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Milchig? Aufgetrennt? Festkrper? Der Blick in die Rhre gibt Auskunft.

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Glas klar beim Kältemittel?

Einwandfreies Kältemittel ist klar wie Wasser. Schimmert die Flüssigkeit in der Prüfröhre also grünlich, milchig oder enthält sogar Abrieb, so lässt das nichts Gutes ahnen. In unserem Praxisbeitrag erklären wir, worauf zu achten ist.

Eine Klimaanlage besteht wenigstens aus Kondensator, Verdampfer, Kompressor und einer Engstelle, hinter der das Kältemittel verdampft und dann Wärme aufnimmt. Das vom Kompressor durch die Anlage gepumpte Kältemittel wechselt also ständig zwischen „flüssig“ und „gasförmig“ und transportiert Wärme. In aller Regel benutzt man diesen Prozess zu Kühlzwecken, in seltenen Fällen auch zum Heizen. Die aktuell eingesetzten Kältemittel R134a und R1234yf transportieren jedoch nicht nur die Wärme, sondern auch das Kältemaschinenöl, kurz: Das Schmieröl für den Kompressor.

Kältemittel und Klimaöl sind im Neuzustand glasklar und durchsichtig. Und während sich Kältemaschinenöl bei Zimmertemperatur auch simpel in Augenschein nehmen lässt, so ist das mit Kältemittel deutlich schwieriger – alle Kältemittel sind bei Zimmertemperatur und Normaldruck gasförmig. Hier hilft das Diagnoseglas: Es besteht im Wesentlichen aus einem druckfesten Zylinder mit Sintermetallfilter, der entweder in den Klimakreislauf oder zwischen Klimaanlage und Klimaservicegerät eingebaut werden kann. Saugt man Kältemittel durch dieses Glas in das Klimaservicegerät, so erfüllt das Gerät noch eine zweiten Zweck: Es dient als eine Art Vorfilter. Alle groben Verunreinigungen müssen den Sinterfilter passieren und bleiben im Zweifel an dieser Stelle hängen.

Der Blick aufs Kältemittel ist selbst bei fast leerer Klimaanlage denkbar einfach, wenn man die Prüfröhre als gedrosselten Kurzschluss zwischen Niederdruck- und Hochdruck-Anschluss verwendet. Um die Anlage nicht mit Luft und Luftfeuchtigkeit zu kontaminieren, sollte die Röhre vor diesem Einsatz ein bis zwei Minuten evakuiert werden und wird (evakuiert) einfach mit dem ND- und HD-Anschluss verbunden. Selbst bei stehender Anlage (und identischen Drücken auf ND- und HD-Seite) bekommt man ein paar Tropfen Kältemittel zu Gesicht, wenn man die HD-Seite öffnet. Falls nein, muss die Anlage laufen: Ventile am Diagnoseglas schließen, Anlage starten und nun das HD-Ventil langsam und vorsichtig öffnen. Noch vorhandenes Kältemittel sollte sich nun zeigen - und fließt auch durch das Glas, wenn man das ND-Ventil ebenfalls aufdreht. Ideal also, wenn sich das Kältemittel homogen und klar zeigt: Hier ist zumindest dem Augenschein nach nichts auffällig.

Toyota Mirai: Zwei Tanks mit je 2,5 Kilogramm Wasserstoff bei 700 Bar.Foto: Toyota

Milchig zeigt sich der Lebenssaft, wenn unerwünschtes Wasser in die Anlage eindringen konnte. Weil Kältemaschinenöl und Kältemittel extrem hygroskopisch sind, überwindet Luftfeuchtigkeit sogar den Überdruck in der Klimaanlage. Damit das Kältemaschinenöl keine sauren Zerfallsprodukte bildet, bindet die Trocknerpatrone eingedrungene Feuchtigkeit. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad: Ist die Patrone „satt“, emulgiert das Öl mit Wasser. Das führt einerseits zu Korrosion und anderseits zu saurem Öl, das die Komponenten der Klimaanlage und ganz besonders den Kompressor gefährdet. Milchiges Kältemittel bedeutet also Alarmstufe rot. Möglicherweise „taktet“ die Klimaanlage sogar, weil das Wasser direkt hinter dem Expansionsventil einfriert und den Kältemittelstrom blockiert. Bei milchigem Kältemittel müssen in jedem Fall die Anlage abgesaugt und der Trockner erneuert werden. Damit der neue Trockner keine Feuchtigkeit aus der noch feuchten Anlage zieht, sollte man die Anlage sogar VOR dem Ausbau der gesättigten Patrone wenigstens 30 Minuten evakuieren und erst dann den Trockner austauschen.

