Image
Foto: Foto: Scania CV AB
In Schweden wird seit 2016 ein Oberleitungs-System von Siemens fr Lkw auf einer ffentlichen Strae getestet.

Markt

Oberleitung auf der Autobahn

Oberleitungs-Busse scheinen ein Relikt aus vergangenen Zeiten. In drei deutschen Städten haben sie sich gehalten – und sind vielleicht hochmodern. Das Bundesumweltministerium will nun sogar den Güterverkehr auf der Autobahn elektrifizieren.

Was im Pkw-Bereich nur schleppend anspringt, geschieht im Lkw-Bereich noch träger: die Elektrifizierung des Antriebs. Um die gesteckten Klimaziele erreichen zu können, führt besonders im Güterverkehr am elektrischen Antrieb aber kein Weg vorbei, ist das Bundesumweltministerium überzeugt und startet deshalb jetzt mit Feldversuchen von Oberleitungs-Lkw. Getestet wird auf Autobahnteilstücken in Hessen und Schleswig-Holstein: vom Logistikzentrum Lübeck (A1) Richtung Hafen und im Bereich von Darmstadt Richtung Frankfurter Flughafen Süd (A5) sind jeweils sechs Kilometer in beide Richtungen mit Masten und Fahrdrähten ausgerüstet worden.

Etwa zehn Lkw verschiedener Speditionen beteiligen sich an dem Projekt. Sämtliche Fahrzeuge stammen von Scania und wurden dort entsprechend modifiziert: an den Standard-Diesel-Antrieb angeflanscht ein Elektromotor, auf dem Zugfahrzeug oder dem Auflieger die Akkus. Stromabnehmer und Sensorik kommen von Siemens. Alles zusammen verursacht zwar ein Mehrgewicht von knapp zwei Tonnen, aber meist ist der limitierende Faktor im Güterverkehr mehr die Volumenkapazität als die Lastgrenze. Die Prototypen kosten heute noch das Dreifache eines handelsüblichen Lkw, in Serienfertigung soll sich der Aufpreis, dem Ministerium zufolge, aber auf einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Prozentbereich belaufen.

Auf den jeweils sechs Kilometern der Teststrecke fahren die Lkw nicht nur elektrisch, sie holen sich währenddessen auch die Kraft für einige Zusatzkilometer ohne Oberleitung. Ein Kilometer unter dem Fahrdraht reicht bei heutiger Akku-Technologie für etwa drei Kilometer rein batterie-elektrische Fahrt. Zukünftig wird mit mehr als dem Vierfachen gerechnet. Und da die Warenströme hauptsächlich auf 3.000 bis 4.000 Autobahnkilometern des 13.000 Kilometer langen Gesamtnetzes fließen, würde man mit etwa 1.000 Kilometern Oberleitungen diesen Verkehr abdecken können, so das Ministerium. Vom Kostenfaktor her wäre das überschaubar. Pro Kilometer Oberleitung kostet die Infrastruktur nach Berechnungen des Umweltministeriums rund eine Million Euro. Bei einem Etat von 260 Milliarden Euro für den Bundeswegeplan bis 2030 wäre das eine Investition im Promillebereich. Und bei Verbesserungen in der Akku-Technologie könnte vielleicht schon bald mehr Energie während der Oberleitungsfahrt gespeichert werden. Dann würden schon 400 Kilometer Oberleitungen ausreichen.

Den Lkw-Fahrer stellt die Infrastruktur nicht vor besondere Herausforderungen. Wird der Brummi auf die Oberleitungsstrecke gefahren, melden Laserscanner das dem Trucker. Der drückt einen Knopf, und der Fahrdrahtnehmer hebt sich an die Oberleitungen, die in 5,50 Metern Höhe über die Straße gespannt sind. Beim Überholen fährt der Abnehmer automatisch herunter und nach dem Wiedereinscheren in die echte Spur ebenso automatisch wieder auf die 600 bis 700 Volt führenden Fahrdrähte. Kommt es zu Baustellen im Oberleitungsbereich, lassen die Masten ein Versetzen der stromführenden Drähte um eine Fahrspur zu.

Etwa drei Jahre soll der Feldversuch nun laufen, und auch international ist das Interesse bei der Elektrifizierung von Lkw groß: Gerade hat die Bundesregierung mit dem schwedischen Verkehrsministerium eine Vereinbarung getroffen, um grenzüberschreitende Güterverkehre zu elektrifizieren. (sp-x)

Image

Scania

Teststrecken sollen Daten über Oberleitungen liefern

Scania ist Lieferant für den vom deutschen Umweltministerium finanzierten Oberleitungs-Versuch. Bis Jahresende sollen 15 R-450-Hybrid-Lkw unterwegs sein.

    • Nutzfahrzeuge
Image
obus-solingen-kiepe.jpeg

Nutzfahrzeuge

Kiepe Electric/Solaris: Flexible Trollinos für die Klingenstadt

Der Anteil an Elektrobussen steigt im ÖPNV. Besonders markant sind die traditionsreichen Oberleitungsbusse. Die Stadtwerke Solingen setzen dabei auf eine deutsch-polnische Kooperation.

    • Nutzfahrzeuge
Image
Lkw dominieren den Güterverkehr – allen Ankündigungen zur Verlagerung der Fracht auf die Schiene zum Trotz.

Keine Trendwende in Sicht

Lkw stemmen drei Viertel des Güterverkehrs 

Der Güterverkehr in Deutschland ist während der Corona-Krise zurückgegangen. Der Lkw konnte seine Marktanteile trotzdem ausbauen.

    • Lkw + Bus
Image

Diesel-Nachrüstung

Verkehrsministerium setzt weiter auf Nachrüstung

Hardware-Nachrüster erhalten vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine Förderung in Millionenhöhe, teilt die Baumot Group mit.

    • Hardware, Abgasanlage, Abgasuntersuchung