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Foto: ZF Aftermarket
Die Reparatur von Getriebeschäden erfordert neben fundiertem Diagnose- und Reparatur-Know-how vor allem auch Spezialwerkzeuge und Reparaturdaten. Wenn „normale“ Nutzfahrzeugwerkstätten an ihre Grenzen stoßen, helfen die Servicespezialisten der Getriebehersteller weiter.

Getriebereparatur

Das große Knirschen

Es kracht und knirscht beim Schalten, die Gänge lassen sich nur noch mit Gewalt einlegen und springen beim Lastwechsel wieder heraus, die Schaltstöße der Automatik werden immer heftiger – alles Zeichen dafür, dass die Schaltbox im Nutzfahrzeug repariert werden muss. Stellt sich die Frage, ob man das Getriebe in Eigenregie repariert, es von einem Spezialisten auf Vordermann bringen lässt oder ob man ein Austauschgetriebe verbaut.

Moderne Getriebe sind effizient und langlebig. Dennoch kann es zu Problemen, Defekten oder sogar Totalausfällen kommen. In jedem Fall gehört ein Liegenbleiber wegen eines Getriebeschadens zu den Alpträumen jedes Fuhrunternehmers und Flottenbetreibers. Laut Getriebehersteller ZF hält ein modernes Nutzfahrzeuggetriebe durchschnittlich etwa 12 bis 15 Jahre, was je nach Einsatzzweck einer Laufleistung von zirka 700.000 bis 800.000 Kilometern entspricht.

Harte Einsatzbedingungen, „unbegabtes“ Schalten, Verschleiß und Verschmutzungen, aber auch Mängel im Getriebeumfeld können jedoch vorzeitig die Funktionalität einschränken und den Verschleiß erhöhen – was wiederum die Lebensdauer des Getriebes drastisch verkürzen und schließlich zu einem Ausfall führen kann. Spätestens dann beschäftigt den Fuhrparkverantwortlichen die Frage, ob sich eine Reparatur noch lohnt oder ob es nicht wirtschaftlicher und sicherer ist, das Getriebe zu tauschen. Und falls repariert werden soll: Wer soll es erledigen? Die eigene Speditionswerkstatt, der betreuende Nutzfahrzeug-Servicebetrieb oder etwa eine Spezialwerkstatt, die sich auf die Getriebeinstandsetzung spezialisiert hat?

Vielfältige Schadensbilder

Nutzfahrzeuggetriebe sind bauartübergreifend täglich hohen Belastungen ausgesetzt. Bedienungsfehler, schadhafte Peripherieteile oder eine nachlässige Wartung können schnell zu kostspieligen Reparaturen und Getriebeausfällen führen und ungeplante, längere Standzeiten verursachen. Häufig handelt es sich bei den Schadenverursachern um verschlissene Kleinkomponenten wie Nadellager, Synchronringe, Schaltmuffen oder Dichtungen, welche sich üblicherweise schnell und eindeutig diagnostizieren und mit werkstattüblichen Mitteln rasch und unkompliziert austauschen lassen – das entsprechende Know-how, herstellerspezifische Serviceliteratur und Spezialequipment vorausgesetzt.

Für rund 80 Prozent der Getriebeprobleme ist jedoch den Erkenntnissen der Antriebstechnikspezialisten von ZF Aftermarket zufolge die mangelhafte Synchronisierung des Kupplungs- oder Getriebestellers verantwortlich. Ein Zeichen für eine schadhafte Kupplung kann eine instabile Gangschaltung sein: Der Gang springt immer wieder heraus oder lässt sich erst gar nicht einlegen. Selbst wenn es gelingt, die Kupplung zu betätigen und den Gang vermeintlich zu schalten, kann sich der Motor aufgrund einer mangelhaften Synchronisation dennoch im Leerlauf befinden. Darüber hinaus kann auch mechatronischer Verschleiß, also Defekte an der Mechanik oder Elektronik des Getriebes, Ausfälle verursachen.

Viele Symptome lassen demnach auf den ersten Blick auf einen Getriebeschaden schließen, werden jedoch tatsächlich durch ein Bauteil in der Getriebeperipherie, beispielsweise durch ein defektes ZMS oder einen Fehler in der Luftversorgung, verursacht. Vor einer Getriebereparatur sollte man solche Fehlerquellen in jedem Fall ausschließen, raten die Experten von ZF Aftermarket.