Findet sich im Schauglas starker, gummiähnlicher Abrieb, so deutet das stark auf beschädigte Dichtringe an den Kompressorkolben hin. Metallischer Abrieb oder sogar kleine Späne sind ein klarer Hinweis auf einen Kompressorschaden. In beiden Fällen muss das Aggregat ausgetauscht werden. Weil sich Abrieb oder Späne in solch einem Fall in der gesamten Anlage verteilt haben, ist dabei doppelte Vorsicht geboten. Einerseits müssen Komponenten der Klimaanlage mindestens gespült, teilweise sogar erneuert werden. Andererseits dürfen Abrieb und Späne unter keinen Umständen in das Klimaservicegerät gelangen - und hier weiteres Unheil anrichten. Hier hilft wieder das Diagnoseglas und kann als Vorfilter eingesetzt werden.

Strahlt das Schauglas giftgrün oder gallegelb? Dann hat der vorige Service nicht mit UV-Kontrastmittel gegeizt oder eingefärbtes Kältemaschinenöl in die Anlage gefüllt. Selbst wenn diese Hilfsmittel mitunter bei der Lecksuche helfen, so verändert das Kontrastmittel die Viskosität und Schmierfähigkeit des Öls. Und nur selten ist bekannt, wieviel Kontrastmittel wirklich in der Anlage zirkuliert. In so einem Fall sollte die Anlage gespült und für 30 bis 60 Minuten evakuiert werden. Anschließend den Trockner erneuern und vor der Neubefüllung mit Kältemittel und Öl noch einmal evakuieren.

Hyundai Nexo: 6,33 Kilogramm Tankinhalt, 120 kW Leistung und eine NEFZ-Reichweite von 756 Kilometern.Foto: Hyundai

Bräunliche Schlieren in der Prüfröhre lassen ebenfalls eine klare Diagnose zu: Hier wurde Dichtmittel in die Anlage gegeben. Neben der Tatsache, dass das nur selten dauerhaften Erfolgt hat, besitzen diese Mittel das Potenzial, den Klimakompressor und auch das teure Klimaservicegerät zu zerstören. Hier sollte man in jedem Fall mindestens über die Prüfröhre, besser jedoch noch mit einem zusätzlichen Dichtmittelvorfilter absaugen.

Mit ein wenig Übung kann man die Prüfröhre verwenden, um das Kältemittel ausschließlich gasförmig abzusaugen und damit das Klimaservicegerät vor Verunreinigungen zu schützen: Röhre senkrecht halten, so dass der Filter oben und der obere Anschluss mit dem Klimaservicegerät verbunden ist. Das Ventil schließen, und den Absaugvorgang starten. Nun das Ventil am Prüfrohr soweit öffnen, dass das flüssige Kältemittel im Schauglas verdampft und ausschließlich gasförmiges Klimagas in das Gerät gesaugt wird. Alle nicht verdampfenden Stoffe wie Öl, Kontrast- oder Dichtmittel setzen sich jetzt im Glaskolben ab. Dieser muss anschließend gründlich gereinigt werden. Selbst wenn diese Prozedur große Teile der klebrigen Masse aus der Klimaanalage entfernt, so ist das noch keine Garantie für absolute Sauberkeit, verringert jedoch das Schadenspotenzial deutlich. Die Klimaanlage des Fahrzeugs bekommt man allerdings nur mit einer gründlichen Spülung wieder sauber – wenn das nicht reicht, hilft nur ein Austausch der betreffenden Komponenten.

Mit simplem Augenschein lässt sich also nicht nur prima diagnostizieren, sondern auch das eigene Klimaservicegerät schützen. Eines kann die Diagnoseröhre indes nicht: R134a von 1234yf oder Propan unterscheiden. (Jens Meyer)

Mit freundlicher Unterstützung von Trainmobil (www.trainmobil.de).

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