Der Diesel-Motor wird auf Europas Neuwagenmarkt immer mehr zum Nischenantrieb. Im dritten Quartal 2021 sank sein EU-Marktanteil um 10 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf nun 17,9 Prozent, wie der Herstellerverband ACEA mitteilt. Das entspricht rund 381.000 Neuzulassungen. Damit fällt der Selbstzünder hinter den klassischen Hybridantrieb (20,7 Prozent Marktanteil) und die E-Antriebe (18,9 Prozent) zurück. Wichtigste Antriebsart bleibt der Benziner mit 39,5 Prozent Marktanteil.
Ganz besonders sichtbar wird dies am deutschen Markt: Lag der Dieselmotor 2012 mit fast 50 Prozent Marktanteil bei den Neuzulassungen, so ist er nun unter die wichtige 20-Prozent-Marke gefallen. Geprägt war der starke Dieselanteil stets von den Dienstwagen, die in der Regel als Selbstzünder beschafft wurden. Neue Dienstwagen werden dank des enormen Steuervorteils von 0,5 Prozent (gegenüber 1 Prozent bei konventionellen Fahrzeugen) zumeist als Plug-In-Hybrid geordert oder gar als reines Elektroauto.
Zwei Drittel Benziner im Bestand
Dass der Nachschub an Dieselfahrzeugen fehlt, wird auch im Bestand gut sichtbar. Mittlerweile sind 66 Prozent aller Pkws Benziner, der Diesel liegt bei nur noch 31,7 Prozent im Bestand. Zählt man Hybride und LPG-Fahrzeuge noch zu den Benzinern hinzu, steigt deren Marktanteil um weitere 2 Prozent und kommt der 70-Prozent-Marke verdächtig nahe.
Auch wenn die derzeitigen Neuzulassungen eine eindeutige Sprache sprechen, so sind Elektroautos im Bestand weiterhin eine Nische – gerade einmal 0,3 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland fahren rein elektrisch, Plug-in-Hybride kommen auf 0,2 Prozent und Hybride ohne die Möglichkeit der externen Aufladung auf 0,9 Prozent. Für Werkstätten bedeutet der Wandel vor allem eines: Der Diesel verliert weiter an Marktanteil, der Benziner wird immer wichtiger – auch weil Plug-In-Hybride beinahe ausnahmslos einen Benzinermotor als zweiten Antrieb nutzen.
Elektro schon heute stärker als Gas
Interessantes Detail der ACEA Auswertung: Obwohl CNG- und LPG-Fahrzeuge seit Jahrzehnten immer wieder von Herstellern und Umrüstern gezeigt werden, machen sie gerade einmal 1 Prozent aller Fahrzeuge aus. Dabei kommen Fahrzeuge mit CNG-Antrieb, also Gasantrieb ab Werk, auf gerade einmal 0,2 Prozent, während die zu LPG umgerüsteten Benziner immerhin 0,8 Prozent aller Fahrzeuge im Bestand stellen. Bedenkt man die CO2-Einsparpotenziale, die schon beim Gasfahrzeug vorhanden sind, zeigt sich, wie stark die Industrie in den letzten zwei Jahrzehnten alleine den Diesel gefördert und andere Potenziale links liegen lassen hat – schon zehn Jahre nach der Vorstellung des ersten Tesla Model S machen Stromer mehr Fahrzeuge im Bestand aus, als alle Gasfahrzeuge seit den 1970er Jahren zusammen.
Holger Holzer/SpX / Sib