bolzen möglicherweise ein teureres Bauteil auf der Innenseite beschädigt, hat man dem Kunden einen Bärendienst erwiesen. Die Bruchstelle lässt sich mittels Stabschleifer oder Flex einfach abschleifen, für das Ausbohren sind hochwertige Bohrer notwendig, da Schrauben meist aus höherwertigem Material bestehen als die umliegenden Blechpartien. Ist der Bolzen abgetragen, wird ein Körnerpunkt gesetzt und mittels Bohrmaschine ein neues Loch an derselben Stelle gesetzt. Nun kommt es darauf an, welche Lösung gewählt wurde.

Reparaturbolzen Mercedes

Dass man bei Daimler eine solche Lösung im Programm hat, wundert wenig. Hinter der Teilenummer A0009901210 verbirgt sich die im Daimlerdeutsch genannte "Reparaturlösung für abgerissene Schweißbolzen".Dabei handelt es sich um ein zweiteiliges Set: Zum einen eine Aluminiumnietmutter, zum anderen einen Gewindebolzen, der auf der einen Seite ein M6-Regelgewinde trägt, auf der anderen Seite das „Holzgewinde“ zur Aufnahme der Plastikmuttern, mit denen Radkastenverkleidung und Co. an Ort und Stelle gehalten werden. Mit rund zwölf Euro ist der Bolzen alles andere als billig, aber eine anständige Lösung, wenn man das Kundenfahrzeug fachgerecht instand setzen möchte. Für die Montage benötigt man eine Nietmutterzange oder -ratsche, die im Fachhandel ab rund 100 Euro über die Ladentheke geht. Zunächst wird die Bohrung auf neun Millimeter aufgebohrt, anschließend kann die Nietmutter dort eingebracht werden. Zu guter Letzt wird dann der Gewindeeinsatz eingedreht, und idealerweise mit einem Tropfen Schraubensicherung arretiert – fertig. Zeitaufwand für einen Bolzen: Etwa 20 Minuten. Nachteilig ist jedoch der Kompromiss an Korrosionsschutz; Aluminium in Stahlblech kann Kontaktkorrosion verursachen. Warum dann keine Stahlmutter? Wer schon einmal eine Stahlnietmutter gesetzt hat weiß, wie viel größer die Kräfte hierfür sind, als für eine gleich große Aluminiummutter. Gerade an engen Stellen lassen sich die Kräfte für Stahlnietmuttern nicht aufbringen, daher griff Daimler zu Aluminium. Durch die Paarung von Stahl und Aluminium kann galvanische Kontaktkorrosion entstehen, daher, wenn möglich, von beiden Seiten mit Fett oder Wachs einstreichen.

Vorteile:

OE-Lösung in (fast) jeder Mercedes-Benz-Niederlassung vorrätig, passende Kunststoffmuttern verfügbar

Nachteile:

Nietmutterzange benötigt; mit neun Millimetern ein relativ großes Bohrloch notwendig, korrosionstechnisch nicht ideal

Reparaturbolzen VAG

Der VAG-Konzern hat das Problem ebenfalls erkannt, und hält gleich ein ganzes Sortiment an Reparaturbolzen in verschiedenen Längen bereit. Auch hier wird genietet, die Lösung unterscheidet sich aber in einigen Punkten von der Daimler-Variante. Zudem bieten die Wolfsburger auch einen Reparaturbolzen mit M6-Regelgewinde an.Bei VW setzt man auf einen stählernen Blindniet mit Gewinde, wie er mit jeder Blindnietzange verarbeitet werden kann. Der Niet ist, wie von Blindnieten üblich, hohl gebohrt, im Inneren sitzt ein Aluminiumbolzen, der von der Zange aufgenommen wird und das Moment überträgt. Unter dem Bund sitzt praktischerweise noch eine Dichtscheibe aus Gummi, sodass umliegender Lack nicht beschädigt wird und die Vernietung weitestgehend dicht bleibt. Vorteilhaft ist bei dieser Lösung, dass nur ein kleineres Loch gebohrt werden muss und eine herkömmliche Nietzange zum Einsatz kommen kann. Preislich nehmen sich die VW-Lösung und die Mercedes-Variante nicht viel, die kürzeren Bolzen sind nur marginal günstiger, auch hier werden je nach Länge neun bis zwölf Euro pro Bolzen fällig. Die Verarbeitung dauert auch hier etwa gleich lang, das kleinere Loch und die Dichtbeilage sind jedoch positiv zu erwähnen. Der längste Bolzen hat ein Gewinde von 25 Millimetern, der kürzeste misst gerade einmal neun Millimeter und dient daher nur zur Aufnahme der Federteller für Hitzeschutzbleche.

