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Foto: Pinnow-Locnikar

amz vor Ort

Kleine und zornige Autos

KGB. Wer da an Geheimdienst und Gift in Großbritannien denkt, liegt bei KGB Performance nicht ganz falsch. Die Hamburger Werkstatt im Porträt.

Zwar behauptet die Website von KGB Performance, dass der russische Geheimdienst nichts mit der Werkstatt zu tun habe, aber da an der Julius-Vosseler-Straße 104 in Hamburg nur ein unauffälliges Schild auf die Werkstatt hinweist, die etwas versteckt auf der rückwärtigen Seite eines Gewerbekomplexes liegt, könnte man schon von einem „Geheimdienst“ sprechen. Einem Geheimdienst allerdings für britische Autos der Marke Mini, speziell die seit 2001 unter der Regie von BMW hauptsächlich in Oxford gebauten Kompaktwagen.

Was da als nicht unbedingt gefährliches Auto im Retrochic über den Kanal kommt, kann man bei KGB Performance mittels Giftspritze in das verwandeln lassen, was der Besitzer der Werkstatt so sehr liebt: kleine und zornige Autos. Damit aber genug der Parallelen und Wortspiele: Hinter KGB Performance steckt Klaus G. Breuer – seine Initialen begründeten den Namen der KGB Kfz-Technik GmbH, die schon seit über 25 Jahren im Geschäft ist. Erst seit 2011 allerdings, seit er sich seinen ersten eigenen Mini zulegte, ist Breuer so richtig mit dem KGB-, Verzeihung, dem Mini-Virus infiziert.

Die Kundin ist Königin

Dass die Infektion unvermindert und ohne Aussicht auf Heilung anhält, merkt man im Gespräch mit Klaus Breuer sofort. KGB bietet das volle Spektrum an Wartung und Reparaturen, zugeschnitten auf den Mini und seine speziellen Anforderungen und Problemchen. Für jeden Fall gibt es die Expertendiagnose und bei Bedarf das passende Spezialwerkzeug. Wichtig ist Breuer dabei aber nicht nur, die Kundenfahrzeuge so zu behandeln, als wären es seine eigenen – er bringt auch den Kunden und Kundinnen Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegen. Großen Wert legt er darauf, dass sich speziell die Kundinnen nicht wie Kunden zweiter Klasse fühlen: „Ich habe hier viele Kundinnen, die sind früher zu BMW gegangen, wenn was an ihrem Mini war, aber dort fühlten sich viele nicht ernst genommen.“ Klaus Breuer erzählt von einer Kundin, die mit ihrem Mini Cabrio bei BMW eine beinahe unendliche Geschichte erlebte, als sie dort Hilfe suchte.

„Sie hatte Wasser im Fußraum, war deswegen zwei- oder dreimal bei BMW und hat dort viel Geld gelassen.“ Als sie zuletzt beim Servicemeister angerufen habe, um ihm zu sagen, dass immer noch Wasser in den Fußraum komme, trotz der teuren Reparatur, habe der zu ihr gesagt: „Aber es ist doch etwas weniger geworden, das müssen Sie doch zugeben. Sie müssen ja auch bedenken, Sie haben ein altes Auto.“ Dabei ging es um einen Mini, Baujahr 2004. Dass Frauen nicht ernst genommen würden, sei ein Problem in vielen Werkstätten, meint Breuer. Dagegen hat er sich bei den Mini-Fahrerinnen in Hamburg einen guten Ruf erarbeitet, aber natürlich auch, weil KGB Performance Qualität abliefert. „Da habe ich viel investiert, um auch die richtigen Mitarbeiter dafür zu finden. Die Qualität muss stimmen.“

Qualität von Spezialisten

Das KGB-Team besteht inklusive Chef aus drei Mini-Spezialisten. Aber die richtigen Mitarbeiter zu finden, das war nicht so einfach. Auch mit eigenen Auszubildenden hat es Breuer versucht, aber dann nach frustrierenden Erfahrungen erst einmal aufgegeben: „Wenn ich mich da stundenlang hinstelle und alles erkläre und vormache, und dann bleibt da nichts hängen, dann bringt uns das hier nicht weiter.“ Seit 2014 besteht KGB Performance jetzt an der aktuellen Adresse. Die Werkstatt ist wie ihre Autos: kompakt. Besonders die niedrige Deckenhöhe ist ungewöhnlich: Selbst wenn man einen Mini ganz bis unter die Decke hebt, kann man darunter nicht aufrecht stehen. Die Mitarbeiter behelfen sich mit einem Bürodrehstuhl, um halbwegs bequem unter dem Fahrzeug arbeiten zu können.

