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Foto: Daimler AG

Drohende Fahrverbote

Auf die Plätze, fertig, nachrüsten!

Händler und Kunden haben sie gefordert, nun hat das KBA die ersten Freigaben zur Hardwarenachrüstung erteilt. Das Interesse ist riesig, Daimler und VW wollen die Halter mit Zuschüssen unterstützen.

Der Streit um Hardwarenachrüstungen dauert nun bald schon genau so lange wie die Dieselaffäre selbst. Während sich BMW gegen eine Nachrüstung von Bestandsfahrzeugen ausgesprochen hatte und lieber Neuwagen rabattieren wollten, gibt es für die Fahrer von Mercedes-Dieseln mit OM 651 Dieselmotor und Euro-5-Norm nun gute Neuigkeiten. Auch für die 1.6 TDI-Motoren von VW wurde nun einem System von Baumot die ABE erteilt.

Um von Fahrverboten verschont zu bleiben, sollen nachgerüstete Fahrzeuge den Euro-5-Grenzwert von 270 Milligramm pro Kilometer auch im realen Betrieb einhalten. Dafür werden die Fahrzeuge mit zusätzlichen SCR-Anlagen ausgerüstet.

Welche Fahrzeuge können aktuell oder in Kürze nachgerüstet werden:

Volvo: XC60 / V60 S60 D3,D4,D5 sowie XC70 / V70 / S70 D3,D4,D5
Mercedes: C220 amp; 250 CDI, E220 amp; C250 CDI, GLK 220 CDI, V220 CDI (OM651)
VW: 1.6 TDI, EA 189, Motorkennbuchstaben: CAYA, CAYB, CYAC, CAYD, CAYE
2.0 TDI, EA 189 Motorkennbuchstaben: CBDC, CFFE, CFFD, CAAA, CAAB, CAAD, CFHE, CLCA, CFHF, CAGC
1,6 TDI, EA 288, Motorkennbuchstaben: CRKA, CLHB, CLHA, CRKB
2.0 TDI, EA 288, Motorkennbuchstaben: CDCA
BMW: X3 2.0d, 518d/520d/525d 318d/320d/325d (N47D20)

Was bedeutet die Nachrüstung für den Fahrer?

  • Der Treibstoffverbrauch steigt zwischen 5-13 Prozent laut ADAC Messung.
  • Der AdBlue Verbrauch steigt auf 2 - 3 Liter/100 km oder 20 Cent/100 km.
  • Die Nachrüstkosten werden derzeit nur in Schwerpunktregionen bezahlt.
  • Die Nachrüstung wird im Fahrzeugschein vermerkt, dafür erhält der Fahrzeughalter von der Werkstatt einen Einbaunachweis.
  • Die Abgasnorm Euro 5 bleibt erhalten, der Zusatz im Schein nimmt ein nachgerüstetes Fahrzeug von Euro 5 Fahrverboten aus.
1.6 TDI (EA 189)-Motor mit Euro 5 - nun kurz vor der NachrstungFoto: VW

Kosten?
Die Hardwarekosten für die entsprechenden Nachrüstanlagen geben die Hersteller derzeit zwischen 1500 und 3000 Euro an. Für den Kunden ist die Nachrüstung mit mindestens einem Tag Werkstattaufenthalt verbunden, daher liegen die Gesamtkosten für den Kunden schnell zwischen 2500 und 5000€, je nach Fahrzeug, Stundensatz und zusätzlichen Kosten. Zudem wird eine Eintragung im Fahrzeugschein fällig, dafür erhebt das Verkehrsamt Bearbeitungsgebühren, auch der Amtstermin will zeitlich eingeplant werden – in Ballungsräumen sind die Ämter auf Wochen ausgebucht.

Wer bekommt die Zuschüsse?
Daimler und VW beteiligen sich mit bis zu 3000 Euro (brutto) an den Kosten der Nachrüstung, Zuschüsse sind jedoch nur in den 14 Schwerpunktstädten zu erwarten, in denen der gesetzliche Grenzwert von 40 Milligramm NOx pro Kubikmeter im Jahresmittel mit über 50 mg übertroffen wird. Gemeint sind: München, Stuttgart, Köln, Reutlingen, Düren, Hamburg, Limburg, Düsseldorf, Bochum und Ludwigshafen.Gefördert wird die Nachrüstung bei ausschließlich privat genutzten Fahrzeugen mit Euro-5-Diesel, deren Halter in den vom BMVi definierten Schwerpunkt wohnen. Das Fahrzeug muss seit mindestens dem 2. Oktober 2018 ununterbrochen auf den Antragssteller zugelassen sein, ebenso muss der Wohnsitz seit dem diesem Datum unverändert in einer der Scherpunktregionen liegen.

Besondere Entlastungen gewährt der Hersteller für Pendler, deren Arbeitsstätte in einer der Schwerpunktstädte liegt und deren Wohnort maximal 100 km Luftlinie von der Arbeitsstätte entfernt ist. Ebenso fördert man den besonderen Umstand der Schwerbehinderung: Liegt für ein Fahrzeug ein „blauer Parkausweis“ vor, so wird die Nachrüstung ebenfalls gefördert, wenn eine Schwerpunktstadt in maximal 100 km Entfernung liegt. Hier unterscheidet man auch nicht, ob der Fahrzeughalter selbst Inhaber der Parkerleichterung ist oder eine im Haushalt lebende Person.

Für Handwerker und Lieferdienste gibt es seitens des Bundes ein eigens Förderprogramm, was die Nachrüstung solcher Systeme ebenfalls fördert. Hier rechnet man mit 4000 - 8000 Euro Kosten für leichte Nfz und 6000 - 12000 Euro für schwere Nutzfahrzeuge. Die maximale Förderung liegt bei 4000 Euro, insgesamt stehen 333 Mio. Euro für dieses und das nächste Jahr bereit – wenn die Gelder erschöpft sind, wird die Nachrüstung nicht mehr gefördert.

Technisch stellt das KBA an die Nachrüstsysteme ebenfalls hohe Anforderungen: Sie müssen mindestens 100.000 km oder fünf Jahre ohne Probleme funktionieren, zudem darf der gesamte NOx-Ausstoß nicht über 270 mg pro Kilometer liegen. Der ADAC hat entsprechende Nachrüstsysteme einem Langzeittest von 50.000 km unterzogen und hat zu den Ergebnissen ein gemischtes Urteil. Die Haltbarkeit der (Vorserien-)Geräte ließ im Test noch etwas zu wünschen ürbig, die Abgasreinigung im Sommer klappt dafür hervorragend und lag unter den vom KBA geforderten Werten. Im Winter hingegen waren die Einrichtungen trotz höherem Schadstoffgrenzwert (unterhalb von 4 Grad steht das KBA Nachrüstsystemen einen doppelt so hohen NOx-Ausstoß, also 540 mg/km zu) teilweise nicht in der Lage, die Grenzwerte einzuhalten – die Anlagen kamen schlichtweg nicht auf ausreichende Betriebstemperatur. Da es sich jedoch um Vorserienanlagen handelt, und die grundsätzliche Schadstoffreduktion messbar funktionierte, zeigt sich der ADAC mit den Lösungen zufrieden.

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