Ein wichtiger Marketing-Grundsatz betrifft die Alleinstellung von Unternehmen. Wer besondere Kompetenzen besitzt, diese in außergewöhnliche Services zu übersetzen versteht und darüber hinaus noch die Nachfrage trifft, hat am Markt einen Vorteil. Allerdings sollten potenzielle Kunden diese Professionalität auch mitbekommen. Eine Möglichkeit, die Botschaft zu transportieren, geschieht über die Berufskleidung.
Die Dienstleistung um die Arbeitsklamotten punktet einmal mit Wasch- und Pflegeservice. Dies kann sowohl für kleine wie für große Werkstätten interessant sein. In Autohäusern und Werkstätten gibt es unterschiedliche Varianten, wie das Thema Berufskleidung organisiert wird – oder eben nicht: Wenn Angestellte ihre Kleidung nicht selbst pflegen – hier steht der Betriebsinhaber aber in der Pflicht, eine pauschale Aufwandsentschädigung zu leisten, oder der Servicebetrieb für Anschaffung und Pflege der Berufskleidung sorgt, dann liegt nicht selten ein Mietverhältnis vor. Anbieter stellen, tauschen und waschen die Mechaniker-Anzüge gegen Gebühr.
Anbieter robuster Arbeitskleidung gibt es reichlich: Mascot, CWS-boco, die Deutsche Berufskleider-Leasing (DBL) oder beispielsweise Mewa. Auch die insbesondere bei Endkunden beliebten Ausstatter von Engelbert Strauss vermarkten Berufskleidung und punkten teilweise mit Miet-, Wasch- und Pflegeservices. Einige sind im Verband stark und können gar eine lange Tradition vorweisen: So startete vor mehr als 50 Jahren mit der DBL ein nach eigenen Aussagen „starker Verbund mittelständischer textiler Mietdienstleister“. Ein Erfolgsfaktor nach Selbsteinschätzung: Partnerbetriebe treten als regionale Versorger von Berufskleidung im Mietservice auf und profitieren andererseits vom bundesweiten Angebot der einheitlichen Dienstleistung. Anlässlich des Jubiläums ließ sich der Verbund ein wenig in die Karten gucken: Mittlerweile gehören 17 Partner an 24 Standorten in Deutschland dazu. Dirk Hischemöller bemüht in diesem Zusammenhang den Begriff Schwarmintelligenz: „Was einzelne Partner regional erfolgreich entwickeln, wird anschließend vom gesamten Verbund übernommen. Ein Innovationspool, der allen Mitgliedern zugutekommt und unsere Wettbewerbsfähigkeit entscheidend stärkt“, so der DBL Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb.
Von bequem über beheizt bis bionisch
Und wie sich die Kfz-Branche in den letzten 50 Jahren verändert habe, so sei die Zeit auch bei Form und Technik der Arbeitskleidung nicht stehen geblieben: Laut Hischemöller traten Bequemlichkeit, Tragekomfort und Funktionalität in den Vordergrund. Veränderungen gab es auch hinsichtlich der Optik: Wo früher oft der graue Kittel vorherrschte, tragen Mitarbeiter heute attraktive Berufskleidung, die ihrer Freizeitmode gleicht: „Starke Farben, markante Schnitte, aufgelockert durch funktionelle Details“, weiß man bei DBL.
Die Kleidung von Engelbert Strauss ermöglicht auch eine umgekehrte Entwicklung: Das Outfit von Handwerkern mit vielen Taschen und aus robusten Materialen wurde zur Freizeit-Bekleidung der Wahl. Engelbert Strauss setzte modische Trends. Das hessische Unternehmen hat in diesem Jahr eine neue Kollektion gestartet: Arbeitskleidung von „e.s.concrete“ überzeugt eigenem Bekunden zufolge als besonders reißfeste Bundhose, legere Cargo-Jeans oder bequeme Midlayer, heißt es. Im Frühjahr startete „e.s.concrete light“, mit „e.s.concrete solid“ will Engelbert Strauss laut neuster Mitteilung noch einen draufsetzen: Die sogenannte Ripstop-Webung mache Worker-Hosen besonders reißfest – eine gitterartige Webform sorge für die einzigartige Optik. Neu im Programm sind auch Cargo Worker-Jeans. Wie bei den zuvor erwähnten Arbeitshosen ergänzen zusätzlich anlegbare Werkzeugtaschen bei Bedarf eine „ohnehin schon große Taschenvielfalt“. Auch auf Arbeit darf es mal bequem und leger zugehen.
Doch gutes Aussehen ist nicht alles – Spezialanbieter werten Berufskleidung mit Zusatzfeatures auf: Die Robert Bosch Power Tools GmbH hat beispielsweise die beheizbaren Jacke „GHJ 12+18V XA Professional“ im Angebot. Durch eine Investition von 175 Euro soll der „Außendienst“-Mitarbeiter, der vor den Werkstatttoren im Winter die Kundenfahrzeuge von Schnee und Eis befreien darf, in drei Minuten auf „Betriebstemperatur“ kommen. Möglich macht das ein 12 beziehungsweise 18 Volt-Akku der Profi-Serie von Bosch. Die Batterie speist Karbon-Heizelemente im Brust- und Rückenbereich, heißt es. Die Schwaben haben das Sortiment beheizbarer Arbeitskleidung laut Mitteilung pünktlich vor der kalten Jahreszeit weiterentwickelt: Ab sofort beinhaltet die Kollektion auch den Hoodie „GHH 12+18V XA Professional“ (145 Euro, inkl. 12-Volt-Akku) sowie die Weste „GHV 12+18V XA Professional“ (155 Euro, inkl. 12-Volt-Akku).
