Bereits 2014 wurde im Europäischen Parlament diskutiert, die Hauptuntersuchung an den neuesten Stand der Technik anzupassen. Da Fahrwerksgelenke immer größer und steifer wurden, ist gefährliches Spiel mit bloßer Muskelkraft kaum mehr zu erkennen. Mit der HU-Richtlinie 2014/45/EU sollen nun auch die Gelenkspieltester Teil der Prüfung werden. Für die Betriebe bedeutet dies zusätzlichen Platz- und Investitionsaufwand. Und allzu lange Zeit nehmen sollte man sich für die Bestellung auch nicht, wie die langen Wartezeiten bei Partikelzählern und Bremsenprüfständen zeigen. Wer pünktlich gerüstet sein möchte, muss rechtzeitig bestellen oder nachrüsten.
In der HU-Richtlinie, Prüfpunkt 5, Achsen, Räder, Reifen und Aufhängung wird die Nutzung eines Gelenkspieltesters bisher nur „empfohlen“ – eine HU wäre also auch noch weiterhin ohne ein solches Gerät machbar. Wie gehen Sie bei der Beratung der Werkstätten mit diesem Thema um?
Axel Taube: Wir sprechen das Thema proaktiv an, da der Einführungstermin 20. Mai 2023 offiziell noch nicht verworfen wurde. Richtig ist, dass es Unstimmigkeiten hinsichtlich der Formulierungen gibt, die natürlich für Unsicherheit sorgen. Die Richtlinie muss überarbeitet werden, die EU arbeitet daran. Fraglich ist, ob der o.g. Termin überhaupt noch eingehalten werden kann. Sobald es offizielle Verlautbarungen gibt, informieren wir darüber auf unserer Homepage, über unsere Social-Media-Kanäle und in Kundengesprächen sowieso.
Die meisten Betriebe scheuen Investitionen, deren Nutzen (noch) nicht absehbar ist. Mit welchen Kosten muss hier gerechnet werden? Und gibt es Zwischenlösungen wie Vorrüstungen?
Sascha Baltissen: Das ist pauschal nicht zu beantworten und abhängig vom Hersteller, den baulichen Gegebenheiten und ob eine Grube vorhanden ist oder nicht. Im Pkw-Bereich sind nur noch relativ selten Gruben zu finden, somit müsste dann z.B. in eine neue Scheren-Hebebühne mit Achsspieltester investiert werden.
Welche baulichen Voraussetzungen stellt ein Gelenkspieltester an Fundament, Elektrik und Platzbedarf?
Axel Taube: Hier ist jede Baumaßnahme individuell zu betrachten und zu planen. Unsere Empfehlung: Der Werkstattausrüster vor Ort – vorzugsweise mit Fachberatern und eigenem Serviceteam – kann und sollte in der Werkstatt die Beratung durchführen, ein bedarfsgerechtes Angebot erstellen, Fundamentpläne durchsprechen, die genaue Positionierung festlegen und auf Wunsch natürlich auch liefern und montieren.
Angenommen, der Betrieb besitzt bereits einen Gelenkspieltester, der die neueste Richtlinie nicht erfüllt. Besteht hier die Möglichkeit zur Nach-/Umrüstung ohne teure bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen?
Sascha Baltissen: Es gibt einige Hersteller, die Umrüstsätze für bestehende Achsspiel-/Gelenkspieltester anbieten. Hier kommt es tatsächlich auf den Einzelfall an, da sowohl der Hersteller, die technische Ausrüstung des Prüfgerätes als auch das Baujahr eine Rolle spielen. Nicht jedes vorhandene Testgerät kann um- bzw. aufgerüstet werden. Dies kann aber über den jeweiligen Hersteller oder Werkstattausrüster vor Ort erfragt werden.
Haben Pkw-Werkstätten das Thema bereits überhaupt ausreichend auf dem Schirm?
Axel Taube: Es besteht definitiv noch Informationsbedarf, hilfreich wäre eine klar formulierte Richtlinie und ein verbindlicher Einführungstermin. Unter Berücksichtigung der allgemein bekannten längeren Lieferzeiten, sollte das Thema immer wieder angesprochen werden.
Die Kosten des Gelenkspieltesters müssen auch wieder hereingeholt werden. Verschenken die Werkstätten Geschäftspotenzial, wenn sie nicht jeden Truck auf die beweglichen Platten schicken?
Sascha Baltissen: Durch eine regelmäßige und fachmännische Überprüfung des Achsspiels auch außerhalb der HU und SP werden vorhandene Mängel frühzeitig erkannt und das Sicherheitsrisiko reduziert. Dies führt zu einer höheren Werkstattauslastung und es werden zusätzliche Umsätze generiert. Auch können bei gewerblich genutzten Pkw, Transportern und Lkw so Ausfallzeiten minimiert werden. Eine Überprüfung ist daher aus unserer Sicht für alle Beteiligten mehr als sinnvoll.
Werkstattausrüstung & Service
Seit über 90 Jahren sind wir als Großhandels- und Dienstleistungshaus in NRW tätig. Wir verstehen uns als Komplettausrüster mit Schwerpunkten in der Kundenbetreuung und -ausrüstung. Wir beraten, planen, liefern, montieren, warten, reparieren und nehmen Sicherheitsinspektionen vor. Werkstatt-Ausrüstung von A bis Z. Alles aus einer Hand! Harpener Feld 12 • 44805 Bochum • Telefon +49 234 50601 0 • www.uhl-info.de
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