Praktische Reparatursätze für „Selbermacher“

Speziell für Nutzfahrzeug-Profis und freie Werkstätten, welche eine Getriebereparatur in Eigenregie in Angriff nehmen wollen, gibt es beispielsweise von Schaeffler und ZF Aftermarket fahrzeug- beziehungsweise getriebespezifisch zusammengestellte Reparatursätze und Komponenten für gängige Nutzfahrzeugmodelle. „Bei einem Getriebedefekt sind meist nur wenige Teile betroffen. Ersetzt man gezielt die schadhaften Komponenten, macht das einen Getriebeaustausch oder eine komplexe Getriebeinstandsetzung beim Spezialisten überflüssig“, konstatieren die Getriebeexperten von Schaeffler. Während Schaeffler mit der LuK Gearbox vorwiegend auf leichte Nutzfahrzeuge und Transporter abzielt, nehmen die von ZF Aftermarket unter der Produktmarke ZF angebotenen vorwiegend die schwereren Kaliber ins Visier.

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Foto: ZF Aftermarket
Das Getriebeteile-Portfolio von ZF Aftermarket bietet eine breite Palette an ZF-Produkten wie Kits für den Service und die Reparatur der Schaltboxen vieler namhafter Nutzfahrzeughersteller.

Mit derLuK Gearbox sollen sich laut Schaeffler Werkstattprofis bei diversen Transportern und leichten Nutzfahrzeugen den Gang zum Getriebespezialisten ersparen können, weil sie damit die wichtigsten Verschleißteile bei Schaltgetrieben und Doppelkupplungsgetrieben selbst ersetzen können. Basierend auf Analysen gängiger Ausfallursachen, bei denen nach eigenem Bekunden Tausende von Getriebedefekten bis ins kleinste Detail untersucht wurden, ist jeder Reparatursatz individuell für das jeweilige Getriebe zusammengestellt.

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Foto: Schaeffler
Die LuK Gearbox von Schaeffler wurde getriebespezifisch entwickelt – basierend auf einer Analyse der Hauptausfallgründe. Sie enthält alle Komponenten für die fachgerechte Getriebereparatur sowie individuelle Spezialteile, um auch die Ausfallursache zu beseitigen.

Die Sets beinhalten im Regelfall alle für eine fachgerechte Instandsetzung notwendigen Komponenten. Dazu gehören Verschleißteile wie Dichtungen, O-Ringen, Wellendichtringe und Stützlager in OE-Qualität, das notwendige Montagematerial sowie zusätzlich spezielle Ersatzteile, um die spezifische Ausfallursache zu beseitigen. Eine leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der jede Werkstatt die Getriebereparatur selbst erledigen können sollte, ergänzt den Lieferumfang. Begleitend dazu stellen die Aftermarkt-Spezialisten von Schaeffler insbesondere freien Werkstätten Spezialwerkzeuge zur Verfügung und machen sie mit technischen Trainings fit für Getriebereparaturen.

OE-Qualität und -Know-how sind laut ZF Aftermarket auch die Basis des kürzlich erweiterten Getriebereparaturprogramms für Nutzfahrzeug-Profis. Es umfasst unter anderem Komponenten wie Planetenträger, Vorgelegewellen, Doppelräder, Schiebemuffen, Kegelräder, Synchronringe und auch Zahnräder, um die Bandbreite eines Getriebes zu erweitern. Um Werkstattfachleuten die Ersatzteilsuche zu vereinfachen, bietet ZF Aftermarket einen eigenen Getriebeteile-Katalog, der auf dem Online-Portal bei den Service-Informationen und Montagehinweisen zu den einzelnen Produkten verlinkt ist. Dort lässt sich das jeweils aktuelle Dokument herunterladen, um mit Hilfe von Explosionszeichnungen sowie Originalnummern die benötigten Ersatzteile zu identifizieren. Zusätzlich zu den Getriebeteilen sind dort auch Ölfilter und Öle, etwa das ZF-Ecofluid, für den Getriebeölwechsel zu finden. Zudem gibt es dort zahlreiche Reparaturkits der Produktmarke Sachs, etwa montagefertige Komplettsets für Ausrückgabeln sowie des pneumatischen ConAct-Kupplungsbetätigungssystems, mit denen der Werkstattfachmann nicht nur die Schaltbox, sondern auch Probleme an deren Peripherie effizient und fachmännisch beheben kann.