Mit einem Clubman fing alles an

Auf einer Hebebühne klebt ein Mini Clubman unter der Decke. „Das war mein erster Mini“, erzählt Klaus Breuer. Eigentlich sei er mit dem Golf I aufgewachsen. „Ich habe Abitur gemacht und dann nach der Bundeswehr ab 1982 Fahrzeugbau studiert. Mein Abi hätte ich wegen der Schrauberei fast in den Sand gesetzt“, lacht Breuer. Damals leistete er sich seinen ersten Golf. Dem Modell blieb er lange treu. Den zweiten, einen Original-Pirelli-Golf-I, nahm er sofort auseinander und modifizierte ihn nach allen Regeln der Kunst mit viel Zubehör, das auf keiner Aufpreisliste stand. Eine Weile betrieb Breuer eine Selbsthilfewerkstatt, bis er Mitte der 90er seine jetzige Werkstatt, aber noch an anderem Ort, übernahm. Anfangs eine kleine Mehrmarkenwerkstatt spezialisierte sich Breuer ab 2011 allmählich auf den Mini, nachdem er bei der Suche nach einem neuen Firmenwagen eher zufällig den bereits erwähnten Mini Clubman erst zur Probe fuhr und dann begeistert kaufte. „Mir war auch aufgefallen, dass die Mini-Fahrer, die ich bis dahin kennengelernt hatte, sehr an ihren Autos hingen und in Pflege und Wartung auch richtig Geld reinsteckten“, sah Breuer auch schnell die praktische Seite der Leidenschaft.

Trennung, Tuning, Treue

Das Mini-Tuning kam erst hinzu, als er den Clubman an einen Bekannten weggab: „Weil ich zur Werkstatt zu Fuß gehen konnte, stand der Clubman nur herum. Das Auto tat mir einfach leid.“ Der Bekannte allerdings war potentere Autos gewohnt und kam bald wieder mit der Frage, ob man den Clubman nicht noch etwas nachschärfen könnte. Breuer recherchierte und stieß im Netz auf Dynamic Automotive, einen Mini-Tuner aus der Nähe von Stuttgart. Und die suchten zufällig jemanden, der für sie die Vertretung im hohen Norden übernehmen konnte.

Seinen alten Clubman sah Breuer von da an regelmäßig wieder, zu immer neuen Tuning-Maßnahmen. „Das Auto wurde immer geiler“, erinnert er sich, „und als ich es mal wieder Probe fuhr, da habe ich den Besitzer angerufen und gesagt: Digger, den kriegst du nicht wieder.“ So kaufte Breuer schließlich seine alte Liebe zurück.

Dank der Verbindung zu Dynamic Automotive ging es mit der Werkstatt richtig los – aus der Klaus G. Breuer Kfz-Technik GmbH wurde KGB Performance, mit neuem Logo und professionellem Internetauftritt – und der hatte Folgen. Nachdem die ersten Fotos getunter KGB-Autos in Mini-Foren und auf Facebook auftauchten, ging das Auftragsvolumen durch die Decke. „Seitdem habe ich im Schnitt einen neuen Kunden pro Tag“, kann sich Breuer über mangelnde Arbeit nicht beklagen.

Manchmal wird es ihm schon zu viel: „Ich bin ja nun auch schon 58, irgendwo merkt man die Grenze.“ Im Idealfall will Breuer seine Kunden deshalb auch nicht allzu oft in seiner Werkstatt sehen: „Ich verbaue nur Originalteile. Das ist zwar teurer, aber Qualität kostet nun mal Geld. Wenn ich da was Billiges einbaue und nach einem halben Jahr ist das wieder kaputt, dann schadet das ja zuerst mal mir. Meine Kunden sind dann sauer und ich habe den Ärger und die Arbeit.“ Insgesamt machen Reparaturen und Wartung den weitaus größten Anteil am Werkstattgeschäft aus.

Im Norden hat man seine Ruhe

Die Tuning-Szene ist nach Breuers Ansicht eine spezielle Klientel: „Ich war mit meinem getunten Mini auf einem großen Club-Treffen, der wurde da bewundert und viel fotografiert. Da hatten auch zwei Tuning-Werkstätten ihre Stände aufgebaut – die haben mein Auto nicht mit dem A… angeguckt. Nur verstohlene Blicke. Da hält sich jeder für den Größten. Wozu soll das gut sein?“ Breuer hält sich da lieber raus. „Die meisten sitzen ja im Süden. Ich bin hier oben im Norden und hab hier meine Ruhe. Wenn die sich gegenseitig das Leben schwer machen wollen, ist das ihre Sache.“

Die Elektromobilität, die in diesem Monat den ersten voll elektrischen Mini hervorbringen wird, sieht Breuer aus Werkstattsicht fatalistisch: „Ich hoffe mal, dass ich das hinter mir habe, wenn das akut wird“, lacht er. An den Motoren gehe praktisch nichts kaputt, „und ob da noch jemand ein Gewindefahrwerk haben will, wenn die sowieso nicht schneller als 150 laufen, wage ich ja zu bezweifeln“. Aber für den Fall hat Klaus G. Breuer auch schon einen Plan: „Ich ziehe dann aufs Land und mache nur noch, was mir Spaß macht“ – die guten alten Verbrenner-Minis nämlich.

Holger Pinnow-Locnikar

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