Auf dem diesjährigen Wiener Motorensymposium zündete Mercedes-Benz ein echtes Innovations-Feuerwerk. Dabei setzten die neuen Aggregate den Trend zum Downsizing fort: Achtzylindermotoren werden durch Sechzylinder ersetzt, Sechszylinder durch Vierzylinder. Dabei steigt die jeweilige Leistung der Motoren - so bringt der neue Sechszylinder M256 glatt 320 kW an die Kupplung. Er löst den M276 V-Motor ab, der Vierzylinder im Programm heißt M264.
Alle neuen Kraftspender sind erstmals sowohl mit einem 12- als auch einem 48 Volt-System ausgerüstet. „Obwohl sich die Systeme auf den ersten Blick unterscheiden, […] sind sich die Konzepte doch sehr ähnlich“, erklärte Dr. Torsten Eder, Leiter Kompetenzcenter bei Daimler, der in seiner Rede das Plattformkonzept des Konzerns vorstellte. So verfügt der M 264 über einen riemengetriebenen Starter-Generator (RSG), während der M256 mit einem integrierten Starter-Generator (ISG)ausgestattet wird. Aus Kostengründen sind sich M 264 und M 256 sehr ähnlich: Bei beiden beträgt der Zylinderabstand 90 mm. Das Einzelzylindervolumen umfasst 0,5 Litern bei gleichem Hub-/Bohrungsverhältnis. Das Brennverfahren ist mit hohem Verdichtungsverhältnis von Ɛ gt;10 ebenfalls identisch. Der motornahe Wasser-Ladeluftkühler, der Otto-Partikelfilter und auch die Ladertechnologie mit Twin-Scroll-Turbolader passen ebenfalls sowohl für den Vier- als auch für den Sechszylinder.
Echte Gleichteile realisierte Daimler unter anderem mit der elektrischen 48-Volt-Wasserpumpe und dem 48-V-Powerpack. Das 48-Volt-ISG wurde als integraler Bestandteil der neuen Sechszylinder-Motorenfamilie entwickelt, der 48-Volt-RSG beim Vierzylinder konnte in das bestehende Architekturkonzept des Motors integriert werden. Weitere Kerntechnologien sind elektrische Wasserpumpe und Kältemittelverdichter, konsequenter Leichtbau mit Aluminium-Kurbelgehäuse und Reibleistungsreduzierung, motornah verbaute modulare Abgasanlage, Auslegung auf einen Brennraumspitzendruck von 120 bar mit Reserven für weitere Leistungssteigerungen über der Laufzeit und Piezo-Injektoren mit 200 bar Einspritzdruck.
Als nach eigenen Angaben erster Hersteller setzt Mercedes-Benz zur weiteren Verbesserung der Umweltverträglichkeit auf den großflächigen Einsatz von Partikelfiltern auch für Ottomotoren. Die Funktionsweise des Filters entspricht dabei der bei Dieselfahrzeugen eingesetzten Technologie: Der Abgasstrom wird in ein Partikelfiltersystem geleitet, das im Unterboden des Fahrzeugs sitzt. Der Filter hat eine wabenförmige Struktur mit wechselseitig verschlossenen Ein- und Auslasskanälen. Damit wird das Abgas gezwungen, durch eine poröse Filterwand zu strömen.
Richard Backhaus