Teilenummern:

Blindniet acht Millimeter – N90716002

Blindniet 14 Millimeter – N90716403

Blindniet 24 Millimeter – N90716103

Blindniet M6 neun Millimeter – N90716002

Blindniet M6 14 Millimeter – N90716004

Vorteile:

Kleineres Bohrloch (fünf Millimeter) notwendig, Verwendung von normaler Blindnietzange oder Druckluftgerät möglich. Geringere Korrosionswahrscheinlichkeit, da Stahl auf Stahl und Dichtbeilage

Nachteile:

Nicht alle Längen in jeder Niederlassung verfügbar, längste Variante muss vorsichtig gesetzt werden, da sich sonst der Gewindebolzen verbiegen kann

DIY-Lösung

Was der Daimler kann, können wir schon lange: Da es mitunter schwierig wird dem Kunden zu vermitteln, warum in seinen Nissan ein Zwölf-Euro-Bolzen von Mercedes genietet wurde, andererseits im Falle des Unverschuldens der Betrag aber zu hoch sein dürfte, um ihn unter Service zu verbuchen, hier unsere DIY-Methode: Angelehnt ist die Idee an den zweiteiligen Mercedes-Bolzen, jedoch mit 1,50 bis zwei Euro deutlich günstiger: Man nehme: Nietmutter M4, Alu oder Stahl sowie M4-Stockschrauben aus der Holzabteilung des Baumarktes oder vom Schraubenlieferanten. Diese Variante setzt zwar auch eine Nietmutterzange voraus, jedoch reicht eine M4-Mutter hier aus, das Bohrloch wird also nur so groß wie bei der VAG-Lösung. Außerdem sind dadurch die Kräfte, die zum Nieten erforderlich sind, deutlich geringer. Mit einer Stahlmutter kann man zudem eine höhere Korrosionsbeständigkeit erreichen, sofern erforderlich. Ist die Nietmutter gesetzt, wird die Stockschraube mit einem Tropfen Loctite-Schraubensicherung mittel oder besser hochfest eingedreht, anschließend kann der Bolzen verwendet werden.

Vorteile:

Stockschrauben kosten 70 Cent oder weniger im Fünferpack, Gesamtkosten etwa zwei Euro pro Bolzen, kleineres Bohrloch als bei der Daimler-Variante notwendig, dramatisch günstiger

Nachteile:

Nietmutterzange erforderlich, Bolzen muss eingedreht und mit Schraubensicherung gesichert werden, nur eine Länge pro M-Gewindegröße erhältlich – M4 passt am besten, Schraubensicherung erforderlich

Fazit

Egal für welche Lösung man sich entscheidet, am Ende steht ein neuer Stehbolzen wieder dort, wo er sein sollte. Der Gewindebolzen ist zudem eine saubere Lösung, etwa wenn am Unterboden Halter für Gasleitungen oder zusätzliche Kabel verlegt werden müssen. Für spontane Notfälle sind die beiden Herstellervarianten das Mittel der Wahl, da beinahe in jeder Niederlassung zu finden. Die DIY-Variante steht der Mercedes-Lösung jedoch in nichts nach, und ist deutlich günstiger. Aus unserer Sicht hat VW mit seinen Bolzen den besten Kompromiss gefunden. Das Bohrloch ist am kleinsten, eine einfache Nietzange reicht für die Montage aus und eine Dichtscheibe sorgt dafür, dass die Verbindung keinen neuen Rostbefall fördert. Wer in seinem Kundenstamm viele ältere Fahrzeuge hat, und die Problematik der abgerissenen Bolzen nur zu gut kennt, dem sei die günstige DIY-Variante ans Herz gelegt – fürs alte Eisen absolut ausreichend, und mit zwei Euro deutlich günstiger als die Herstellerbolzen.

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