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Seit 2022 ist Karin Weissenberger Head of eBay Motors in Deutschland. Sie ist seit 2013 für eBay tätig und hat in dieser Zeit den Aufbau des Teilehandels auf dem Marktplatz entscheidend mitgestaltet, in der Funktion als Category Lead Tires and Motorbike Parts insbesondere die Bereiche Reifen und Motorrad-Teile. Vor ihrer Zeit bei eBay war sie zudem für den Online-Fahrzeugmarkt mobile.de tätig.
Foto: Ebay
Seit 2022 ist Karin Weissenberger Head of eBay Motors in Deutschland. Sie ist seit 2013 für eBay tätig und hat in dieser Zeit den Aufbau des Teilehandels auf dem Marktplatz entscheidend mitgestaltet, in der Funktion als Category Lead Tires and Motorbike Parts insbesondere die Bereiche Reifen und Motorrad-Teile. Vor ihrer Zeit bei eBay war sie zudem für den Online-Fahrzeugmarkt mobile.de tätig.

E-Commerce

Ebay: „Durchstarter-Programm für Händler“

Bei Ebay Motors Deutschland werden aktuell über 80 Millionen Artikel angeboten, wie Karin Weissenberger im amz-Interview erklärt. Das Geschäft wurde über die Jahre verfeinert – jüngst mit den Angeboten „My Garage“ sowie der optionalen Reifenmontage.

Ebay begleitet den Online-Shopper hierzulande schon über zwei Jahrzehnte: Der deutsche Online-Marktplatz startete 1999. Auch Hobbyschrauber und Kfz-Profis finden benötigte Ersatzteile auf Ebay Motors – die Berliner forcieren die Vermarktung von Kfz-Teilen und Reifen über ein spezielles Angebot. Bei Ebay Motors Deutschland werden aktuell über 80 Millionen Artikel angeboten, wie Karin Weissenberger, Leiterin von Ebay Motors, im amz-Interview erklärt.

Das Geschäft wurde über die Jahre verfeinert, es kommen immer wieder neue Angebote hinzu. Beispiele sind „My Garage“ sowie eine Montage-Option für Reifen. Das erste Feature erlaubt Kunden, Fahrzeuge virtuell zu speichern und so schneller zu finden, was in das jeweilige Modell passt. Beim Reifenerwerb können Kunden zudem einen Montagebetrieb in der Nähe wählen. Im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft kooperiert Ebay auch mit Anbietern gebrauchter und wiederaufbereiteter Teile.

amz: Wie hoch ist der Anteil gewerblicher Käufer auf Ebay Motors?

Karin Weissenberger: Der Großteil unserer Kunden besteht aus privaten Auto- und Motorradfahrern sowie passionierten „Schraubern“. Doch auch professionelle Kfz-Werkstätten decken Teile ihres Bedarfs bei Ebay und spielen eine immer wichtigere Rolle. Unser Shop-Portal ist sowohl für Käufer relevant, die Waren von konkreten Shops beziehen möchten, denen sie vertrauen, als auch für Verkäufer, die ihr Geschäft auf die nächste Stufe heben möchten. Speziell Werkstätten sind vor allem darauf angewiesen, online schnell und zweifelsfrei die Teile zu finden, die auch wirklich in ein Auto passen. Damit ihnen das gelingt, haben wir unseren Suchmechanismus optimiert.

Welche Rolle kommt dabei den Lieferanten zu, Stichwort Qualitätssicherung?

Karin Weissenberger: Zunächst einmal beobachten wir das Serviceniveau unserer Händler sehr genau und stellen sicher, dass es unseren Ansprüchen und denen unserer Kunden genügt. Außerdem unterstützen wir Hersteller durch verschiedene Programme und Tools dabei, das Angebot ihrer Produkte auf unserem Marktplatz zu optimieren. Über das Brand Relations-Programm etwa ermöglichen wir es ihnen, die von ihnen autorisierten Händler speziell zu kennzeichnen. Über das Verifizierte Rechteinhaber-Programm (VeRI) können sie außerdem Markenrechtsverstöße gezielt an uns melden. So können wir unseriöse Anbieter schnell entdecken und sie umgehend vom Handel auf unserem Marktplatz ausschließen.

In der Vergangenheit schien die Rollenverteilung klar: Der Teilegroßhandel belieferte größtenteils die professionelle Kundschaft, über offene E-Commerce-Plattformen bestellten Endkunden. Unserer Wahrnehmung zufolge verschwimmen die starren B2B- und B2C-Grenzen, teilen Sie diese Einschätzung?

Karin Weissenberger: Ja, diese Einschätzung teilen wir. Auf unserem Marktplatz betreiben heute auch Teilegroßhändler einen eigenen Shop und beliefern über diesen sowohl Werkstätten als auch Privatkunden. Auch immer mehr Hersteller entdecken Ebay als zusätzlichen Vertriebskanal. So haben wir Anfang letzten Jahres eine Kooperation mit Ford gestartet. Über den Ford-Shop können Kunden seitdem direkt vom Hersteller Zubehör bestellen und sich die gewünschte Ware direkt nach Hause liefern lassen.

