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Foto: Hella Gutmann Solutions
Anstatt in jedem einzelnen OE-Portal Zertifikate zu erwerben, ist mit dem "Cyber Security Management" von Hella Gutmann eine Authentifizierung ausreichend.

Diagnose

Hella Gutmann bietet Universalschlüssel

Unbefugte müssen draußen bleiben. Um die IT-Sicherheit der Fahrzeuge zu erhöhen, führten Hersteller deshalb ODB-Sperren ein. Ungünstig nur, dass damit auch freie Werkstätten außen vor bleiben. Hella Gutmann liefert nun einen umfassenden Entschlüsselungsservice.

Hella Gutmann schickt sich an, die Multimarkendiagnose mittels Mega Macs auf ein neues Level zu heben: Der Werkstattausrüster implementierte eine markenübergreifende Funktion namens "Cyber Security Management" (CSM) und damit eine praktikable Entschlüsselungsfunktion für die OBD-Sperre, mit der viele Autohersteller die Fahrzeugsoftware vor unberechtigten Zugriffen schützen wollen. Was nämlich einerseits der Fahrzeugsicherheit und dem Kampf gegen Cyber-Kriminalität dienen soll, erschwert auf der anderen Seite Reparatur und Diagnose für markenübergreifend arbeitende Kfz-Betriebe.

Freien und Mehrmarken-Werkstätten entsteht beträchtlicher Aufwand für die Authentifizierung und Recherche in den OE-Portalen der Autobauer. Da Autohersteller unterschiedliche Codierungen vornehmen, gab es von Seiten der meisten Diagnosegeräte-Fabrikanten im ersten Schritt nur temporäre und umständliche Einzelzugänge. So lieferte Hella Gutmann Anfang 2020 mit dem SGW-Adapter für Modelle von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) eine erste markenspezifische Anwendung.

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Foto: Hella Gutmann
Gesicherte Fahrzeuge sind im Mega Macs mit einem Symbol gekennzeichnet. Die Entsperrung läuft automatisch ab.

Sicherheitssystem mit Schattenseite

Um eine Wettbewerbsverzerrung für freie Werkstätten abzuschwächen und die Mehrmarkendiagnose geschmeidiger zu gestalten, investierte der Werkstattausrüster in den vergangenen 14 Monaten eigenen Angaben zufolge tausende Mannstunden sowie hohe Beträge in den CSM-Schlüsseldienst: "Für Werkstätten, die Hella Gutmann-Diagnosegeräte einsetzen, erfolgt die Freischaltung im Hintergrund", verriet Hervé Wicky, Head of Vehicle Communication bei Hella, gegenüber amz. Der Werkstattmitarbeiter müsse sich folglich nicht in jedes OE-Portal einwählen, sich authentifizieren und einen Token, USB-Key oder sonstiges vom Hersteller vorgesehenes Freischaltzertifikat erwerben. "CSM bedeutet, dass sich der echte Arbeitsprozess in der Werkstatt nicht ändert: Diagnose wie gewohnt!"

Heute lassen sich über das Hella Gutmann CSM-Backend bereits Fahrzeuge von FCA und Mercedes-Benz entsperren – bisher noch ohne weitere Kosten für die Werkstatt bzw. den Anwender, hieß es. Allerdings werde man mit der Aufnahme zusätzlicher Marken künftig einen kleinen Obolus verlangen müssen, so Wicky. Lösungen für die Marken Volkswagen und Kia seien in Vorbereitung. Danach stünden Hyundai, Renault und Nissan auf dem Plan. In jedem Betrieb mit einem mega macs 42 SE, 56, 77 oder PC auf dem neuesten Softwarestand reicht die einmalige Authentifizierung eines Diagnosetechnikers bei Hella Gutmann aus (siehe Grafik).

Diebstahlsicherung ja, Diagnoseausschluss nein

Hintergrund: In der seit Herbst 2020 gültigen Typgenehmigungsrichtlinie 2018/858 sind Zugriffs-Restriktionen auf den Fahrzeug-CAN-Bus aus Gründen der IT-Sicherheit erlaubt. "Verschlüsselt sind nicht die Daten selbst. Vielmehr muss man, um diese Daten auszulesen bzw. Diagnosedienste durchzuführen, bestimmte Kriterien erfüllen", erklärte Harald Hahn, Bereichsleiter Diagnose beim ASA-Verband, vergangenes Jahr im amz-Interview. Auch Hervé Wicky bestätigte auf Anfrage: "Tatsächlich gibt es eine EU-Richtlinie, die die Hersteller für die Diebstalsicherung verantwortlich macht. Es gibt keine, die die Sperrung der CAN-Gateways und somit die Erschwerung der Diagnose fordert. Vielmehr steht geschrieben, dass Chancengleichheit im Markt zu wahren ist."

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Foto: Hella
Hervé Wicky ist Head of Vehicle Communication bei Hella

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