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amz vor Ort

Ein kurzes Vergnügen

Die Smartgarage in Wuppertal ist bei Smart-Fans besonders beliebt. Dabei wollte Thorsten Dittrich eigentlich gar keinen eigenen Betrieb eröffnen. Die Werkstatt im Porträt.

Wuppertal. Ein beschauliches Städtchen unweit Düsseldorfs, durch das sich die berühmte Schwebebahn zieht, teils direkt über der Wupper. Auf dem Weg ins Stadtzentrum schweift der Blick aus dem Bahnwaggon in eine schmale Seitenstraße und verharrt auf einer Reihe von Smarts Fortwo, die quer geparkt in der steil ansteigenden Gasse vor einer Werkstatt stehen – der Smartgarage.

Wieso ausgerechnet Smart?

Hier hat Thorsten Dittrich seine in der Smart-Szene beliebte freie Werkstatt. Die Frage liegt nicht lange auf der Zunge: Wieso ausgerechnet Smart? „Ich war damals bei Mercedes“, erinnert sich Dittrich und meint damit eine Markenwerkstatt. „Als 1998 die Frage die Runde machte, ob jemand Lust auf ein ganz neues Auto hätte, haben erst alle gelacht, ich auch, aber andererseits: Wann bekommt man schon mal die Chance, etwas ganz Neues zu machen? Ein Auto, das wirklich noch niemand kennt?“

So wechselte er in das gleich neben der Mercedes-Werkstatt neu eröffnete Smart-Center in Wuppertal, das sich mit seinem jungen Team schnell einen guten Ruf in der Konzernzentrale erarbeitete. Aber das rief Neider aus dem großen Düsseldorf auf den Plan, die sich die Gebietsvertretung sicherten. Die Folge war ein Auf und Ab mit Standortwechseln und ständigen Vertragsänderungen für die Angestellten. Als sein Meister dem Smart-Center den Rücken kehrte, um seine eigene Smart-Werkstatt aufzumachen, ging Dittrich kurzerhand mit. „Das war praktisch mein Zieh-Papa. Mein eigener ist früh gestorben und er war immer für mich da.“

Doch auch in der Werkstatt seines Ziehvaters gefiel dem jungen Idealisten die Entwicklung nicht: „Bei den alten Smarts gehen die Motoren irgendwann kaputt, die Austauschmotoren sind teuer. Beim Smart-Center kann das ein Normalsterblicher kaum bezahlen und in Wuppertal waren wir als freie Werkstatt die einzige Alternative“, erinnert sich Dittrich. „Für den Smart-Besitzer hieß das: Entweder zahle ich bei Smart 8.000 oder bei der Freien 4.000 bis 5.000 Euro.“ Das wollte Thorsten Dittrich nicht weiter mitmachen, weshalb er seinen Ziehvater im Unfrieden verließ. Mittlerweile hat sich auch durch ihn die Situation verändert. „Es gibt jetzt mehr freie Smart-Werkstätten, nicht nur meine, und wenn einer sagt: Ich wechsle dir den Motor für 2.000 Euro, dann kann ein anderer nicht mehr 4.000 dafür verlangen.“

Aber dass er heute überhaupt seine eigene Werkstatt besitzt, hat Dittrich seiner Frau zu verdanken: „Ich war schon fast wieder bei Mercedes, aber meine Frau hat mich gezwungen.“ Die gelernte Finanzbuchhalterin ermutigte Dittrich, seinen eigenen Weg ohne Angst vor der Selbstständigkeit zu gehen – und dank ihrer fachlichen Hilfe überstand er die Schwierigkeiten der kommenden Jahre, denn alsbald gaben sich bei der Smartgarage die Behörden die Klinke in die Hand und drehten jede Schraube um. Vom Finanzamt bis zur Wasserbehörde wurde alles vorstellig, was auch nur entfernt zuständig war, so dass Dittrich kaum an einen Zufall glauben mochte. Aber die Smartgarage überstand die Widrigkeiten und Dittrich ist stolz darauf, dass er heute, im achten Jahr des Bestehens, sogar Kunden aus Berlin hat, die in Wuppertal übernachten, nur um ihren Smart zu ihm zu bringen. Der Smart, den er liebevoll „Smartie“ nennt, ist in seinen Augen ein Auto, das soziale Grenzen sprengt wie kein anderes: „Den Smart fahren Studenten, den fahren Omi und Opi, aber auch Doktoren und Professoren.“