Neben Ford nutzen auch Teilehändler Ebay für eine vertriebliche Ergänzung. Aus einer Konkurrenz wird, wenn doch keine reine Kooperation, so doch eine neudeutsch „Koopetition“, also eine Zusammenarbeit im Wettbewerbsumfeld. Wann setzte diese Entwicklung ein?

Karin Weissenberger: Teilehändler sehen uns schon seit vielen Jahren als wesentlichen Bestandteil ihrer Multichannel-Strategie und damit als Partner an. Viele sind sogar mit uns gestartet und groß geworden. Bei den Herstellern hat diese Entwicklung erst etwas später eingesetzt, gewinnt aber an Momentum. Sowohl die sogenannten OEMs als auch IAMs sind zu der Einsicht gelangt, dass es für sie von Vorteil ist, dort zu sein, wo auch ihre Kunden sind: Bei Ebay. Der Fahrer eines sechs Jahre alten Fords fährt heute nicht mehr unbedingt ins Autohaus, sondern kauft sich seine Teile und Zubehör bei Ebay. Diese Kunden sind aber durchaus an Originalteilen und -zubehör interessiert. Ford hat das erkannt und kann Kunden auch auf Ebay ein Angebot machen.

Welches Potenzial sehen Sie?

Karin Weissenberger: Wir sehen ein großes Potenzial in dieser Entwicklung. So zeigen aktuelle Marktstudien, dass sich deutlich mehr Autofahrer vorstellen können, zukünftig Fahrzeugteile und Zubehör online zu kaufen. Unser Ziel ist es, vor allem Kunden anzusprechen, die bisher zögerten, online zu kaufen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir in zusätzliche Services um den Kauf herum investieren und auch Reifenmontagen anbieten. So können wir zum Beispiel auch Kunden ein Angebot machen, die sich bisher gescheut haben, Reifen nach Hause schicken zu lassen, die sie dann umständlich selbst weiter zur Werkstatt in ihrer Nähe hätten bringen müssen. Diesen Schritt ersparen wir ihnen und schaffen zusätzlich volle Preistransparenz mit Blick auf den anstehenden Reifenwechsel. Es sind besonders diese ergänzenden Angebote, in denen wir die Zukunft und die größten Chancen des Online-Teilehandels sehen.

Welche Argumente sprechen für eine zusätzliche Vermarktung über Ebay?

Karin Weissenberger: Für Ebay spricht, dass wir allen Händlern, die sich für uns entscheiden, einen einfachen, skalierbaren Einstieg in den Online-Handel bieten können und sie sowohl beim Aufbau als auch bei der täglichen Umsetzung ihres Geschäfts als Partner begleiten und unterstützen. Mit unserem Durchstarter-Programm bieten wir neuen Händlern einen einfachen Start. Teilnehmer dieses Programms unterstützen wir persönlich beim Onboarding und verzichten in den ersten drei Monaten auf sämtliche Verkaufsgebühren. Sie erschließen sich durch die Eröffnung eines eigenen Shops nicht nur einen großen Markt in Deutschland mit 18 Millionen aktiven Ebay-Nutzern, sondern können auch sehr einfach ihr Geschäft internationalisieren. Auch um Themen wie SEO, die aufwändige Programmierung eines eigenen Shopsystems oder die Zahlungsabwicklung müssen sich Ebay-Händler keine Gedanken machen.

Im Fokus steht beim Einkauf von Werkstätten die Teileidentifikation. Auf welche Datengrundlage setzen Sie?

Karin Weissenberger: Wir setzen auf den TecDoc-Standard. Das heißt: Verkäufer können beim Einstellen von Teilen deren Passung in bestimmten Fahrzeugen anhand dieser Systematik definieren. Werkstätten können dann sowohl über die Schlüsselnummer (HSN/TSN) als auch über die Auswahl der Marke, Plattform, Motorisierung und des Baujahrs das richtige Fahrzeug identifizieren und erhalten nur passende Angebote. Auch die Suche nach Hersteller, Herstellernummer oder OE Nummern ist möglich.

Welches Potenzial bieten gebrauchte und wiederaufbereitete Teile?

Karin Weissenberger: Wir nehmen das Potenzial als sehr groß, wenn auch noch nicht voll ausgeschöpft, wahr. So konnten wir in einer repräsentativen Umfrage mit Civey zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen Gebrauchtes oder Generalüberholtes kaufen möchte, sich damit bisher aber noch schwertut. 52 Prozent der Verbraucher möchten in Zukunft gebrauchte und generalüberholte Produkte einkaufen. Das tatsächliche Shopping-Verhalten sieht allerdings noch etwas anders aus: Nur zehn Prozent kaufen häufig gebrauchte oder generalüberholte Artikel. Vor allem bei jungen Menschen ist die Ware allerdings beliebter. Im Re-Store von Ebay finden Nutzer über drei Millionen gebrauchte und generalüberholte Artikel aus über 100 Produktkategorien, ob Unterhaltungselektronik, Möbel oder eben auch Autoteilen. Speziell im Kfz-Bereich achten gerade Fahrer älterer Fahrzeuge besonders auf den Preis und suchen gezielt nach gebrauchten oder generalüberholten Teilen. Anbieter wie das Mercedes-Benz Gebrauchtteile-Center vermarkten seit Jahren auch über Ebay – wir kooperieren hier mit vielen Händlern und Autoverwertern.

Frau Weissenberger, vielen Dank für die Antworten!

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