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Foto: Valeo
"Drive4U" setzt eine Vielzahl von Sensoren ein, um ein realistisches Abbild des umgebenden Verkehrs zu schaffen und sogar dessen Entwicklung zu antizipieren.

CES 2019

Beam mich rein, Scotty!

Valeo zeigt auf der CES in Las Vegas die Mobilität von morgen. „Drive4U“ ist ein selbstfahrender Prototyp. Dazu passt eine „Fernsteuerung“, mit der man sich virtuell ins Fahrzeug „beamen“ kann – und mit „Voyage XR“ sitzen virtuelle Passagiere auf der Rückbank!

Der französische Automobilzulieferer Valeo entwickelt schon seit vielen Jahren Sensorsysteme, die für das autonome Fahren unverzichtbar sind. Von Ultraschallsensoren über Kameras und Radartastern bis hin zu LiDAR-Systemen (Light Detection and Ranging) hat Valeo alles im Portfolio, was autonomes Fahren möglich macht. Um die Leistungsfähigkeit der Systeme zu demonstrieren, hat Valeo ein eigenes autonomes Fahrzeug auf die Piste gebracht. Der „Drive4U“ getaufte Prototyp ist ausschließlich mit Sensoren aus der laufenden Serienproduktion bestückt und demonstriert damit neben der technischen auch die wirtschaftliche Machbarkeit autonomen Fahrens.

Der Prototyp wird während der CES vom 8. bis 11. Januar autonom auf den Straßen von Las Vegas unterwegs sein. Allerdings wird ein Ingenieur hinter dem Steuer sitzen, um den Fahrbetrieb zu überwachen. Im Idealfall sorgt die Sensoren-Ausstattung dafür, dass der Ingenieur nicht eingreifen muss.  Verbaut sind Ultraschallsensoren, Kameras, Radarsensoren sowie – besonders wichtig – acht „Scala“-Laserscanner. Diese Laserscanner sind rundherum am Fahrzeug angebracht und sollen eine optimale Rundumsicht ermöglichen. Die eigens für das System entwickelten Berechnungsalgorithmen und die künstliche Intelligenz greifen auf die von den Sensoren gesammelten Daten zurück und werten diese in Echtzeit aus. So soll das Fahrzeug eigenständig die jeweils richtige Fahrentscheidung treffen können, ohne dass dabei die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährdet wird. Eine entscheidende Rolle misst Valeo dabei der Selbstlernfunktion auf Grundlage von Deep Learning bei. Damit soll das autonome Fahrzeug in Echtzeit bei jeder Fahrt dazuzulernen, wie „im echten Leben“, wie der Hersteller sagt. Das Fahrzeug soll dadurch immer besser in der Lage sein, unterschiedlichste Verkehrssituationen selbständig zu bewältigen. So soll „Drive4U“ ein 3D-Modell anderer Fahrzeuge in unmittelbarer Umgebung erstellen und mögliche Fahrtwege vorauszusagen können – und das sogar außerhalb des unmittelbaren Blickfelds des Fahrzeugs.

Mithilfe von Geolokalisierung und speziell entwickelten Kartensystemen von Valeo, die auf den Daten der Laserscanner basieren, soll das Fahrzeug außerdem auch ohne menschliches Zutun durch Tunnel, Parkhäuser und an ähnlichen Orten navigieren können, an denen kein GPS-Signal verfügbar ist.

„Drive4U“ ist nach der Autonomiestufe 4 für städtische Umgebungen klassifiziert und kann demnach die folgenden Szenarien völlig ohne menschliches Zutun meistern:  Befahren einer Straße ohne Richtungstrennung, auch bei sparsamer oder komplett fehlender Fahrbahnmarkierung; Kreuzungen, Ampeln und Straßenschilder; Erkennen anderer Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Fahrradfahrer, Motorroller usw.); Fahren bei Tag und bei Nacht, auch bei schlechtem Wetter.

„Drive4U Remote“ – mal eben ins Auto gezappt

„Richtig“ autonom wird das Fahren aber erst, wenn auch kein menschlicher Funktionswächter mehr hinter dem Steuer sitzen muss und das Fahrzeug sämtliche Fahrsituationen beherrschen kann, die auch der menschliche Fahrer im Normalbetrieb meistert. Damit der transportierte Mensch dabei aber nicht gänzlich der Maschine und ihren (Fehl-) Funktionen ausgeliefert ist, hat sich Valeo mit „Drive4U Remote“ eine Fernsteuerung ausgedacht, mit der ein externer „Fahrer“ in einen manuellen Fahrmodus wechseln kann, wenn das Fahrzeug mit einer Situation überfordert ist. Schließlich kann alles Mögliche unterwegs passieren: vom plötzlichen Wetterumschwung bis hin zu einem medizinischen Notfall. In derartigen Fällen ist es wichtig und notwendig, das Fahrzeug aus der Ferne steuern zu können. Gerade für automatisiert fahrende  Taxis und Shuttle-Busse scheint diese Technologie prädestiniert.

„Voyage XR“ – fast schon Teleportation

Noch eine Ecke spaciger wird es bei „Voyage XR“. Die Echtzeit-Anwendung ist – O-Ton Valeo – „in der Lage, die virtuelle Präsenz einer Person im Fahrzeug zu simulieren, die sich während der Fahrt an einem externen Standort befindet“. Der Fahrer kann damit, so der Hersteller, Freunde und Familie an Bord des Fahrzeugs „teleportieren“. „Voyage XR“ bedient sich demnach der ganzen verfügbaren Technologie-Palette (Kameras, Sensoren, Telematik, Mensch-Maschine-Schnittstelle usw.) und erzeugt dadurch „die Illusion, dass die von Ihnen gewünschte Person an Ihrer Seite ist – obwohl sich diese nicht wirklich im Fahrzeug befindet und vielleicht gar am anderen Ende der Welt lebt“. Die Simulation verwendet dabei Bild und Ton in Echtzeit und lässt den „Avatar“ der Person im Rückspiegel erscheinen. Gleichzeitig kann der „teleportierte“ virtuelle Mitfahrer über Virtual Reality-Headset und -Steuerung eine „lebensechte Erfahrung“ machen, als säße er tatsächlich mit im Auto – sagt Valeo. „Voyage XR“ bietet damit eine neue Dimension der Kommunikation an Bord des Fahrzeugs – mit virtuellen Mitfahrern, denen das System außerdem die Fernsteuerungsfunktion von „Remote“ in Verbindung mit VR-Equipment ermöglichen soll.

Welche Entwicklungen sich für unsere Mobilität auf der CES 2019 in Las Vegas bereits abzeichnen, erfahren Sie ausführlich in unserem Messebericht in der kommenden Druckausgabe der amz.

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