Autorisierte Service-Center und erfahrene Spezialbetriebe

Doch nicht alle Getriebeprobleme lassen sich mit Werkstattmitteln beheben, weshalb Getriebehersteller wie ZF, Allison, Eaton oder Voith eigene autorisierte Servicestützpunkte betreiben. Da es sich dabei ausnahmslos um ausgewiesene Getriebespezialisten handelt, deren Tagesgeschäft darin besteht, das „große Knirschen“ rasch und effizient zu beseitigen, lassen sich havarierte Nutzfahrzeuge mit dieser Expertenunterstützung meist schneller wieder zurück auf die Straße bringen.

Herkömmliche Reparaturbetriebe, bei denen die Getriebereparatur nicht zum täglichen Brot gehört, können dies aufgrund fehlender Übung und Expertise oft nicht leisten. Darüber hinaus halten die meisten dieser Getriebe-Spezialwerkstätten – die üblicherweise von mehreren Getriebeherstellern autorisiert sind – einbaufertige Austauschaggregate vor. In Verbindung mit einem so genannten Vor-Austausch-Service lässt sich damit die notwendige Standzeit des Havaristen auf ein Minimum reduzieren. Zudem bieten viele dieser Spezialisten neben einem Hol- und Bring-Service für das zu reparierende Getriebe auch den mobilen Aus- und Einbau beim Kunden vor Ort oder in der von ihm beauftragten Werkstatt an.

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Foto: ZF Aftermarket
Die fachgerechte Reparatur von Automatikgetrieben ist Spezialistensache und kaum mit Werkstattmitteln zu bewerkstelligen.

ZF beispielsweise betreibt in Deutschland elf eigene ZF-Servicestandorte, sieben autorisierte ZF-Servicepartner ergänzen zudem das Netzwerk. Zu den Kernkompetenzen der Servicestandorte gehören Reparaturen, Servicearbeiten, Ersatzteile und Austauschkomponenten sowohl für ZF-Produkte als auch für Produkte anderer Hersteller in den Sparten Getriebe, Achsen, Lenkungen, Fahrwerkkomponenten sowie Komplett-Systeme. Die Servicepartner indes erbringen spezielle Kundendienstleistungen, etwa die Instandhaltung der Produkte, insbesondere durch Reparatur, Ersatz und Wartung sowie Diagnose. Außerdem erledigen sie Gewährleistungsarbeiten und kümmern sich um den Verkauf von Ersatz- und Zubehörteilen sowie von Austausch- und Ersatzeinheiten.

Auch Allison unterhält in Deutschland mittlerweile acht autorisierte Service-Stützpunkte, zu deren Spektrum unter anderem Getriebewartungen und -reparaturen sowie der Ersatzteilservice gehören. Außerdem unterstützen sie Fahrzeughersteller und -bauer mit speziellen Anwendungen und bieten Schulungen für alle Vollautomatikgetriebe und Hybridsysteme von Allison an. Die Stützpunkte arbeiten eng mit der deutschen, in Mainz ansässigen DGS Diesel und Getriebeservice GmbH zusammen, die seit mehr als 40 Jahren als Generalvertreter von Allison agiert und eine Schlüsselrolle bei der Kundenbetreuung spielt, da sie das Zusammenspiel zwischen Antriebshersteller, Erstausrüster, Anwender und Servicepartner über sämtliche Getriebebaureihen hinweg koordiniert.

Neben den autorisierten Servicestellen der Getriebehersteller kümmern sich aber auch noch zahlreiche herstellerungebundene Spezialisten um die Reparatur von Getrieben aller Art und Größe. Teilweise können diese quer über Deutschland verteilten Getriebeexperten auf eine langjährige Erfahrung verweisen. Auch bezüglich ihrer Serviceangebote müssen sich die wenigsten hinter den Werkskundendiensten verstecken. Darüber hinaus haben sich auch einige Nutzfahrzeug-Markenwerkstätten auf die Getriebeinstandsetzung spezialisiert, wobei sie vornehmlich die Produkte der eigenen Marke reparieren und diese Dienste ihren Markenkollegen anbieten.

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Foto: ZF Aftermarket
Elf ZF-eigene Servicestützpunkte sowie acht ZF-Servicepartner bereiten ZF-Produkte – Getriebe, Achsen, Lenkungen, Fahrwerkskomponenten – sowie Produkte anderer Hersteller nach industriellen Maßstäben auf und liefern auch Austauschaggregate.
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