Im Jahr 2020 seien über 1,7 Mio. gefälschte Daimler-Produkte beschlagnahmt worden, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Florian Adt, Leiter Legal Product Intellectual Property: „Wir haben über 550 Razzien initiiert und begleitet. Das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr – trotz der Herausforderungen durch die Pandemie.“ Aufgrund der weltweiten Lockdowns mussten zahlreiche Razzien aufgeschoben werden, viele zuständige Gerichte hätten zudem zeitweise ihre Arbeit eingestellt.
Die Produktpiraten gehen zumeist mit einer hohen kriminellen Energie vor. Laute einer Studie des Wirtschaftsverbands Unifab seien die Margen bei diesen kriminellen Machenschaften oft höher als im Drogenhandel. In vielen Fällen würden organisierte Fälscher ihre Ware zudem unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne Rücksicht auf Umweltstandards, Arbeitsschutz oder Menschenrechte produzieren. Produktfälschungen sind für Laien optisch oft kaum von Originalteilen zu unterscheiden, qualitativ aber meist minderwertig und verfehlen gesetzliche Mindestvorgaben. Sie stellen deshalb ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und Sicherheit der Kunden dar, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Onlinevertrieb für Fälscher besonders interessant
Wegen der Corona-Pandemie nahm 2020 der Online-Handel deutlich zu. Das machte diesen Vertriebsweg auch für Fälscher noch interessanter. Florian Adt: „Wir haben unsere Markenschutz-Strategie daher angepasst und die Maßnahmen gegen Fälschungen im Online-Handel ausgebaut. Insgesamt konnten wir 138.000 gefälschte Produkte von Online-Plattformen entfernen lassen. Das ist etwa dreimal so viel wie im Vergleichszeitraum vor der Pandemie.“
Der Bereich Intellectual Property Enforcement ist im Daimler-Konzern global aufgestellt und eng vernetzt mit den Zoll- und Strafverfolgungsbehörden. Die Markenschutz-Strategie umfasst die drei Säulen „Aufspüren, Angreifen und Vorbeugen“. Die Markenschützer prüfen weltweit verdächtige Angebote auf Online-Plattformen oder Messen und können so Fälscher identifizieren. Typische Alarmsignale sind ein auffällig niedriger Preis, Auffälligkeiten in der Produktqualität oder der Verkauf über dubiose Online-Quellen.
Ziel der weltweiten Razzien mit lokalen Behörden sind die großen Fälscher-Netzwerke und die Zerschlagung ihrer Produktions- und Vertriebsstrukturen. Weitere Maßnahmen sind strafrechtliche Verfahren oder Klagen auf Unterlassung, Auskunft und Schadensersatz. Auch bei der Prävention arbeiten die Markenschützer eng mit Zoll und Polizei zusammen. In Trainings und mit Informationsmaterial sensibilisieren sie für die Sicherheitsrisiken und unterstützen bei der Unterscheidung von Originalen und Fälschungen. Das Team leistet so auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit – nicht nur in puncto Sicherheit, sondern auch mit Blick auf Menschenrechte und Umweltschutz.