Der dänische Anbieter Mascot verlautbarte vor Kurzem „Official Workwear Supplier“ von Team Rosberg in der DTM zu sein. „Für die Titelverteidigung in der DTM werden wir das Team mit den Produkten aus unserer Mascot Accelerate-Kollektion ausstatten und Schuhe bereitstellen, die maximale Sicherheit und Komfort sowohl für die Arbeit an der Strecke als auch in der Werkstatt bieten“, versprach Geschäftsführer Michael Grosbøl. Aber auch abseits der Rennpiste vertrauen Techniker auf Mascot. So ist die Marke nicht nur auf den Leistungsschauen des Teilehändlers Stahlgruber zu sehen, sondern auch andere Handelshäuser listen die Produkte aus Dänemark. Wie Jeans-Hersteller setzt auch Mascot laut Mitteilung auf Stretch-Materialien beim Schneidern der eigenen Kollektionen. Aufgrund der Dehnbarkeit erreiche man einen „fantastischen Tragekomfort“, hieß es. Das Vier-Wege-Stretchgewebe sei in alle Richtungen elastisch.
Auch Hightech aus der Start-up-Szene scheint übrigens möglich: Von German Bionic gibt es das intelligente, vernetzte Exoskelett Cray X. Den Schutzanzug konnten Besucher der A+A Arbeitsschutzmesse in Düsseldorf von 26. bis zum 29. Oktober testen. Als besonderes Feature bewirbt der Hersteller das KI-basierte Ergonomie-Frühwarnsystem „Smart Safety Companion“ für manuelle Arbeitsplätze. Eine KI-Software soll die Hebevorgänge der Belegschaft überwachen und einschätzen können – und bei schlechter Körperhaltung zu warnen imstande sein. Einer Mitteilung zufolge sind die Kraftanzüge sogar in der Lage „Over-The-Air“-Updates zu erfahren und sich so über die Funkschnittstelle mit Softwareerweiterungen zu versorgen. Auf diese Weise soll das Exoskelett richtige Bewegungsabläufe beispielsweise bei der gewichtigen Radmontage erlernen und verinnerlichen, um die Träger besser zu unterstützen, wie es vom Unternehmenssitz Augsburg heißt.
Kollektionen fürs Grobe
Die verschiedenen von den Bekleidern belieferten Branchen unterliegen jedoch zumeist profaneren Anforderungen. Eine Miettextilfirma wie die Mewa Textil-Service AG & Co. Management OHG beliefert insbesondere Arbeitnehmer in Küche, Kfz-Werkstatt und Büro. Der aktuelle Mewa-Markenkatalogs umfasst 288 Seiten und über 10.000 Artikel. Die Kollektionen sind naturgemäß auf den jeweiligen Arbeitsbereich abgestimmt. Die Overalls für den Kfz-Bereich sollen demnach nicht nur gut sitzen und widerstandsfähig sein, sie sind zudem darauf ausgelegt, die Kundenfahrzeuge nicht zu beschädigen. Deshalb sucht man Reißverschlüsse, Nieten oder Knöpfe entweder vergebens oder sie sind mit Stoff verdeckt, wie es heißt. Auch bei Mewa legt man Wert auf Komfort: „Wir achten bei unserer Berufskleidung auf eine bequeme Schnittführung und auf atmungsaktive Gewebe wie wir sie aus der Freizeitmode kennen. Reine Baumwollstoffe können längst nicht das leisten, was moderne Mischgewebe heute schaffen. Die haben ein leichtes, angenehmes Tragegefühl, sind nachgiebiger bei Bewegungen und passen sich Temperaturwechseln besser an“, erläutert Horst Hübler, Verbandsmanager bei Mewa.
Das Unternehmen aus Wiesbaden kleidet übrigens nicht nur Kfz-Techniker ein, sondern produziert auch textile Schutzanzüge für Teile des Fahrzeugs. Toptext-Schonbezüge schützen demnach Sitze, das Lenkrad oder den Fußbereich eines Fahrzeugs vor unabsichtlichen Verschmutzungen bei Werkstatt- und Reparaturarbeiten. „Vor dem Hintergrund der uneingeschränkten Pfandpflicht für Einwegverpackungen, die ab 2022 in Kraft tritt, suchen viele Unternehmen schon jetzt eine umweltverträglichere und nachhaltigere Lösung als Plastikhüllen“, erklärte Silvia Mertens, Leiterin Produktmanagement Vertrieb bei Mewa.
Das Besondere an den Mietbekleidungsanbietern ist der Full-Service: Im Anschluss an den Auftrag oder bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern für einen bereits bestehenden Kunden erfolgt bei Bedarf die Abmessung und Anpassung der Bekleidung im Kfz-Betrieb. Über die Häufigkeit der Anlieferung und Abholung entscheidet der Betriebsinhaber. Nach der Abholung werden die Garnituren in den hauseigenen Wäschereien gereinigt. Die Mitgliedsunternehmen bereiten die Textilien eigenen Angaben zufolge ressourcenschonend auf. Das ist ein verhältnismäßig neuer Trend, dem sich die Anbieter teilweise verschrieben haben: In den Wäschereien wird danach im Niedrigenergie-Bereich und ohne Einsatz von belastenden Waschzusätzen gereinigt. Im Anschluss erfolgt eine Qualitätskontrolle. Falls Teile beschädigt oder defekt sind, erfolgt die Reparatur oder gegebenenfalls der Austausch automatisch. Optional können Kunden spezielle Schranksysteme ordern, in die der Lieferservice saubere Kleidungsstücke ablegt und gebrauchte Monturen vorfindet.