Und der Kfz-Meister wird nicht müde, die Vorzüge der kleinen Knutschkugeln zu loben: „Man kann sich einen billigen Smart mit fast nichts drin kaufen und alles für wenig Geld nachrüsten. Nur Klima ist teuer, aber sonst gibt es alles von der Automatik bis zum Glasdach für einen Appel und ein Ei.“ Die Werkstattkosten sind moderat: „Wenn ich bei einem Renault das Armaturenbrett ausbaue, bin ich fünf Stunden beschäftigt – bei einem Smart geht das in 20 Minuten.“ Auch äußerlich ist der Smart schnell verwandelt: „Manche fahren im Sommer in Blau, kommen dann eben her und dann wird der auf Schwarz für den Winter umgebaut. Alle äußeren Plastikteile kann man austauschen – wie bei einem Überraschungs-Ei.“ Auf den regelmäßigen Smart-Treffen tauschen Smart-Fahrer gern mal untereinander ihre Farbsätze.

„Aber jetzt machen sie es kaputt…“, spielt Dittrich auf die Entscheidung des Konzerns an, den Smart nur noch als E-Auto zu produzieren. Angeblich verdiene man mit dem Smart kein Geld, aber Dittrich kann das nicht glauben: „Welches andere Auto hat denn in den letzten 20 Jahren dermaßen geboomt? Smarts sieht man doch überall.“ Für die Preise, die für die E-Smarts aufgerufen würden, könnten sich viele der eingefleischten Smart-Fahrer aber ein solches Auto nicht mehr leisten. Die Möglichkeiten der Individualisierung seien ebenfalls begrenzt: „Auspuff-Sound gibt es da ja nicht mehr. Und bei der Reichweite… wenn ich da noch breitere Reifen draufziehe, bleibt ja kaum noch was übrig.“

Dennoch sieht Dittrich die Zukunft seiner Werkstatt für die nächsten zwanzig Jahre nicht gefährdet, denn die Smarts seien insgesamt sehr robust. „Wir haben jetzt hier noch viele 99er Smarts stehen. Die letzten sind jetzt 2019 rausgekommen, wenn man da auch nochmal zwanzig Jahre hochrechnet… Das wird schon irgendwie.“

Smart: Immer eine Herausforderung

Derzeit arbeiten für die Smartgarage fünf Leute, den Chef und seine Frau eingerechnet. Einer davon ist Angelo Buscaglia. Er hat in der Smartgarage seine Ausbildung gemacht und wurde übernommen – auch wenn er nie gedacht hätte, dass er die Smarts mal richtig gut finden könnte. Aber ihn reizt gerade das Andersartige: „Da geht es überall eng zu, das ist jedes Mal eine Herausforderung.“

Die Platzverhältnisse in der kleinen Werkstatt sind ebenfalls kuschelig, das Büro ist in einer Ecke in einem kleinen „Karton“ gequetscht. Auch vor der Werkstatt geht es beengt zu. „Wir machen viele Überstunden, weil wir wenig Platz haben. Wenn der ADAC uns ein Fahrzeug bringt und wir haben keine Lücke, dann haben wir ein Problem.“ Die Lage der Werkstatt an einer steil ansteigenden Straße sorgt für spezielle Probleme: „Autos, die nicht mehr aus eigener Kraft fahren können, müssen oberhalb der Einfahrt geparkt werden. Auch wenn es Smarts sind – die schiebst du nicht mal eben den Berg hoch, auch nicht mit drei Mann. Zum Glück haben wir hier megatolle Nachbarn, die haben wir auch alle günstig mit Smarties versorgt.“

Jetzt muss Thorsten Dittrich noch schnell zum TÜV, bevor der schließt – aber er verabschiedet sich mit einer Einladung: „Kommen Sie doch einfach mal mit zum nächsten Club-Treffen. Da kann man auch kommen, wenn man noch keinen Smart hat. Wir sind da alle eine große Familie.“

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